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werk, bauen + wohnen 9-09
Umbauen
werk, bauen + wohnen 9-09
zur Zeitschrift: werk, bauen + wohnen
Die Geschichte der Architektur der Stadt handle – neben gieriger Land- und Bauverwertung – auch von Erhaltung, Umnutzung und respektvoller Wiederverwertung, hat Vittorio Magnago Lampugnani, Professor für Städtebau an der ETH Zürich, vor einigen Jahren zum Thema Transformation erklärt. «So sind neue Städte überwiegend auf den Fundamenten von alten Städten errichtet worden, werden innerhalb ihrer sorgfältig definierten Grenzen modifiziert und modernisiert.» Von solchen Modifikationen berichtet dieses Heft.
«Umbauen» ist ein Thema, das wie kaum ein anderes die Aufgaben umschreibt, die uns und unsere Bauwirtschaft schon heute und künftig noch intensiver beschäftigen werden. Rund ein Drittel aller Gebäude in den Schweizer Städten sind vor 1945 entstanden – der grösste Teil von ihnen harrt einer Sanierung, einer Anpassung an veränderte Lebensgewohnheiten und Wohnbedürfnisse. Neue Anforderungen bezüglich Raumverhältnissen, Grösse, Belichtung und Komfort, aber auch in Bezug auf energetische und haustechnische Belange verlangen ein Nachrüsten der bestehenden Bausubstanz, damit sie die nächsten fünfzig Jahre überdauert. Dies gilt freilich nur in eingeschränktem Masse für denkmalgeschützte Bauten. Das Erhalten eines Gebäudes bedeutet häufig dessen Transformation. Selbst eine Rückführung auf vormalige Zustände oder ursprüngliche Strukturen impliziert immer eine Veränderung, ein Umbauen. Dabei dienen Transformationen gleichermassen der Erhaltung des Gebauten wie der Befriedigung neuer Bedürfnisse, die sich über den Lebenszyklus eines Gebäudes verändern. Eine ehemalige Tuchfabrik kann zur Kunsthochschule werden, ein Teil eines Schiessstands zur Jugendmusikschule, ein barockes Zehntenhaus zum Hotel oder ein Lagerschuppen zum Theaterhaus. Oft muss der Wandel von Nutzen und Funktionen allerdings nicht so radikal sein. Auch die Anpassung einer 80-jährigen Reihenhaussiedlung, eines Stadthauses aus der Gründerzeit oder eines 40-jährigen Wohnhochhauses an seither gewandelte Ansprüche löst eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit der gewachsenen Substanz aus und baut, damit sie gelingt, auf einem langen baugeschichtlichen Gedächtnis auf. Deshalb steht die architektonische Leistung beim Bauen im und am Bestand derjenigen des Neuentwurfs «auf der grünen Wiese» in keiner Art nach; im Gegenteil: Die Weiterentwicklung des Gebäudebestands erfordert ein umfassendes Verständnis für die Geschichte und das Potential eines Ortes und eines Bauwerks. Dies zeigt der einleitende Essay von Jürgen Tietz zur Bedeutung des Umbauens nachdrücklich auf. Wir zeigen eine Reihe gelungener Umbauten, auf verschiedenen Massstabsebenen, in unterschiedlichen Kontexten und mit vielfältigen Ansprüchen an Um-Nutzung und Neudefinition von Gebäuden quer durch die Schweiz – ein Plädoyer für den Umbau.

Die Redaktion

Jürgen Tietz
Strategie Zukunft Ein Plädoyer für Architektur im Bestand

Anna Schindler
Neues Kleid – neues Innenleben Sanierung und Erweiterung eines Wohnhochhauses an der Weberstrasse in Winterthur von Burkhalter Sumi Architekten, Zürich

Philipp Esch
Inbetween Sanierung der Siedlung Stadtrain in Winterthur von Knapkiewicz & Fickert Architekten, Zürich

Klaus Spechtenhauser
Transformation in der Basler Vorstadt Umbau eines Reihenhauses an der Blauenstrasse in Basel von sabarchitekten

Martin Tschanz
Alpine Geborgenheit Die Terrihütte des SAC auf der Greina von Gion Caminada, 2007

Caspar Schärer
Ungewöhnliche Nachbarschaft Einbau eines Musikzentrums im Schützenhaus Albisgüetli von Diethelm & Spillmann Architekten

Caspar Schärer
Drei unter einem Dach Umbau einer Einstellhalle zum Theaterhaus Thurgau von Bischoff Kopp Architekten

Anna Schindler
Neue Gastlichkeit Umbau Restaurant Kartause Ittingen von Harder Spreyermann Architekten

Martin Tschanz
Als wäre alles ganz normal Umbau und Erweiterung Imhof-Haus, Binningen von Buol&Zünd Architekten

Thomas Schregenberger
Atmosphärisch verdichtet Umbau der Villa Rainhof für die Universität Zürich von Elisabeth und Martin Boesch

Nott Caviezel
Nach der Fabrik Sanierung und Umbau der ehemaligen Tuchfabrik Schild AG zur Hochschule der Künste Bern
von Rolf Mühlethaler

Forum
Orte: Klaus Merz
EFH: Wohnhaus in Chardonne von [Made in]
Wettbewerb: Projektwettbewerb für die Umnutzung des Zeughausareals in Sitten
Nachruf Heinz Isler
Zum werk-material: Zum Büro- und Schulungsgebäude für IMD in Lausanne von Richter Dahl Rocha
Zum werk-material: Bürogebäude in Lugano von Ammann Architekten
Innenarchitektur: Plädoyer für einen anderen musealen Umgang mit Gebrauchsspuren
Landschaftsarchitektur: Lausanne Jardins 2009
Ausstellung: Jabornegg & Pálffy – Bauen im Bestand. Eine Ausstellung im Architekturmuseum der TU München
Ausbildung: Kommentare zum SIA-Bildungspapier
bauen rechten: In welcher Form sind Pläne an den Bauherrn herauszugeben?

werk-material
Richter et Dahl Rocha bureau d’architectes SA, Lausanne: Research Centre – Nestlé Building – IMC Lausanne, VD
Ammann Architetti, Zürich und Verscio: Bürohaus in Lugano, TI

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