Zeitschrift

TEC21 2012|51-52
Glockengeläut
TEC21 2012|51-52
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Um es gleich vorwegzunehmen: Es ist kein alltägliches Thema, das TEC21 in dieser Ausgabe aufgreift. Es ist komplex und technisch – und die Lektüre deshalb für manche harte Kost. Allerdings lohnt sie sich, denn das Heft erschliesst ein interessantes tech­nisches Spezialgebiet der Ingenieurbaukunst. So manches wenig Offensichtliche und Komplexe ist anschaulich und zugänglich beschrieben.

Glockengeläut in Kirchtürmen: Die in der Regel schlanken und hohen Bauwerke – als vertikale Kragarme im Boden eingespannt – sind schwingungsanfällig. Und ausgerechnet in ihrer Spitze hängen regelrechte Schwingungsanreger: Glocken belasten die Kirchturmkonstruktion also nicht nur statisch. Sobald sie schwingen, entstehen Kräfte, die sich laufend verändern und die Konstruktion zusätzlich dynamisch beanspruchen. Die Erschütterungen und Schwingungen können dem Tragwerk zu­setzen. Denn der Anprall eines Klöppelballens auf die Glockenwandung kommt dem Schlag eines Hammers auf einen Amboss gleich, und die Bewegungen der Kirchturmspitze können beängstigend sein oder gar ein zerstörerisch grosses Ausmass annehmen («Glocken schaukeln den Turm auf»).

Die Ursachen dieser Überbeanspruchung der Konstruktion lassen sich beheben. ­Allerdings ist es nicht so eindeutig, wie Ingenieure dabei vorgehen sollen («Glockentöne aufeinander abstimmen»). Zu sehr sind die einzelnen Elemente der Glocken­anlage voneinander abhängig und beeinflussen oder stören sich sogar gegenseitig. Deshalb muss jeder Turm mit seinem Geläut einzeln betrachtet werden («Viel Be­wegung im Spiel»). Zudem verursacht jede konstruktive Änderung auch eine Veränderung des Glockenklangs.

Intervalle der einzelnen Schlagtöne sind dann beispiels­weise nicht mehr auf liturgische Elemente abgestimmt, oder die Lebendigkeit des Klangs, seine weichere Entfaltung und das längere Abklingen verändern sich in harte Anschläge, Knallgeräusche, Seelen- und Charakterlosigkeit, Obertönigkeit oder Kurzatmigkeit. Auch wenn die Musikalität der Glocke ein Stück weit Geschmackssache ist, missfallen solche Veränderungen im Allgemeinen.[1]

Um das für manche anspruchsvolle Thema der vorliegenden Ausgabe zu verstehen, ist eines wichtig: Bei einem Glockenschlag sollte man nicht nur hinhören, sondern sich die Schwingungen und die dabei entstehenden Bewegungen vorstellen. An den kommenden Festtagen bietet sich bestimmt die eine oder andere Gelegenheit dazu.

Clementine van Rooden


Anmerkung:
[01] Matthias Walter: «Zu neuen Klöppeln in Fribourg und Bern» in: Jahrbuch für Glockenkunde, 23.–24. Band, 2011/2012, S. 431–450.

05 WETTBEWERBE
Krematorium Hörnli in Basel

12 MAGAZIN
«Reale Lasten gewichten» | «Energieverbrauch berücksichtigen» | Bücher | Verkehrsprojekte – kürzlich eröffnet | Eine Reise zur Basler IBA-Landschaft

22 GLOCKENTÖNE AUFEINANDER ABSTIMMEN
René Spielmann
Schwingende Glocken beanspruchen den Glockenturm und können ihn beschädigen. Die einzelnen Einflüsse auseinanderzudividieren ist schwierig, denn sie sind komplex voneinander abhängig.

27 GLOCKEN SCHAUKELN DEN TURM AUF
Armin Ziegler
Das Läuten der Glocken ­verursacht in einigen Kirchtürmen gefähr­liche Resonanzen. Das zugrunde liegende Problem lässt sich anschaulich aufzeigen.

31 VIEL BEWEGUNG IM SPIEL
Roland Bärtschi, Roland Wolfseher und Pascal Fleischer
Der Kirchturm St. Konrad in Zürich wies Schäden auf. Die Ingenieure setzten ihn instand und analysierten die statischen und dynamischen Beanspruchungen.

37 SIA
Sitzung der Energiekommission 4/2012 | Wohlstand durch Mässigung? | Vernehm­lassungsstart: LHO und LM | ZN-Sitzung 1/2012 | Kennzahlenerhebung 2012 liegt vor

44 PRODUKTE | FIRMEN
Cersaie 2012 | Lista Office LO | dine & Shine | Merker

53 IMPRESSUM

54 VERANSTALTUNGEN

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Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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