Akteur

Thom Mayne
Morphosis - Santa Monica (USA)

Gebaute Metamorphosen

Pritzker-Architekturpreis an Thom Mayne

21. März 2005 - Roman Hollenstein
Lange folgte die Jury des seit 1979 alljährlich von der Hyatt Foundation vergebenen Pritzker Architecture Prize dem Mainstream des architektonischen Erfolgs und kürte Grössen von Ando bis Portzamparc, die zwar schöne Bauten realisiert, aber wenig zum aktuellen Architekturdiskurs beigetragen haben. Der Höhepunkt dieser Phantasielosigkeit war 1999 erreicht, als der «Nobelpreis der Architektur» an den Vielbauer Norman Foster ging. Doch im darauf folgenden Jahr wurde - im Zeichen eines Paradigmenwechsels - der Querdenker Rem Koolhaas geehrt und 2001 mit Herzog & de Meuron ein Team, das mit seiner baukünstlerischen Recherche ähnlich grossen Einfluss hat wie Koolhaas. Nach so viel Mut entdeckten die Preisrichter 2002 Glenn Murcutt und setzten - politisch korrekt - auf eine naturnahe Architektur, um ein Jahr danach entgegen allen Erwartungen (die eher in Richtung Zaha Hadid weisen) mit dem Altmeister Jørn Utzon einen Vorkämpfer des archi-skulpturalen Bauens auszuzeichnen. Die in London lebende Irakerin Hadid hingegen musste sich (wohl wegen des Kriegs am Golf) noch bis 2004 gedulden. Für dieses Jahr stellte sich nun die Frage, ob die Japanerin Kazuyo Sejima oder der höchst innovative Toyo Ito die Palme davontragen würde. Da aber die USA seit 1991 keinen Preisträger mehr stellen konnten, schien auch der subtile New Yorker Raum- und Lichtkünstler Steven Holl gute Chancen zu haben - oder der Blob-Guru Greg Lynn aus Los Angeles, mit dem sich die Foundation als trendy hätte erweisen können.

Der Preis geht nun zwar nach Südkalifornien, doch nicht an Lynn, sondern an den 62-jährigen Thom Mayne, der zusammen mit dem von ihm 1972 gegründeten Büro Morphosis vor allem in den achtziger und neunziger Jahren mit einer eigenwilligen, stark künstlerisch geprägten Spielart des Dekonstruktivismus auf Interesse gestossen war und mit dem «Kate Mantilini» in Beverly Hills ein Kult-Restaurant geschaffen hatte. In seiner Architektur strebt Mayne nicht nach der schönen Hülle. Vielmehr sollen seine Bauten das Komplexe und Fragmentarische unserer Zeit ausdrücken, wie etwa das 1999 eröffnete, auf den ersten Blick eher hässlich wirkende Hypo-Zentrum in Klagenfurt zeigt. Im gleichen Jahr konnte er sein bisher überzeugendstes Werk, die Diamond Ranch High School in Pomona, vollenden. Doch ausschlaggebend für die Wahl des für die USA wichtigen, international aber bisher wenig einflussreichen Mayne war wohl die spektakuläre, jüngst abgeschlossene Transformation des Caltrans-Gebäudes in downtown Los Angeles. Bedeutende Projekte von New York bis Alaska dürften nun zusammen mit dem Pritzker-Preis wieder vermehrt die Aufmerksamkeit auf ihn und das Büro Morphosis lenken.

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