Zeitschrift

Steeldoc 03/09
Schule und Bildung
Steeldoc 03/09
zur Zeitschrift: Steeldoc
Herausgeber:in: Stahlbau Zentrum Schweiz
Das Schulhaus prägt Kinder, den Volksgeist und den öffentlichen Raum. Wer erinnert sich nicht an die grossen Hallen «seiner Schule» und den Blick aus dem Fenster des ersten Schulzimmers? Die Identitätsstiftung wirkt aber nicht nur auf Erstklässler – das Schulhaus ist nebst der Kirche und dem Rathaus wohl das wichtigste Gebäude einer Gemeinde. Und so wird der Schulhausbau immer auch zum Politikum. Nicht zu pompös, aber doch ehrwürdig soll er sein. Er darf nicht zu viel kosten, aber doch von bester Qualität zeugen. Er soll Ausdruck des erzieherischen Auftrages sein und doch die Kreativität und Entwicklung der Schüler unterstützen. All diese Ansprüche müssen Architekten, Planer und Unternehmen erfüllen, wenn ein Schulhaus gebaut wird. Nicht selten entzünden sich darüber die Gemüter, denn es ist nicht einfach, alles unter einen Hut zu bringen wenn Pädagogen, Politiker, Eltern und Baubehörden mitreden. Aber es ist eine schöne und sinnvolle Aufgabe – mit nachhaltiger Wirkung. Und am Ende sieht alles so einfach aus.

Im vorliegenden Heft von steeldoc konnten wir für einmal ausschliesslich auf Schweizer Projekte zurückgreifen. Denn der Schulhausbau ist in der Schweiz, dank dem neuen Babyboom, derzeit en Vogue. Den Auftakt macht das wohl umstrittenste, aber auch das interessanteste aktuelle Schulhausprojekt der Schweiz: das Schulhaus Leutschenbach. Hier steht alles Kopf: die Turnhalle thront wie eine grosse Laterne auf einem kompakten, geschichteten Volumen. Fast meint man, das Haus schwebe über dem Boden, denn Stützen sind von aussen keine zu sehen. Die strukturelle Dominanz zeichnen grosse Fachwerkverbände, die damit zum eigentlichen Fassadenornament werden. Das Schulhaus Leutschenbach ist ein Manifest der Kühnheit und wurde natürlich mit dem Prix Acier 2009 ausgezeichnet. Ergreifend ist indes, dass in diesem Schulhaus, das man getrost als architektonisches Kunstwerk bezeichnen kann, Schüler der Vorstadt ihren ersten Schultag erleben – und sich ganz bestimmt immer an den Blick aus ihrem Klassenzimmer erinnern werden.

Dass ein schönes Schulhaus auch einfach, günstig und fein detailliert sein kann zeigt das Collège von Cugy, das für Schüler von vier kleinen Gemeinden bei Lausanne errichtet wurde. Der «sanfte Riese», wie wir ihn nennen, ist ein Manifest der Angemessenheit – im Sinne der Ausgewogenheit aller Ansprüche, die an diesen Bau gestellt wurden. Ein weiteres ausserordentliches Schulhaus steht in Neuchâtel. Es zelebriert die kubische Lochfassade und keiner würde vermuten, dass dahinter ein Stahlbau steckt. Doch eigentlich spielt diese Struktur genau die modularen Vorteile des Stahlbaus aus, insbesondere die Erdbebensicherheit. Auch Manager erinnern sich an den Blick aus ihrem Schulzimmer und in die Lobby: elegante Weiträumigkeit spricht aus dem Neubau des Managementinstituts IMD am Genfer See – grosse Spannweiten, weitgehend stützenfreie Räume und ein offener Raum- und Lichtfluss.

Wie das alles funktioniert zeigt Steeldoc wie immer im Detail. Wir wünschen viel Vergnügen beim Studium sowie der Lektüre der nachfolgenden Seiten.

Evelyn C. Frisch

03 Editorial

04 Schulanlage Leutschenbach, Zürich
Manifest der Kühnheit

12 IMD – Mærsk Mc-Kinney Møller Center, Lausanne
Elegante Weiträumigkeit

20 Collège de la Combe, Cugy
Der sanfte Riese

26 Ecole de la Maladière, Neuenburg
Lichter Baukasten

31 Impressum

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Stahlbau Zentrum Schweiz

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