Bauwerk

Stadthaus Churerstraße
Gohm Hiessberger Architekten - Feldkirch (A) - 2020
Stadthaus Churerstraße, Foto: Ulf Hiessberger
Stadthaus Churerstraße, Foto: Ulf Hiessberger
14. Februar 2023 - vai
Die Lage im Zentrum von Feldkirch zwischen Altstadt und Villenviertel ist sehr prominent. 2008 wurde die Liegenschaft erworben, der alte Bestand abgerissen, trotzdem blieb das Grundstück lange unbebaut. Die schmale, lange, leicht konisch zugeschnittene Parzelle liegt eingezwängt zwischen zwei Häusern. Im Süden am verkehrsumbrausten Unteren Hirschgraben ist sie gerade einmal 7,70 Meter schmal, ausgerechnet ihre östliche Längsseite verläuft großteils – fast 22,65 von insgesamt 29 Metern - an der nachbarlichen Feuermauer entlang. Sie steht nur im Süden 2,4 Meter und im Norden knapp 3,8 Meter vor. Das heißt: im Osten war sie de facto nicht zu belichten. Ein knapp drei Meter breiter, öffentlicher Weg flankiert die westliche Grundgrenze. Hier ist der Bauplatz 27,65 Meter lang, hier steht die Villa Pontesegger. Diese gründerzeitliche Pretiose des Baujahres1881 von Baumeister Seraphim Pümpel liegt in einem herrschaftlichen Garten. Wo er beginnt, hat die Parzelle ausreichend Sonnenlicht und eine schöne, freie Sicht ins Grüne.

Im Jahr 2008 entwarfen die Architekten Gohm und Hiessberger ihr erstes Projekt für diesen Bauplatz, viele Varianten folgten, 2013 wechselte die Bauherrschaft auf die Alpenländische Gemeinnützige WohnbauGmbH. Die Architekten entwickelten eine hochintelligente Lösung, die nach der Zustimmung aller Anrainer und Anrainerinnen auch realisiert werden konnte. Sie organisierten das lange, schmale Haus als Zweispänner mit einem offenen Stiegenhaus in der Mitte. Auf so einem beengten Bauplatz mit einer derart schwierigen Belichtungssituation zählt jedes Detail. Gohm Hiessberger verdichteten ihr offenes Stiegenhaus maximal und schoben es an die nachbarliche Feuermauer. Eine zweiläufige Treppe, daneben ein Lift, davor ein Podest, das als offener Laubengang rechts und links je eine Wohnung erschließt. Die komprimierte, zurückgesetzte Vertikalerschließung trennt den Baukörper klar in ein Vorder- und Hinterhaus. Sie schafft zwischen beiden einen Freiraum, der zwei kleine weitere Fenster ermöglicht und auch mehr Licht auf den schmalen Weg dringen lässt.

Die kleinen, kompakten Wohnungen im Süden werden durch große Fenster besonnt, die nordseitigen Wohnungen profitieren vom Garten der Villa Pontessegger. Sie haben einen wunderschönen Blick und von zwei Seiten Licht. Im nordwestlichen Eck des Hauses sind Loggien eingeschnitten. Feine, aufmerksame Details nobilitieren den Wohnbau. Die Stiege ist höchst aufmerksam geplant, ihre Handläufe reduziert und schlicht, die glatte Putzschicht um Fenster und Loggien bildet einen schönen Kontrast zu den grob verputzten Flächen dazwischen, großer Rankputz wird auch an der fensterlosen Seitenmauer Kletterpflanzen hochranken lassen. Das Haus hat Solarkollektoren am begrünten Dach, Isolierglas, ist gut gedämmt und Klimaaktiv-Silber-zertifiziert. (Text: Isabella Marboe)

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Für den Beitrag verantwortlich: Vorarlberger Architektur Institut

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