Bauwerk

Antwerp Fashion Museum MoMu - Umbau
Marie-José Van Hee - Antwerpen (B)

Keine heil'gen Hallen

Antwerpen ist eindeutig Belgiens Hauptstadt, wenn es um Mode geht. Jetzt gibt es dort auch ein eigenes Modemuseum

8. November 2002
„ModeNatie“ nennt sich das imposante Gebäude aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert in Antwerpen, in dem vor kurzem das „ModeMuseum“, kurz MoMu genannt, eröffnet wurde. Das unter der Aufsicht der Genter Architektin Marie-José Van Hee renovierte Haus liegt im historischen Kern der flämischen Stadt, die sich mit ihrer exquisiten Modeausbildung an der Königlichen Akademie für Schöne Künste und einer Riege international renommierter Designer wie Ann Demeulemeester, Walter Van Beirendonck, Dries Van Noten, Dirk Van Saene, Martin Margiela oder Raf Simons einen großen Namen gemacht hat. Das Haus in der Nationalestraat - ums Eck ist das wunderschöne Geschäft von Dries Van Noten namens „Modepalais“ - beherbergt nicht nur das MoMu, hier haben sich auch das sehr umtriebige Flandern Fashion Institute und die Modeabteilung der Akademie für Schöne Künste angesiedelt.

Direktorin des MoMu ist Linda Loppa, die auch das Flanders Fashion Institute ins Leben gerufen hat und die Modeabteilung an der Akademie leitet. Sie hat sich vorgenommen, frischen Wind in den Museumsbetrieb zu bringen. Die Sammlung von fünf Jahrhunderten Mode und Textilgeschichte soll beispielsweise in Richtung zeitgenössische belgische Designer bedeutend erweitert werden. Geplant sind interdisziplinäre Ausstellungen und ein vielseitiges Vermittlungsprogramm, zudem sollen neue Konservierungsmethoden erforscht werden. Neben Themenausstellungen bietet das MoMu eine Serie von Publikationen, eine wissenschaftliche Bibliothek samt Lesesaal oder Filme im dort angesiedelten Kino. Die Parole heißt also weg vom musealen Präsentieren, hin zu einem lebendigen Treffpunkt und Studienzentrum für alle, die sich für Bekleidung, Textilien, Produktionstechniken und Design sowie deren sozialen und kulturellen Kontext interessieren.

Zur Inauguration gönnt sich das MoMu gleich zwei Events. Zum einen „Selectie 1: Backstage“ (bis 16. 2. 2003), zum anderen „Ambimorphous“ (bis 26. 1. 2003). In „Selectie 1“ wird eine erste Auswahl aus der umfangreichen Sammlung des Hauses gezeigt, eine Art Visitenkarte für die zukünftige Ausstellungspolitik. „Ambimorphous“ ist ein Beitrag des britischen Designers Hussein Chalayan, in dem dieser die Grenzen zwischen Macht und Ohnmacht, realem Erleben und surrealer Wahrnehmung erkundet. Präsentationsfläche ist die MoMu Gallery, die auch zukünftig als Experimentierfeld für Design, Fotografie, Architektur, Video usw. dienen soll.

„Die coole und schicke Gestaltung der ModeNatie öffnet den Weg für ein internationales Publikum“, meint Andreas Bergbaur von der Modeklasse der Wiener Angewandten über die neue Fashion-Anlaufstelle. Und gibt zu bedenken: „Es ist aber auch ein Schritt, der die subversive Aura und den rebellischen Charakter der belgischen Mode zurückdrängen könnte.“ Man wird sehen, ob dem so ist.

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