nextroom - Wohnhaus M29

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22. Dezember 2025 - ARCHITEKTUR RAUMBURGENLAND

An einem sonnigen, kalten Wintertag entfaltete sich der Charme eines Grundstückes mit Bestandshaus in einer burgenländischen Weinbaugemeinde. Das mit Einfriedungsmauern umgebene Eckgrundstück war seit mehr als zwei Jahrzehnten verlassen. Beim ersten Eintreten offenbarte sich ein wild verwachsener Garten, einem Dschungel ähnelnd.

Die 37,62 m lange Parzelle befindet sich im erweiterten Ortskern, umgeben von traditioneller, ortstypischer Bebauung. In einer der ältesten Gassen des Ortes war das bestehende Gebäude eines von bis heute mehreren desolaten, leerstehenden Häusern.

Der vorgefundene Bestand eines ehemaligen Wohnhauses aus der Zwischenkriegszeit war abbruchreif und eine Neubebauung der Liegenschaft war die präferierte Alternative. Das neue Gebäude nimmt Lage und Form des Vorgängerbaus auf und interpretiert so in moderner Art die traditionelle Bauform der burgenländischen Streckhäuser.

Minimalistisch in Form, Technik und Materialität entstand ein puristischer Holzriegelbau, der aus den verwendeten Materialien, möglichst roh und unbehandelt, und aus seiner reduzierten Schlichtheit seine Qualität bezieht.

Das Wohngebäude wurde von der Straße etwas zurückgesetzt um einen überdachten Vorplatz zu schaffen. Dem Haupthaus folgt eine eingeschnittene Terrasse, der das Nebengebäude angeschlossen ist. Die Gebäude sind gartenseitig durch ein Vordach und einen Steg miteinander verbunden.

Um die ursprüngliche Intention des Bebauungsplanes – einen möglichst geschlossenen Eindruck zu vermitteln – aufzugreifen wurde das Grundstück erneut mit Einfriedungsmauern geschlossen. Der Flächenverbrauch und damit die Versiegelung des Bodens wurden durch die neue Bebauung nur geringfügig erhöht. Nach außen zur Straße hin wird analog zum Vorgängerhaus ein möglichst geschlossener Eindruck beibehalten. Im Inneren öffnet sich das Gebäude und orientiert sich zum Garten und zur Sonne hin.

Zur an der Nordwestseite gelegenen Straße ist die 37,62 m lange Holzfassade aus stehender Fichten-Schalung eine klare Abgrenzung und Einfassung des Gesamtensembles.

Entlang der Längsseite des Gebäudes befindet sich im Innenraum eine Versorgerzone – eine Schrankwand mit komprimiertem Technikbereich im Eingangsbereich und Küche im Wohnbereich. Neben der Versorgerzone ist die Erschließungszone angeordnet, die die Raumabfolgen miteinander verbindet. So werden die einzelnen Nutzungen, die sich zum Garten – der Südostseite – hin orientieren, erschlossen. Den Räumen ist ein überdachter Steg mit direktem Grünraumbezug vorgelagert. Hier erstreckt sich wie früher der Garten, gefasst durch die mit Spalierobstbäumen begrünten Umgebungsmauern.

Waren früher hier die sogenannten Krautgärten angesiedelt, nimmt auch der heutige Garten diese Tradition durch möglichst naturnahe Gartengestaltung mit Obstbäumen und Gemüsebeeten zur Selbstversorgung wieder auf.

In seiner Summe ergibt das Gebäude mit dem vorgelagerten Steg samt Vordach, der eingeschnittenen Terrasse, dem Garten und den Einfriedungsmauern ein introvertiertes Gesamtensemble, das ein grünes Refugium in sich birgt.

Intention des Projektes ist aufzuzeigen, wie man in einer gewachsenen dörflichen Struktur zeitgemäß bauen kann – mit Rücksicht und mit der Wiederaufnahme traditioneller Elemente. Vielleicht kann dieses Projekt als Vorbild für eine gelungene Revitalisierung von brach liegenden Dorfstrukturen dienen. (Text: Architekt, bearbeitet)

Details

Architektur: Clemens Haller
Bauherrschaft: Clemens Haller, Sandra Lengauer
Tragwerksplanung: Holzbau Kast GmbH

Maßnahme: Neubau
Funktion: Einfamilienhaus
Planung: 2019
Ausführung: 06/2020 - 10/2021

Grundstücksfläche: 532 m²
Nutzfläche: 105 m²
Bebaute Fläche: 172 m²

Nachhaltigkeit

Erdwärmepumpe mit Grabenkollektor
Kontrollierte Wohnraumlüftung
Fußbodenheizung
PV-Anlage am Dach Werkstatt/Lager vorbereitet
Bestehender Brunnen am Grundstück
Teilweise Regenwasserversickerung auf Eigengrund

Energiesysteme: Lüftungsanlage ohne Wärmerückgewinnung, Photovoltaik, Wärmepumpe
Materialwahl: Holzbau, Vermeidung von PVC für Fenster, Türen, Vermeidung von PVC im Innenausbau, Überwiegende Verwendung von Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen

Raumprogramm

Wohngebäude: Vorraum, Gang, 3 Zimmer, Bad, WC, Wohnküche, Galerieebenen
Terrasse mit Steg
Nebengebäude: Werkstatt, Lager

Ausführende Firmen

Baufirma: AKM Bau GmbH., Bernstein; Holzbau: Holzbau Kast GmbH, Gols; Fenster, Türen: Josko, Schmied, Bruck an der Leitha; Dachdecker, Spengler: Haider GmbH., Neusiedl am See; Elektro: Fuchs Elektrotechnik, Podersdorf am See; Haustechnik: Ewald Janska, Neudörfl; Schlosser: Metallbau Wachtler, Gols; Glaser: Kovacs, Gols; Fliesenleger: Seefliesen, Frauenkirchen; Maler: Maler Matz, Neusiedl am See

Preise und Auszeichnungen

Preisträger: Burgenländischer Dorferneuerungspreis 2021

Nominiert: Holzbaupreis Burgenland 2024: Kategorie Wohnbauten

Pläne

Lageplan
Grundriss EG
Dachdraufsicht
Schnitt A
Schnitt B
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Ansicht SO
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