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Spiel mit den einheimischen Arten
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Wie können wir in der allgemeinen Abschottungsstimmung unsere Lust auf die weite Welt und den ­botanischen Austausch leben? Vom Grundsatz ausgehend, dass es keine schlechten Pflanzen gibt, ist der Landschaftsarchitekt eingeladen, auf feinfühlige Weise mit ihnen zu spielen.

Die Profession kann mit unterschiedlichen Prioritäten, Arbeitsfeldern und Blickwinkeln ausgeübt werden. Für das Büro OXALIS architectes paysagistes associés Sàrl sind der direkte Bezug zur Materie und die Pluridisziplinarität grundlegend. In unserer Epoche der Querbeziehungen der Arbeitsbereiche scheint es entscheidend, die Schichten und Kreisläufe eines landschaftlichen Ensembles zu identifizieren, um anschliessend eine schöne Palette von pflanzlichen – und anderen – Komponenten auf passende und dauerhafte Art in den spezifischen Ort zu integrieren. Wegen ihrer Vielfalt, ihrer Unbeständigkeit und ihrer Bedürfnisse sind Pflanzen das faszinierendste Kompositionsmaterial.

Unser Team stillt seine Neugier und seine Lust auf Exotik im Ausland, vergisst dabei aber nicht, auch die vielfältige lokale Landschaft grossräumig zu erkunden. Einheimische Pflanzen sind «Inspira­tionsquelle» oder sind «perfekt angepasst» für ihre Einbindung in die Gestaltung der Umgebung und /oder der Architektur, aber sie sind nicht das Auswahlkriterium sine qua non. Ausserdem ist der Begriff «einheimisch» natürlich relativ. Es genügt, seinen Aufenthaltsort zu ändern, und der Fremde wird zum Einheimischen.

Ausser Landes spielt das Büro mit den Silhouetten des Torre Agbar und der Sagrada Familia, die aus der Skyline Barcelonas aufragen.

Die Fassaden des Singapore Freeport werden von einer ganzen Reihe aus endemischen, aber nicht im Land kultivierten Aronstabgewächsen besiedelt, sie sind wegen ihres Rufs als Unkraut nicht sehr beliebt. Um diese Pflanzensammlung zusammenzustellen, mussten Mutterpflanzen aus dem Botanischen Garten in Genf durch Stecklinge vermehrt werden. Der Gipfel!

Im Innenhof des UEFA-Gebäudes entsteht durch grosse Trauer-Mammutbäume ein eindrucksvoll-pittoreskes Bild, welches im Kontrast zu den ausserhalb gepflanzten einheimischen Sträuchern steht. In Schönried wurden einheimische Gehölze gewählt, in Sorten, die an Zwergkiefern erinnern oder andere Höhenvegetation nachahmen. Der Steingarten in den Fugen der Bodenplatten ist eine Re-Interpretation mit Thymian, Fetthenne und Ziersteinbrech. An der Brücke Wilsdorf erinnern typische Arten des Auenwalds an die naheliegende Arve und zeigen einen Ort mit Erlen an: «Les Vernets». Auch hier wurden gezüchtete Erlen- und ­Weidensorten gewählt, wegen ihrer besonderen Wuchsform, ihrer Leichtigkeit, des jahreszeitlichen und poetischen Ausdrucks.

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Für den Beitrag verantwortlich: anthos

Ansprechpartner:in für diese Seite: Daniel Haidd.haid[at]fischerprint.ch

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