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Auch in diesem Jahr ist die Dezember- Ausgabe der db den Lieblingsbauten der Redakteure gewidmet. Zur Auswahl der wie gewohnt kritisch betrachteten Projekte gehören dieses Mal eine Totenkapelle, die Ulrike Kunkel bei ihrer Recherchereise zum Südtirol-Heft entdeckte, der einfühlsame Umbau eines Berufsschulgebäudes in Heilbronn, dem sich Dagmar Ruhnau nähert, und ein Feuerwehrhaus in Österreich, das es Achim Geissinger angetan hat. Begleiten Sie uns auf der Entdeckungsreise zu unseren diesjährigen Favoriten. Viel Freude dabei! | Die Redaktion

Artikel

1. Dezember 2015 Ulrike Kunkel
deutsche bauzeitung

Seelenlandschaft

Totenkapelle und Erweiterung des Friedhofs in Katharinaberg (I)

In einem Dorf im Südtiroler Schnalstal wurde der Friedhof erweitert und um eine Totenkapelle ergänzt. Entstanden ist ein bemerkenswerter Ort, der durch klare Formen und zurückhaltende Gestaltung Ruhe und Konzentration ausstrahlt. Ein Platz für Trauer und Abschiednahme – ohne Pathos und bedrückende Schwere.

Das Dorf Katharinaberg im Schnalstal liegt recht spektakulär auf einem Bergsporn in 1 245 m Höhe. Von Meran kommend, erschließt sich das ca. 22 km lange Tal rechter Hand nach Nordwesten. Durch einen Tunnel gelangt man in die felsige Eingangsschlucht, passiert zunächst das Schloss Juval und erreicht nach einiger Zeit den Abzweig Richtung Katharinaberg. Die schmale Straße schlängelt sich auf den ca. 200-Seelen-Ort zu und gibt in der einen oder anderen Biege bereits den Blick auf den Kirchberg mit neuer Friedhofserweiterung und -einfassung sowie Totenkapelle preis. Durch die steile Hanglage und das damit einhergehende hohe »Fundament«, ragt die Kapelle aus dieser Perspektive doppelt so hoch auf, wie auf der Eingangsseite zur Kirche hin. Die Pfarrkirche St. Katharina im Hintergrund behauptet sie sich also durchaus selbstbewusst vor ihrem Nachbarn.

Bisher hatte die Gemeinde Schnals, zu der neben Katharinaberg noch vier weitere Ortschaften gehören, keine Totenkapelle, da die dreitägige Aufbahrung vor dem Begräbnis traditionell zu Hause stattfand. Durch veränderte Wohn- und Lebensformen kommt man allerdings auch hier mehr und mehr davon ab, sodass eine Kapelle für die Aufbahrung erforderlich wurde. Der kleine, in Form und Gestaltung bestechend simple und zurückhaltende Bau bietet nun den angemessenen Rahmen für die stille und persönliche Trauer und Verabschiedung, aber auch für die gemeinschaftliche am Tag der Beerdigung, an dem sich die Trauergemeinde auf der Rasenfläche vor der Kapelle versammelt.

Bei nicht einmal 1 300 Einwohnern im gesamten Schnalstal, überrascht es zunächst, dass auch eine Friedhofserweiterung notwendig wurde. Doch die Erklärung liegt in einer Besonderheit des Schnalstals: Jeder Verstorbene bekommt hier eine neue Grabstelle, sodass alle Familien mehrere Gräber haben, und das erfordert Platz. Daher wurde der Friedhof bereits einmal vergrößert und mit einer Stützmauer eingefasst. Nun stand eine neuerliche Erweiterung an und ein geeignetes Terrain musste gefunden werden. Den Bereich direkt an der Kirche zu nutzen kam nicht in Frage, da wegen des sehr steinigen Bodens die mögliche Aushubtiefe nach heutigen Anforderungen zu gering gewesen wäre. Also folgte die Gemeinde der Idee des Architekten, um die erste Ringerweiterung einen zweiten Ring zu legen; ebenfalls befestigt durch eine verputzte Mauer. Diese wird auf der westlichen Hangseite von einer Treppe begleitet, die einen wieder auf das Geländeniveau der Kirche und auf die Rasenfläche davor, einem alten Gräberfeld, bringt. Von hier aus ist auch die neue Totenkapelle zugänglich. Die kleine Kapelle ist als Teil der Einfriedungsmauer zu lesen und wächst quasi aus dieser heraus. Beide sind in Betonkonstruktion errichtet und einheitlich mit einem verriebenen, grobkörnigen Putz verputzt. Die Dachfläche aus Lärchenholz unterstreicht die Verbundenheit mit der Natur, farblich hat sich das silber-grau gewordene Holz inzwischen der hellen Farbe des Putzes angeglichen. Die Sparren aus Lärchenholz sind im Innenraum sichtbar; darüber liegt eine Schalung, auf der Schalung eine PVC-Haut, die das Wasser in die Dachrinne führt, darüber, mit einigem Abstand, die Holzbretter. So kann die Dachrinne versteckt liegen und nichts stört die klare, einfache Linie.

Ein Ort der Helligkeit

Durch ein großes zweiflügliges Tor, das in die Eingangsseite aus Lärchenholz eingeschnitten ist, betritt man das Innere des Aufbahrungsraums. Die hellen, glatt verputzten Wände, der offene Dachraum und der polierte Betonestrich prägen den nahezu undekorierten Raum. Und natürlich die Natur!

Die komplett verglaste Stirnseite öffnet sich zum Tal hin und holt die grandiose Landschaft in das Gebäude hinein. Der Blick zu den Bergen, den Wäldern und in den Himmel spendet den Trauernden Trost. Im Vordergrund lediglich ein minimalistisches Kreuz. Der neutral gehaltene Raum und der Bezug zur Natur berühren die Sinne und schaffen einen friedlichen Ort der Ruhe und der Einkehr. Eine »Stube«, die Platz für den schwierigen Prozess des Abschiednehmens bietet und Nähe zum Verstorbenen zulässt.

Trauer und Tod architektonisch eben nicht mit Dunkelheit, Schwere und üppiger Symbolik gleichzusetzen, das war dem Architekten Arnold Gapp ein wichtiges Anliegen. Dass Architektur im Falle der Trauer unterstützend wirken kann, diesen Eindruck vermittelt der kleine Bau durchaus eindrucksvoll.

1. Dezember 2015 Christian Schönwetter
deutsche bauzeitung

Traditionspflege in Sichtbeton

Umbau eines Bauernhauses in München Alt-Riem

Dass Investoren verfallene Bauernhöfe sanieren, um sie anschließend als Wohnungen zu vermieten, kommt nicht alle Tage vor. Im Münchner Stadtteil Alt-Riem hat die Firma Euroboden auf genau diese Weise ein baufälliges Denkmal vor dem Abriss gerettet. Trotz eines neuen Innenlebens aus Beton stellt das umgebaute Haus viele Bezüge zur landwirtschaftlichen Vergangenheit des Orts her.

Kein Wort mehr gegen Investorenarchitektur! Wer glaubt, dass professionelle Immobilienentwickler stets gesichtslose Allerweltsbauten planen, sieht sich beim Schusterbauerhaus in München-Riem eines Besseren belehrt. Allerdings gehört der Bauherr, die Firma Euroboden, auch zu den wenigen Ausnahmen in der Branche, die höchst individuelle Wohnprojekte verwirklichen. Zuletzt erregte das Unternehmen mit Apartments in einem umgebauten Münchner Hochbunker Aufsehen.

In Alt-Riem hatte Euroboden ein Bauernhaus aus der Mitte des 18. Jahrhunderts gekauft, das stark heruntergekommen und nur deshalb noch nicht abgebrochen war, weil es unter Denkmalschutz steht. Es gilt als letztes noch erhaltenes Zeugnis, das von der bäuerlichen Baukultur des Orts erzählt. Der Wohnteil war noch leidlich erhalten, auch wenn Teile der Ausstattung, etwa die alten Türen, während des langen Leerstands gestohlen worden waren; vom Stall- und Scheunenteil befanden sich nur noch die Außenwände in einem nutzbaren Zustand. Geschäftsführer Stefan Höglmeier heuerte daher Peter Haimerl als Architekten an, der mit seinem Projekt »Birg mich Cilly« in Viechtach bereits ein ähnlich abrissreifes Bauernhaus gerettet und umgebaut hatte. In Riem ist Haimerl nun mit einer Doppelstrategie ans Werk gegangen: im ehemaligen Wohnteil des Hauses so viel Substanzerhalt wie möglich, im stark zerstörten Stallteil ein beherzter Neuanfang. Dort stabilisiert jetzt ein eingeschriebener Betonkörper die alten Mauern und das Dach.

Kontinuität der Hülle

Das Äußere des Gebäudes bleibt davon weitgehend unberührt; zumindest an der Straßenseite ist sein landwirtschaftlicher Ursprung immer noch deutlich zu erkennen. An der Grundstücksgrenze geht es bereits los: Weil Einfriedungen für die Bauernhöfe im Münchner Umland traditionell unüblich waren, entfernte Haimerl die Gartenmauer zur Straße. Stattdessen markiert nun ein Belagswechsel von Asphalt zu Kies den Übergang von öffentlichem zu privatem Außenraum. Einen weiteren Beitrag zur Zonierung leistet die große flache hölzerne Multifunktionskiste vor dem Haus. Sie zeichnet den Grundriss des Misthaufens nach, der sich früher genau dort befand, und bietet „passenderweise“ Platz für die Mülltonnen. Außerdem verbirgt sie Fahrräder, Gartengeräte und eine Laube, deren Holzdach sich zur Seite schieben lässt.

An den Hausfassaden erzeugt ein von Hand aufgetragener Kalkputz jene unregelmäßige Oberfläche, die für das unprätentiöse ländliche Bauen der Region typisch war. Das Madonnenrelief über der Eingangstür wurde restauriert, die alten Sprossenfenster aufgearbeitet und jeweils mit einem zusätzlichen innenliegenden Isolierglasflügel unauffällig zum Kastenfenster ergänzt. Dämmung findet sich lediglich unterm Dach, weil sie sich nur dort so einbauen ließ, › › dass das tradierte Aussehen des Gebäudes nicht leidet. Statt Gauben, die zwar mehr Raum für die oberen Geschosse gebracht hätten, aber dem Typus Bauernhaus gänzlich fremd sind, verbessern Dachflächenfenster die Lichtzufuhr. Sie sind deutlich dezenter, zumal sie so eingebaut wurden, dass sie nicht wie üblich aus der Dachhaut hervorstehen, sondern bündig mit ihr abschließen. All dies dürfte das Herz von Denkmalpflegern höher schlagen lassen. Lediglich die Biberschwanzdeckung wirft Fragen auf: Warum wurde hier auf die Möglichkeit verzichtet, unter die neuen Ziegel ein paar alte aus Abbruchhäusern zu mischen? Sie hätten das Dach weniger steril wirken lassen und ihm ein bisschen Patina gegeben.

Originales Interieur

Im Gebäudeinnern finden sich nun zwei Wohnungen von je rund 150 m² die übliche Größe einer Doppelhaushälfte. Doch von symmetrischem Zwillingswohnen keine Spur: In Loos'scher Raumplan-Manier sind die beiden Einheiten komplex ineinander verschränkt, sodass auch die nördliche Haushälfte Zimmer nach Süden erhalten hat.

Wer den ehemaligen Wohnteil betritt, muss gleich hinter der Haustür zwei Stufen nach unten gehen. Denn um die sehr niedrige Geschosshöhe auszugleichen, wurde der EG-Boden moderat abgesenkt. Man gelangt in den sogenannten »Fletz«, einen Flur, der einmal quer durchs Haus führte. An seinem Ende wurde ein Raum abgetrennt, der von der Rückseite des Gebäudes zugänglich ist und anstelle eines Kellers Platz für die Haustechnik bietet. In den Zimmern linkerhand bedeckt ein heller Dielenbelag die neue Bodenplatte, die Wände tragen weißen Putz. Er verbirgt die Wandheizung, dank der es möglich war, auf Radiatoren zu verzichten, die nicht zu einem bäuerlichen Interieur gepasst hätten. Rechterhand geht es in die Wohnküche, die im ehemaligen Stall eingerichtet wurde. Nacktes Mauerwerk verweist auf die nicht-repräsentative frühere Nutzung. Um für mehr Licht zu sorgen, ließ Haimerl vier Öffnungen in die Gebäuderückseite brechen, durch ihre spielerische Anordnung geben sie sich als nachträglicher Eingriff zu erkennen.

Eine steile knarzende Holztreppe führt vom Fletz ins obere Geschoss. Hier zeigen die Räume das größte Maß an Authentizität. Genauso gedrungen wie vor zwei Jahrhunderten dienen sie als Schlaf- und als Kinderzimmer. Originale Türen mit hoher Schwelle und niedrigem, handgeschnitzten Sturz sind alles andere als barrierefrei und verlangen den Bewohnern besondere Vorsicht ab. Die Dielen des unebenen alten Bodens blieben genauso unbekleidet wie weite Teile der Holzwände, auf denen sich die Farbreste vergangener Jahrhunderte erkennen lassen.

Radikaler Eingriff

Die zweite Wohnung betritt man über das ehemalige Scheunentor. Es wurde durch ein neues ersetzt, die Öffnung dahinter vollflächig verglast. Weil die alten Holzdecken morsch waren, wurde dieser Teil des Gebäudes komplett umstrukturiert. Unter dem Dach mit seiner 45°-Neigung versteckt sich jetzt ein Betonwürfel, der um 45° gekippt auf der Kante steht. Mit seinen Oberseiten zeichnet er das Dach von innen nach, seine geneigten Unterseiten dienen mal als Treppenlauf, mal als Auflagerfläche für eine Sitzbank, mal als schräge Decke.

Ein Split-Level-Raumkontinuum zieht sich vom abgesenkten EG, in dem ein Gästezimmer untergebracht ist, über den Essplatz im helleren Hochparterre bis hinauf unters Dach, wo die Bewohner auf einer Galerie am Kamin sitzend die Weite des Wohnraums und die Lichtfülle der Dachfenster genießen können. Immer wieder wechselt die Laufrichtung, durch die zahllosen Schrägen entsteht eine große räumliche Vielfalt. Um in dem offenen Interieur die Akustik in den Griff zu bekommen, ließ Haimerl einige Wandflächen und Brüstungen mit Nadelfilz bekleiden. In der Küche interpretiert er mit einer schwarzen Herdnische, die in die Wand eingelassen ist, das verrußte »Rauchkucherl« alter Bauernhöfe auf neue Weise. Einzige sichtbare Originalbauteile sind die alten Kehlbalken.

Wie raffiniert die Räume ineinandergreifen, zeigt sich im Bad: Über eine Luke unter dem Waschbecken lässt sich Schmutzwäsche entsorgen, die dann im darunterliegenden Hauswirtschaftsraum landet. Beinahe könnte man in dieser Wohnung vergessen, dass man sich innerhalb einer historischen Hülle bewegt. Bauernhaus-Atmosphäre kommt erst wieder in den etwas schummrigen Schlafzimmern mit ihren alten kleinen Giebelfenstern auf.

Mut zum Unperfekten

Das Ungewöhnlichste an dem Haus ist, dass hier nicht etwa eine Privatperson am Werk war, die für sich selbst ein Liebhaberstück geschaffen hat, sondern ein kommerziell agierender Bauherr, der für unbekannte Nutzer plant. Schön wäre, wenn dieser Umbau auch andere Investoren ermutigen würde, sich bei Denkmalen auf Konzepte mit einer starken architektonischen Aussage einzulassen. Er zeigt, dass sich auch Immobilien an den Mann bringen lassen, die sich nicht an gängigen Standards orientieren. Teils sehr niedrige Räume, wurmstichige Holzbalken, laut knarzende Böden, bei denen man an einer Stelle sogar zwischen den Dielen ins Zimmer darunter blicken kann, aber auch Interieurs mit ruppigem Sichtbeton und Wände, die um 45° aus der Vertikalen gekippt sind – all das ist meilenweit von den Usancen heutigen Mietwohnungsbaus entfernt. Ein Markt dafür ist aber offensichtlich vorhanden: Obwohl die beiden Einheiten mit einer Monatsmiete von rund 3 000 Euro selbst für Münchner Verhältnisse kein Schnäppchen sind, waren sie innerhalb weniger Stunden sofort vergeben.

1. Dezember 2015 Anke Lieschke
deutsche bauzeitung

Den Ort lesbar machen

Mittelpunktbibliothek Alte Feuerwache in Berlin

Wer in Berlin ein öffentliches Gebäude bauen will, sollte v. a. mit (wenig) Geld umgehen können und über Improvisationstalent verfügen. Besonders gelungen ist es, wenn man dem Ergebnis das gute Konzept, nicht aber die zahlreichen Einschränkungen ansieht. Den Architekten dieser Bibliothek in Schöneweide ist dies durch die einfühlsame Einbindung des Bestands und mithilfe einiger Tricks gelungen.

Niederschöneweide im Bezirk Treptow-Köpenick zählt zu den ruhigeren Stadtteilen Berlins. Abseits der Hauptverkehrsstraßen mag das auch so sein " an der Michael-Brückner-Straße, die Teil der Berliner Bundesstraße B96a ist, spürt man davon aber nur wenig. Stattdessen prägen der Straßenverkehr, die S-Bahn sowie eine Tankstelle mit Autowaschanlage das Bild und v. a. auch die akustische Wahrnehmung. Direkt gegenüber dieser nicht sehr einladenden Szenerie befindet sich eine unter Denkmalschutz stehende Feuerwache, die nun gemeinsam mit einem Neubau von Chestnutt_Niess Architekten als neue Mittelpunktbibliothek des Stadtteils genutzt wird.

Die Feuerwache wurde 1907/08 von Karl Alfred Herrmann gebaut. Für ein Feuerwehrgebäude scheinen die kleinteiligen Elemente ungewöhnlich, sie haben jedoch einen ganz pragmatischen Hintergrund: Der Schlauchturm diente gleichzeitig als Übungsobjekt für die Feuerwehrleute, die an Erkern, Vorsprüngen und Traufen das Anleitern und Aufsteigen trainierten. Nebenan befinden sich eine Schule und ein Pumpenhaus aus der gleichen Bauzeit.

Die Grundschule wurde im Rahmen der Stadterneuerung ebenfalls aufgewertet. Bibliothek, Schule und ein Nachbarschaftszentrum machen diesen Ort nun wieder zu einem Anlaufpunkt für die Anwohner.

Bestandsaufnahme

2009 wurde Chestnutt_Niess Architekten aus vier Büros ausgewählt und mit der Planung der Bibliothek beauftragt. Gleichzeitig begann die umfangreiche Sanierung im denkmalgeschützten Gebäude. Besonders wichtig war den Architekten, die schon mehrere Projekte im Bestand verwirklicht haben, den Ort lesbar zu machen. Jedes Gebäude erzählt ihrer Ansicht nach eine Geschichte, die es zu entdecken und weiterzuerzählen gilt. Chestnutt_Niess nahmen den Bestandsbau als Dreh- und Angelpunkt, indem sie den zweigeschossigen Neubau wie eine Spirale anordneten, die im Norden an den alten Schlauchturm andockt. Im EG gibt es zusätzlich eine Verbindung von Alt- und Neubau durch den eingeschossigen gläsernen Eingangsbereich. Von dort werden die Bibliothek, der Innenhof und auch die als Mehrzwecksaal genutzte ehemalige Wagenhalle erschlossen. Die Spiralform ist nicht nur im Grundriss, sondern auch im Schnitt ablesbar: Das Gebäude nimmt die Höhen der Feuerwache als Referenzpunkte auf. Daher fällt das Dach zum Altbau hin maßstabsschonend ab und fasst durch die Neigung auch den Innenhof ein. Der niedrigste Punkt befindet sich an der Ecke an der Eingangsbereich und Neubau aneinanderstoßen. Dann schlängelt es sich bis zur gegenüberliegenden Ecke im Osten nach oben und fällt danach wieder auf der anderen Seite Richtung Altbau ab.

Das Raumprogramm für die rund 85 000 Medien war eng und umfassend, das Budget knapp, dazu kommen Faktoren wie das kleine Grundstück und der hohe Grundwasserstand. Da eine Bibliothek keine Außenflächen benötigt, wurde das Grundstück unter Berücksichtigung der Abstandsflächen und der nötigen Feuerwehrzufahrt maximal ausgenutzt. Durch dieses Ausreizen der Flächen entstand in der Mitte genug Platz für einen Innenhof, der die Bibliothek belichtet und einen geschützten Außenraum bietet.

Weniger ist mehr

Betritt man die Bibliothek, hat man sofort einen Eindruck über alle Etagen. EG und OG sind wie Galerien über dem UG angeordnet. Deckenausschnitte, Lufträume und Fensteröffnungen sorgen für Großzügigkeit in der eigentlich eher kleinen Bibliothek mit 2 200 m² Hauptnutzfläche und dem Minimum an nötiger Raumhöhe. Die Geometrie des Gebäudes ist komplex, aber dank der Übersichtlichkeit leicht verständlich. Auch die Mitarbeiter der Bibliothek schätzen den Überblick und die intuitive Orientierung im Haus. Die Lufträume sind nicht übereinander gelagert, wodurch vielfältige Blickachsen entstehen und gleichzeitig der Schall besser verteilt und umgeleitet wird – nicht unerheblich in einer Bibliothek. Im OG sorgen gelochte Deckenelemente zusätzlich für Schallabsorption.

Das EG ist zum hellen Hof ausgerichtet, während sich das OG nach außen orientiert. Im OG gibt es keine Fenster zum Hof, was das Dach vom Innenhof aus sehr flächig und präsent erscheinen lässt. Die Wahl der Außenbekleidung verstärkt diesen Eindruck zusätzlich: Vorpatiniertes Zinkblech kam sowohl für die Fassade als auch für das Dach zum Einsatz. Im gesamten Gebäude gibt es – bis auf die 24h-Rückgabestelle an der Straßenseite – keine kleinteiligen Öffnungen. Stattdessen gliedern bewusst platzierte große Fensterflächen den Raum und schaffen so verschiedene Zonen. Im Norden erstreckt sich eine große Öffnung über beide oberirdischen Etagen und einen kleinen Teil des Dachs. Durch die niedrige Gebäudehöhe, den großen Abstand zum nächsten Gebäude und den Oberlichtanteil dringt trotz Nordausrichtung viel Licht ins Innere. Gerade zum Lesen sei dieses indirekte Nordlicht sehr angenehm, so die Architekten.

Um möglichst wenig Flächen zu verschwenden. sind in alle Außenwände und Brüstungen entweder Regale oder Arbeitstische integriert. Alles folgt einem einfachen Prinzip: Stützen, Kern und Decken sind aus Sichtbeton gefertigt, die hinzugefügten Elemente sind sozusagen auf die Konstruktion gestülpt. So ist sofort erkennbar, welche Elemente konstruktiv und welche gestalterisch sind. Für die Wandbekleidung haben die Architekten schlichte Sperrholzbretter verwendet. Als Bodenbelag wählten sie grünes Linoleum, das widerstandsfähig und günstig ist und zudem einen schönen Kontrast zum roten Backstein des Bestandsbaus bildet. Beim Sichtbeton hätten sie auf den ebenfalls eher robusten Eindruck aber gerne verzichtet. »Sichtbetonklasse 1 ist selten der Wunsch der Architekten, das hat natürlich mit Kosten zu tun«, so Rebecca Chestnutt bei der Besichtigung. Insgesamt mussten die Architekten aber kaum Kompromisse eingehen, vielmehr haben sie aus den Vorgaben und Einschränkungen ein Entwurfsprinzip gemacht.

Der Keller beginnt im 3.OG

Zu den Kniffen zählt u.a. die leichte Anhebung des EGs, wodurch sie für das UG weniger in die Tiefe gehen mussten. Die entstandenen Niveauunterschiede zur Straße und zum Bestand werden durch flache Rampen ausgeglichen. Kellerfläche ist teuer, und in Berlin steht das Grundwasser zudem recht hoch. Insgesamt ist das UG mit geringerer Fläche und wenig Nebenräumen für Technik kompakt und wirtschaftlich gehalten. Möglich macht das folgender Trick: In der Alten Feuerwache werden nur die unteren drei Geschosse als Verwaltungsräume und für den Mehrzwecksaal genutzt. Der Turm verfügt wegen seiner kleinen Grundfläche hauptsächlich über Verkehrswege. Hätte man diese Räume ebenfalls für die Bibliothek als Nutzfläche verwendet, hätte man nur wenig Platz gewonnen, wäre aber aufgrund der Höhe in die Gebäudeklasse 5 gerutscht " mit teuren Konsequenzen für den Brandschutz. Auch ein zusätzliches Treppenhaus wäre nötig geworden. Chestnutt_Niess haben daher fast die gesamte Lüftungs- und Heiztechnik in die oberen Turmgeschosse gelegt und sich so Platz im UG sowie strengere Auflagen gespart.

Etwa 50% der Regale sind in die Wände integriert, die andere Hälfte sind schlichte in den Raum gestellte Regale. Beide Regaltypen haben durch die hellen Fronten und dunklen Innenflächen Kontrast und Tiefe. Angesichts der Aussage, dass das Raumprogramm sehr viele Medien vorsah und der Platz begrenzt war, wirken die Regale überraschend leer. Das liegt an einer großzügigen Planung, die Wachstum einkalkuliert, aber auch an der erfreulichen Tatsache, dass die Bibliothek gut angenommen wird und daher nicht annähernd der gesamte Bestand in den Regalen steht.

1. Dezember 2015 Achim Geissinger
deutsche bauzeitung

Starke Basis

Feuerwehrhaus in Götzis (A)

Klarheit und Reduktion auf das Wesentliche – zwei Schlagwörter, die oft fälschlicherweise bemüht, aber nicht eingelöst werden. Beim Bau des Götzner Feuerwehrhauses hingegen wurden sie überzeugend umgesetzt. Sie sind Grundlage für die ästhetische Ausgestaltung und optimale Abläufe. Im freundschaftlichen Zusammenspiel von Bauherr und Architekten entstand ein funktionales Gebäude, dem die Freude am gemeinsamen Gestalten anzumerken ist.

Das Feuerwehrhaus ist schon seit über einem Jahr in Betrieb. Doch trotz der hohen Beanspruchung von Ausrüstung und Gebäude bei Übungen und Einsätzen sieht alles noch so aus wie eben erst an die Nutzer übergeben. Die freiwilligen Feuerwehrleute gehen nicht nur mit ihren Gerätschaften auffällig pfleglich um, sondern wissen auch, das Gebäude und die Räumlichkeiten darin wertzuschätzen. Das mag zum einen an der Ernsthaftigkeit liegen, mit der jeder einzelne an seine freiwillige Tätigkeit herangeht, könnte zum anderen durchaus aber auch mit dem edlen Rahmen zu tun haben, den der Neubau bietet.

Der sauber geschalte, helle Beton, der in der Frontalansicht nur als Rahmen in Erscheinung tritt, zieht sich um das gesamte Gebäude herum und wird nur von wenigen, wohlüberlegten Einschnitten durchbrochen. Vor Schulungsraum, Saal und Büro bildet eine Schicht aus perforiertem, schwarzem Trapezblech einen festen Sonnenschutz und sorgt für ein homogenes Erscheinungsbild.

Cukrowicz Nachbaur Architekten fahren eine gestalterische Linie zwischen der kaum hoch genug zu lobenden Handwerkskunst Vorarlbergs und Schweizerischer Präzision, ohne dabei jedoch in die protestantische Freudlosigkeit der westlichen Nachbarn abzugleiten " deren Reduktionismus mittlerweile gerne einmal zum Selbstzweck verkommt. Zur Klarheit der Gestalt gehört auch die Klarheit der Konzeption; und so verwundert es nicht, dass sich der ursprünglich für ein Grundstück mitten im Ort gedachte Entwurf mit geringen Anpassungen leicht für eine viel verkehrsgünstiger gelegene Stelle direkt an der Autobahnauffahrt adaptieren ließ: durch simple Spiegelung der Grundrisse. Eine durchgehende Foyerzone trennt den »sauberen« Verwaltungs- und Schulungsbereich vom »Notfallbereich« mit Fahrzeughalle, Umkleide, Werkstätten und Lagern ab. Obwohl stark überlängt entfaltet dieser helle, mit seinem zum Verwaltungstrakt hin mit finnischem Birkensperrholz bekleidete und angenehm proportionierte Flurraum eine enorme Aufenthaltsqualität. Man hat an Schallschluckflächen gedacht und sich viel Mühe gegeben, alle Materialstöße bündig auszuführen. So wird der Raum, wie auch einige andere im Haus, über deckenbündige Leisten beleuchtet, deren Licht die Materialität der Wände hervortreten lässt und keine dunklen Ecken duldet. Die Präzision, mit der hier vorgegangen wurde, lässt weniger an Ordnungszwang als vielmehr an den enormen Tüftlerspaß denken, den Planer und Ausführende sichtlich hatten. Mit einigem Stolz weist der Projektleiter Michael Abt auf die selbst entworfenen, trickreich durchdachten Stauraummöbel im Büro hin. Und er freut sich, dass er einen Betrieb auftun konnte, der sich den Einbau raumhoher Fenstertüren im Sitzungssaal zutraute. Denn so ließen sich störende Kämpfer vermeiden und der noble Charakter der hohen Formate erhalten. Die edle Anmutung und hochwertige Ausstattung von Saal und angrenzender Notfallküche wecken Begehrlichkeiten im Ort, und so sprach die Feuerwehr ein generelles Nutzungsverbot aus, um die Räume zweimal wöchentlich für Schulungen, für Versammlungen und v. a. für unplanbare Notfälle und Katastropheneinsätze zur Verfügung zu haben. Allein dem Gemeinderat wurde zugestanden, seine Sitzungen hier quartalsweise abzuhalten.

Gemeinsam das Optimum erarbeiten

Dass auch die Gemeinde Götzis nicht über unerschöpfliche Geldquellen verfügt, zeigt sich in der Ausstattung jener Räume, die in der Hierarchie niedriger eingestuft wurden: Der kleine Seminarraum beispielsweise kommt dank der gestaltenden Hand der Architekten und mit großzügigen Fensterflächen versehen aber auch gut ohne Holzvertäfelung aus.

Die nötigen Sparmaßnahmen wurden minutiös mit dem Bauherrn abgestimmt, als dessen Vertreter und schließlich auch als Nutzer sich der Feuerwehrkommandant Eugen Böckle als ein kompetenter und pragmatisch denkender Sparringspartner für die Architekten erwies. Im freundschaftlichen Miteinander trug der Kommandant so manchen schwer vermittelbaren Gedanken der Architekten mit und winkte bisweilen durch, was im Kollegenkreise zu fruchtlosen Debatten hätte führen können.

So überlegten sich die Architekten für die Möblierung und die Wände der Leitstelle schwarz glänzende Oberflächen, z. T. aus mikroperforiertem Metall – die den Feuerwehrleuten zunächst reichlich gewagt und ungemütlich vorkamen. Eugen Böckle berichtet aber begeistert, dass sich in dem Raum während der nächtlichen Einsätze eine ruhig-konzentrierte Stimmung einstellt, die bei all der nervlichen Anspannung wohltuend auf die koordinierenden Personen einwirkt. Auch Projektleiter Abt schwärmt, dass er selten je von der Bauherrschaft so gut vorbereitete Arbeitsgrundlagen erhalten hat wie jene aus den Arbeitsgruppen der Feuerwehr Götzis. Oft genug wird übersehen, dass der Architekt nur so gut planen kann, wie der Bauherr seine eigenen Bedürfnisse zu artikulieren versteht.

In Götzis führten die klaren Vorgaben zur Konzentration der Hauptfunktionen auf einer einzigen Ebene, zur klaren Separierung einzelner Funktionsbereiche durch einen weiteren Flur, der die Umkleide durchstößt und mit Glastüren einige Übersichtlichkeit bringt, und zu kurzen Wegen von den das Gebäude umgebenden Parkplätzen aus durch insgesamt drei Eingänge.

Im Werkstätten- und Garagenbereich weicht die edle Anmutung einer robusten und dauerhaften Kombination aus Beton und Stahl. Nicht nur eine finanzielle Frage, sondern eine der Angemessenheit: Wo es schnell gehen muss und hart gearbeitet wird, wo mit Schmutz oder gar Giften zu rechnen ist, braucht es keinen Boden aus geschliffenem Beton wie im Verwaltungstrakt – hier reicht das »Monofinish« der flügelgeglätteten Bodenplatte. Auf ausgebuffte Schalungstechniken wurde verzichtet, der Beton behielt seine Rohbauanmutung.

Beim Entwurf der Möblierung stand die Nutzbarkeit im Vordergrund, die Spinde in der mechanisch entlüfteten Umkleide z. B. bestechen durch wohlüberlegte Details, tun aber nicht so, als käme es im Notfall auf Ästhetik an. Schön sind sie trotzdem, genauso wie die groben Bänke oder die Mosaikfliesen in den Duschen.

Von besonderer Qualität zeigt sich der Mannschaftsraum mit Theke und Durchblick zur Fahrzeughalle wie auch hinaus ins Grüne. Hier zwischen Notfallgerät, Bezug zur Außenwelt und der ein oder anderen Wettkampftrophäe lässt sich ein wenig davon erahnen, was die Feuerwehrleute dazu anspornt, große Teile ihres Lebens dem gemeinschaftlichen Katastrophenschutz zu weihen.

Nicht alle Räume haben es so glücklich erwischt: Für die Aufenthalts- und Schulungsräume für den jungen Nachwuchs war Tageslicht im UG verlangt, das nun aus Richtung Norden über Gitterroste an Betonwänden entlang in die Kellerräume streicht, zur Belichtung nicht ausreicht und als kaum mehr denn ein Feigenblatt gelten kann. Die jungen Leute verstehen dennoch, sich das ihnen zugewiesene Reich mit allerlei organisiertem Mobiliar zu eigen zu machen, zumal es gleich nebenan in den zahlreichen Lagerräumen und gut ausgestatteten Werkstätten immer etwas zu lernen gibt.

Unter dem Hof hindurch verbindet ein Gang das Gebäude mit dem Trockenturm. Hier werden die Schläuche in einer speziellen Apparatur gewaschen und schließlich zum Trocknen in den Turm hochgezogen. Wie ein Campanile erhebt sich dieser frei stehend knapp 20 m hoch auf u-förmigem Grundriss und zeigt sich zum Hof hin mit einer dunklen Metallbekleidung, die sich geschossweise öffnen lässt und dann für Abseilübungen bereitsteht.

In der Tat hört man den Vergleich mit einer Kathedrale. Und tatsächlich ist der Fassade mit der langen Reihe aus Falttoren eine feierliche Ernsthaftigkeit eigen, die vom herrlichen Kontrast zwischen dezidierter Horizontalität des Gebäudes und dem am Grundstücksrand nahe der Straße signalhaft 20,5 m hoch aufragenden Schlauchtrockenturm getragen wird.


Die Beharrlichkeit aller Beteiligten hat sich gelohnt, galt es doch, auf dem langen Weg, den zu klein gewordenen Standort von 1963 durch einen neuen zu ersetzen, viele Hürden zu überwinden, von ersten Planungen zu Beginn der 90er Jahre, über einen erneuten Anlauf 2003 bis zum Wettbewerb 2010 und schließlich zum Baubeginn im Sommer 2012. Voller Stolz nutzt und präsentiert die Feuerwehr Götzis nun ihr neues Domizil und überschreibt ihre Broschüre mit einem Satz, der eigentlich alle Belange dieser Bauaufgabe zusammenfasst: »Einsatz verlangt eine starke Basis«.

1. Dezember 2015 Dagmar Ruhnau
deutsche bauzeitung

Coole Schmiede

Sanierung der Metallwerkstatt am Technischen Schulzentrum in Heilbronn

Gründliche Abwägung und ein klares Ziel, gepaart mit umfassender Abstimmung mit allen Beteiligten und dem Vertrauen des Gemeinderats: So entstand in Heilbronn ein überzeugendes, robustes und nachhaltiges Stück Baukultur.

Das Technische Schulzentrum entstand seit den 50er Jahren auf einem ehemaligen Krankenhausgelände am Rand der Heilbronner Innenstadt. Heute bieten zwei Schulen zahlreiche Bildungsmöglichkeiten an, von der Berufs- über Meister- und Technikerausbildungen bis zum Technischen Abitur. Im Lauf der Jahre wuchs das Ensemble in mehreren Etappen. Dominiert wird es heute von den viergeschossigen Schulgebäuden aus den 60er Jahren, die das Gelände in einen südlichen, »vorderen« und einen nördlichen, »hinteren« Hof teilen. Während der südliche Hof im Zuge des Ausbaus der Mensa neu geordnet wurde, bietet der nördliche noch ein Durcheinander von Anbauten, Lüftungsanlagen und Pflanzenbewuchs. Hier befindet sich das eingeschossige, 1954 errichtete Werkstattgebäude, das sich mit Sägezahndach und prägnanter Metallfassade selbstbewusst gegen den Schulbau der Wilhelm-Maybach-Schule behauptet.

Nach über 50 Jahren Betrieb waren der technische und energetische Standard, selbstverständlich auch der Brandschutz dringend überholungsbedürftig, und auch das Innere war durch unkontrollierte Ausbauten unübersichtlich geworden. Dass ein Neubau günstiger sein würde als eine Sanierung, lag auf der Hand. Doch das hätte bedeutet, einen üblichen Flachdachbau zu errichten. Das Hochbauamt als planende und ausführende Behörde legt großen Wert auf Baukultur und fand es wichtig, die Qualitäten des vorhandenen Gebäudes zu erhalten: das identitätsstiftende Äußere der Backsteinfassade, die klare, industrielle Architektursprache der 50er Jahre und nicht zuletzt die Sheddächer und das damit verbundene blendfreie Nordlicht sowie die großzügige Raumhöhe. Um den Gemeinderat von ihren Vorstellungen zu überzeugen, luden die Planer die Volksvertreter zu einer Begehung ein. In deren Verlauf erinnerten sich einige an Unterrichtsstunden in dieser Werkstatt während ihrer eigenen Lehrzeit – und nahmen über die Erinnerung den Wert des Orts auf einer ganz persönlichen Ebene wahr.

Natürlich musste das Projekt auch finanziell plausibel sein. So entwickelten die Planer ein Konzept über zwei Phasen: 2010/11 wurde das Gebäude energetisch ertüchtigt, finanziert mithilfe des Konjunkturpakets II, dann folgte 2013/14 die innere Neuordnung. Lange war überlegt worden, die Backsteinfassade zu erhalten, doch dafür hätte man eine Innendämmung anbringen müssen; was wiederum bedeutet hätte, u. a. die nachträglich eingebauten Innenwände abzureißen. Das aber wäre im Rahmen des Budgets nicht möglich gewesen. So wurde die Fassade von außen gedämmt und erhielt die vorgehängte, hinterlüftete Kupferfassade, die auf die Metallberufe verweist, die im Innern ausgebildet werden, ebenso neue Oberlichter aus Polycarbonat. Der industrielle Ausdruck ist nach wie vor erhalten, modernisiert und sogar gestärkt. Zehn Monate später schloss sich Phase zwei mit der inneren Umstrukturierung an. Seit Herbst 2014 ist die runderneuerte Werkstatt wieder in Betrieb.

60 % Technik, »nur« 40 % Architektur

Im Lauf der Jahre waren in der eigentlich offenen Werkstatt ohne Rücksicht auf die Tragstruktur Büros nach Bedarf aufgemauert, ebenso die Entlüftung fallweise gesetzt worden. Der Bau bekam aufgrund seiner zahlreichen unterschiedlichen Kamine, die durch das Dach stießen, sogar den Spitznamen »Dampflok«. Ein sauberes, übergeordnetes Konzept, unterstützt von durchgängig heller Farbgebung, verleiht der Halle nun Klarheit und erneut Großzügigkeit. Ein robuster, mit schwerem Gerät befahrbarer hellgrauer Industrieestrich zieht sich durch alle Räume, die Wände wurden nachträglich eingebaut. Um einen zentralen Kern, der drei Klassenzimmer und einen Raum zur Unterrichtsvorbereitung enthält, ordnen sich die Werkstätten an, sodass jedem Klassenraum direkt eine Werkstatt zugeschaltet ist. Entlang des Kerns bildet die Erschließung eine Art unsichtbarer Zwischenzone, die in großzügiger Breite durch alle Werkstätten verläuft. Durch Schiebetüren können diese voneinander abgetrennt werden – aus Gründen des Brandschutzes, aber auch, um Lärm und Gerüche einzudämmen –, doch zumeist stehen sie offen, um die Weitläufigkeit und das Gefühl für den Gesamtbau nicht zu schmälern. In zwei Achsen führt die Verkehrszone direkt zu den Außentüren zum Hof, die innen auch nach vier Jahren noch kupfern schimmern.

Die Klassenzimmer sind weiß gestrichen, die Werkstätten hellgrau. Sämtliche Arbeitsgeräte vom Schweißstand bis zum Schraubstock sind entsprechend hell lackiert. Damit bekam diese nüchterne technische Umgebung eine fast ätherische Qualität – die Räume wirken sehr luftig, das Gebäude nimmt sich stark zurück. Die gedämpfte Akustik, das neutrale Raumklima und die angenehme Beleuchtung tragen dazu bei, im Wesentlichen bestimmt aber die Haustechnik mit ihrer stringenten Ordnung das Ambiente. »In einem üblichen Schul- oder Verwaltungsbau ist der Anteil der Haustechnik 40 % zu 60 % für die Architektur«, erläutert Projektleiterin Daniela Branz. »Hier ist es genau umgekehrt.« Sämtliche Wandflächen wurden freigehalten, die Technik befindet sich ausschließlich unter der Decke: Heizkörper, Stromleitungen, die riesigen Be- und Entlüftungsrohre, die Leitungen für die zahlreichen Schweißgase sowie die Feuerlöschanlage. Ein kräftiges Gegengewicht bekommt der Hintergrund in Weiß, Hellgrau und reflektierendem Metall durch den gezielten Einsatz von starkem Rot und hier und da Dunkelblau. Richtig aufsehenerregend sind die rundum verlaufenden dunkelroten Kunststoffschürzen an den Ständen für das Wolfram-Inertgas- und das Metallaktivgasschweißen. Hier fühlten sich die Nutzer zunächst an einen Nachtclub erinnert. Diese Stände wurden auf besondere Anforderung des DVS (Deutscher Verband für Schweißen und verwandte Verfahren) ausgestattet, für den die Schule hier überregionale Kurse und Prüfungen durchführt. Allerdings war zuvor einiges an Verhandlungen nötig: Die Anforderungen sahen u. a. eine gleichzeitige Absaugung aller 51 Stände vor " was die Lüftungsanlage sowohl in den Kosten als auch in ihren Dimensionen gesprengt hätte. Ohnehin nimmt die Lüftungstechnik jetzt das gesamte UG der Halle plus einen umfangreichen Aufbau im Schulhof ein. Man einigte sich auf eine 75 %-ige Absaugung, mit dem Argument, dass kaum an allen Ständen zugleich Abgase entstehen würden.

Baukultur in allen Facetten

Auch in anderen Bereichen war viel Abstimmung gefragt. Auf über 100 Jours fixes mit allen Beteiligten kam man für dieses Projekt. Neben sämtlichen Behörden mussten selbstverständlich auch die Lehrer und weitere Nutzer ins Boot geholt werden, um deren Anforderungen und Wünsche mit den Vorstellungen der Planer in Einklang zu bringen. »Natürlich gibt es fertige Einrichtungen für Schweißerstände«, kommentiert Daniela Branz. »Doch uns waren diese zu raumgreifend. Wir ließen eine reduzierte Sonderanfertigung entwickeln, sodass der Arbeitsplatz nun perfekt nutzbar ist. Auch die Gaszuleitungen sind sauberer angeordnet als üblich.« Besonders wichtig war den Planern, über die Farbgebung Ruhe in die Hallen zu bringen. Bei neuen Geräten wurde darauf geachtet, sie in »Papyrusweiß« zu bestellen, bereits vorhandene wurden vom Maler umlackiert, selbst die Beine der Tische haben diese Farbe. Seitdem angeschaffte oder reparierte Geräte fallen sofort ins Auge, denn die Ersatzteile und Neuzugänge zeigen mit Gelb oder Blau schon wieder erste Ansätze eines Farbsammelsuriums. Doch damit muss man wohl leben (oder in Abständen nachlackieren), denn die Nutzer tragen das Konzept zwar mit und fühlen sich hier auch wohl, doch ist ihnen der Erhalt des Farbkonzepts (erwartungsgemäß) nicht so richtig in Fleisch und Blut übergegangen.

Mit einem weiteren übergeordneten System wird die Werkstatt in das Gebäudekonglomerat eingebunden. Von einer Grafikerin ließ das Hochbauamt ein Leitsystem für das Schulzentrum entwickeln, das sich von den inhomogenen Strukturen und Farben absetzt. Es beruht auf einem schlichten schwarzen Quadrat, das bezeichnet, wo man sich gerade befindet " mit Bauteil, Raumnummer und Raumnamen. In der Funktion als Wegweiser wird die Form nur durch einen schwarzen Rahmen um diese Angaben gebildet, kombiniert mit einem Richtungspfeil. In der Werkstatt sind die Quadrate auf den Boden gemalt – wiederum, um die Wände freizuhalten –, an den Gebäuden dagegen sind sie als Schilder an der Fassade angebracht.

Da capo

Der Erfolg der Werkstatt – sie hat eben erst die Auszeichnung »Beispielhaftes Bauen« der Architektenkammer Baden-Württemberg erhalten – hat die Planer beflügelt. Auf dem südlichen Hof befindet sich die Schwesterwerkstatt noch in unsaniertem Zustand. Hier sind die Schreiner untergebracht. Naheliegend im Sinne »sprechender Architektur« wäre es, sie mit Holz zu bekleiden, doch den Planern ist viel mehr an einer Beruhigung des Geländes gelegen (mit der neuen Hofgestaltung wurde ja bereits ein Anfang gemacht). Deshalb soll diese Werkstatt ebenfalls mit Kupfer bekleidet werden. Doch bis es so weit ist, kommt erst einmal die Fassade der 60er-Jahre-Viergeschosser dran – auch hierin liegt viel Potenzial für eine ruhigere Ausstrahlung auf die Umgebung.

1. Dezember 2015 Martin Höchst
deutsche bauzeitung

Zusammen eigenständig

Erweiterung und Sanierung eines Ausstellungsgebäudes in Thun (CH)

Einem verschlossenen zylindrischen Solitärbau eine Erweiterung hinzuzufügen, birgt viele Möglichkeiten des Misslingens. Graber und Steiger Architekten haben sich bei der Erweiterung des »Thun Panorama« für eine bestechend ausgewogene Kombination aus baulicher Verschmelzung und gegensätzlicher Konstruktionsprinzipien entschieden. Sie verhelfen damit dem Ausstellungsort des ältesten erhaltenen Panoramagemäldes der Welt zu der Aufmerksamkeit, die ihm gebührt.

Thun im Berner Oberland glänzt sowohl durch eine perfekt restaurierte Altstadt als auch durch seine reizvolle Lage an Aare und See, inklusive majestätischer Alpenkulisse. Die Touristenströme halten sich dennoch, zumindest beim Besuch im Oktober, in Grenzen. Im Ortsteil Scherzlingen, der sich mit Industrieanlagen und Fragmenten des vormaligen Dorfs recht heterogen zeigt, liegt auch der öffentlich zugängliche Park rund um das historisierende Schloss Schadau (1852), in dem sich mittlerweile ein Restaurant und ein Gastronomiemuseum befinden.

In der ruhigen Atmosphäre der gepflegten Grünanlage direkt am Seeufer mit Blick auf steil ansteigende, schneebedeckte Berggipfel stößt man eher beiläufig auf eine kleine Dependance des Kunstmuseums Thun, das sogenannte Thun Panorama. Bis 2014 wurde es von Graber und Steiger Architekten aus Luzern erweitert und saniert, nachdem sie ein prominent besetztes Auswahlverfahren unter sieben eingeladenen Büros für sich entscheiden konnten. Gut 50 Jahre nach der letzten Restaurierung des hier ausgestellten ältesten Rundgemäldes der Welt, das eine Stadtansicht Thuns zeigt, sollten zu dessen 200-jährigem Bestehen Schadstellen ausgebessert und einen neuer Firnis aufgebracht werden. Auch seine denkmalgeschützte bauliche Hülle von 1961 sollte zum Jubiläum frisch saniert, und um ein zeitgemäßes Eingangsgebäude ergänzt, erstrahlen.

Vergessene Unikate

Der industrielle Charakter des Bestandsgebäudes mit seinem sichtbarem Stahlbetonskelett und Ziegelausfachungen, das eher an einen Wasserhochbehälter als an ein Ausstellungsgebäude erinnert, galt bei seiner Einweihung als Affront. Und dies, obwohl der für die damalige Planung verantwortliche Stadtbaumeister Thuns Karl Keller (1920-2003) die knapp 12 m hohe Rotunde mit einem Durchmesser von ca. 14 m inmitten hohen Baumbestands und mit deutlichem Abstand zu Schloss und Seeufer platzierte. Die Unauffälligkeit des kleinen Ausstellungsorts machte sich jedoch an den geringen Besucherzahlen bemerkbar und so erhielt das Rundgemälde erneut, wie schon kurz nach seiner Fertigstellung 1814, nicht die gewünschte Aufmerksamkeit.

Der Basler Künstler Marquard Wocher (1760-1830) hatte es nach zwei Aufenthalten vor Ort, bei denen er – auf einem Dach inmitten des Stadtkerns sitzend – Skizzen von Stadt und Landschaft ringsum gemacht hatte, in fünfjähriger Arbeit in Basel geschaffen. Über das ein oder andere Detail der Stadtansicht, dass es noch zu klären galt, tauschte er sich währenddessen mit einem Bekannten in Thun per Brief aus. In einer damals eigens in Basel errichteten Holzrotunde sollte zahlendes Publikum das auf 285 m² Büttenpapier gemalte Ölgemälde bestaunen. Doch die Rechnung Wochers ging nicht auf und er starb schließlich verarmt. Nach seinem Tod gelangte das Panorama in den Besitz der Stadt Thun und geriet danach über die Jahre in Vergessenheit. Erst in den 50er Jahren entdeckte man es wieder. Karl Keller erkannte die kulturelle Bedeutung des Kunstwerks für die Stadt und ließ es auf gekrümmte Holzwerkstoffplatten aufziehen und restaurieren. Um es auch als Ganzes wieder ausstellen zu können, forcierte er die Errichtung der Rotunde im Schadaupark.

Fortgeführt

Die eingeschossige Erweiterung des Baus übt sich in Respekt vor der vorgefundenen elegant kargen Gestaltung der Rotunde, ohne sich jedoch ihr anzubiedern. Tangential aus dem Umriss des Bestands heraus leiten konkave Schwünge zu einer rechteckigen Form über. Dadurch wird sowohl der alte Baumbestand geschont als auch der Eingang deutlich und einladend definiert. Verbindendes Element von Alt und Neu ist der Dachrand des Annex aus Ortbeton, der die Waagerechte des Rotunden-Betonskeletts ohne Dehnungsfugen fortführt. Mit einer Ansichtsbreite von 40 cm und in gleicher Weise geschalt war er der Ausgangspunkt für weitere konstruktive und räumliche Entscheidungen. So wurde u. a. der Boden des Veranstaltungs- und Ausstellungsraums abgesenkt, um die geforderte Raumhöhe von 3 m zu erreichen. Anders als beim Bestand, an dem sichtbare Stützen die Lastabtragung in der Fassadenebene veranschaulichen, schwebt das begrünte Flachdach der Erweiterung vermeintlich über der geschosshohen Verglasung. Tatsächlich ruht die gesamte Stahlbetondecke auf einem von den Fassaden ringsum abgelösten innenliegenden Stahlbetontisch, der Empfang, Bewirtungstheke, Toiletten, Technik und Garderoben aufnimmt. Um die beeindruckende Auskragung (8 m!) der Decke im Bereich des Veranstaltungssaals zu bewältigen, wurden vier vorgespannte Unterzüge eingebaut, deren geringe Abmessungen nur in enger Abstimmung mit dem Tragwerksplaner zu erzielen waren.

Sämtliche Oberflächen im Innern sind in Anlehnung an den Bestand einfach ausgeführt. So wurden keine aufwendigen Betonschalungen verwendet, die Fußböden erhielten einen grauen Anstrich und sämtliche Einbauten sind in weiß beschichtetem Holzwerkstoff ausgeführt. Dies steht im Kontrast zu der edlen in Teilen gekrümmten Glasfassade ohne sichtbare Profile. Je nach Lichteinfall wirkt sie entweder immateriell und lässt den Park im Innern sehr präsent werden oder aber bietet ein komplexes Reflexionsspiel dar. Durch das ausgewogene Miteinander einfacher und edler Materialien entsteht ein spannungsvoller Kontrast mit hohem ästhetischem Reiz. Zudem ist eine gewisse Robustheit der Oberflächen in Anbetracht der regelmäßigen Besuche von Schulklassen und – in deutlich größeren Abständen bei Hochwasser – des Thuner Sees vonnöten.

Im Dienste des Exponats

Temperierung von Rotunde und Erweiterung sind streng voneinander getrennt, was sich auch an den beiden Windfängen, zum einen am Haupteingang und zum andern zwischen Foyer und Rotunde, bemerkbar macht. Während die Erweiterung dank Dreischeiben-Isolierverglasung, guter Dämmung, einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sowie einer Wärmepumpe für die Versorgung der Fußbodenheizung dem Schweizer Minergie-Standard entspricht, bleibt die Rotunde völlig untemperiert. Hier wird mittels zweier Luftentfeuchter lediglich die ideale Luftfeuchtigkeit für das Exponat gewährleistet. Dies hatte sich in den letzten 50 Jahren aus restauratorischer Sicht bewährt und so wurden Überlegungen zu einer Dämmung der einschaligen Bestandskonstruktion verworfen.

Beim Betreten der im Herbst sehr kühlen Rotunde unter dem Gemälde hindurch zeigt sich der Raum mit verputzten Wandsegmenten zwischen den Sichtbetonstützen wie sie auch an den Außenfassaden des EG zu finden sind. Erhellt durch ein über Kopfhöhe umlaufendes schmales Lichtband findet hier, in abgelöst von der Architektur aufgestellten Schaukästen und auf Tischen eine Dauerausstellung zu Details und Geschichte des Panoramas ihren Platz. Der Rotunde folgend führt eine geschwungene Treppe hinauf auf die frei eingestellte erhaltene Empore, die ebenfalls aus Stahlbeton elegant detailliert ist und deren Oberflächen sorgfältig saniert wurden. Die erhöhte Position auf ihr eröffnet dank der dreifachen Staffelung auch einer ganzen Schulklasse gleichzeitig den Rundumblick auf das Panorama, das vor den Außenwänden abgehängt ist. Um den aktuellen Normen zu entsprechen, wurden die bestehenden Brüstungselemente aus Metall in Anlehnung vorhandener Details angepasst. Viel weitreichender waren jedoch die Anpassungen an die verschärften Bestimmungen zur Erdbebensicherheit. So wurden vormalig gemauerte Wandscheiben im EG durch Stahlbeton ersetzt und mittels Stahlplatten mit dem bestehenden Stahlskelett kraftschlüssig verbunden. Zudem verstärken an der Innenseite in geringem Abstand übereinander waagerecht eingebaute, gebogene Stahlträger die Ziegelausfachungen der oberen Skelettkonstruktion. Seit der Sanierung erstrahlt das Exponat auch in besserem Licht: zenitales Tageslicht, das über die ersetzte Kunststofflichtkuppel im Zentrum des leicht gewölbten Kuppeldachs fällt, wird jetzt über eine abgehängte Scheibe zum Panorama hin gelenkt und kann bei Bedarf sensorengesteuert mit Kunstlicht verstärkt werden. So bedacht wie sämtliche Nachrüstungen und Ertüchtigungen ausgeführt sind, erscheint die Rotunde lediglich sehr gut saniert und nahezu unangetastet.

Die besondere Herausforderung dieses Projekts sei es gewesen, so Niklaus Steiger, »den drei starken Protagonisten – dem Park, dem Rundgemälde und dem Bestandsbau Kellers – gleichermaßen gerecht zu werden«. Einfühlsamer und eigenständiger hätte dies wohl kaum gelöst werden können. Die positiven Rückmeldungen »aus wirklich allen Richtungen«, wie Steiger berichtet, sowie die erheblich gestiegenen Besucherzahlen sprechen für sich.

Bauwerk