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„Jeder Einzelne kann sich den Stadtraum aneignen“
Oberösterreichische Nachrichten

Die OÖNachrichten haben mit der Leiterin des Architekturforum Oberösterreich (afo) Gabriele Kaiser und dem Obmann des afo-Vorstands Christoph Weidinger über 20 Jahre afo, Interaktion im städtischen Raum und die Herausforderungen an modernen Schulbau gesprochen.

19. September 2014 - Hannah Winkelbauer
OÖNachrichten: Der Daidalos wird in den Kategorien Bildungsbauten und Wohnbauten vergeben. Was macht gute Schularchitektur aus? Gibt es Beispiele in Oberösterreich?

Kaiser: Die landwirtschaftliche Fachschule in Altmünster ist sehr interessant, weil hier die Gänge und Foyers zu Begegnungszonen und Aufenthaltsräumen werden. Die Schüler verbringen dort sogar ihre Freizeit. Das Aufbrechen der Klassen wird im Schulbau ein zunehmend wichtiges Thema. Je mehr „Fuchsbau“, desto besser. Weidinger: Solche Aufenthaltsbereiche sind wichtig für die Begegnung der Schüler.

Ist Interaktion auch für Stadtarchitektur ein Thema?

Kaiser: Die Stadt gehört jedem Einzelnen, jeder kann sich Stadtraum aneignen, es müssen nur Angebote geschaffen werden. Am New Yorker Times Square wurden mit färbigem Asphaltbelag Veränderungen des Verkehrs vorgenommen und Sitzgelegenheiten mit WLAN geschaffen. Das wurde stark angenommen. Das Bedürfnis der Menschen, die Straße zurückzugewinnen, ist da.

Was macht einen auszeichnungswürdigen Wohnbau aus?

Weidinger: Auch im Wohnbau geht es um Begegnungsbereiche. In Wohnräumen soll es durchmischte Bereiche geben. Auch die Einbettung der Außenräume ist wichtig. Kaiser: In Oberösterreich ist die Gartenstadt Puchenau einzigartig für ihre Dichte bei gleichzeitigen Freiräumen. Schade, dass daran nie angeknüpft worden ist.

Das afo feiert zwanzigjähriges Bestehen. Was hat sich seit 1994 in Oberösterreichs Architektur verändert?

Kaiser: Die Wahrnehmung der Architekturszene hat sich verändert. Früher hat es nur das „Architekturbundesland“ Vorarlberg gegeben. Mittlerweile sind für den jährlichen Bauherrenpreis immer auch Projekte aus Oberösterreich nominiert. Allerdings haben sich die Bedingungen für Architekten nicht verbessert. Gerade in finanziell schwierigen Zeiten muss man um die Architektur kämpfen.

Was sind die größten Probleme von Architektur heute?

Kaiser: Die Branche hat mit einer Überreglementierung zu kämpfen. Zu starre Vorschriften führen zu Stagnation. Natürlich ist etwa das Energiethema wichtig, aber man kann das nicht nur über Normen lösen. Weidinger: Der Verhandlungsspielraum ist eng. Alle Beteiligten müssten bereiter sein, innovativen Wohnbau zu schaffen.

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Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten

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