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Eine Wolke über Wattens
Der Standard

Swarovski erweitert seine Tiroler Kristallwelten im großen Stil - etwa mit einem Turm der norwegischen Architekten Snøhetta und einer riesigen Wolke aus 600.000 Kristallen vom Künstlerduo Cao Perrot. Die Eröffnung soll im Frühjahr 2015 stattfinden.

11. Oktober 2014 - Maik Novotny
Sie sind, noch vor den Kaiserappartements der Hofburg, eine der bestbesuchten Touristendestinationen in Österreich: die Swarovski Kristallwelten am Tiroler Firmenstammsitz in Wattens. Rund zwölf Millionen Besucher wandelten seit der Eröffnung 1995 durch die von André Heller gestalteten „Wunderkammern“ für die kristallinen Exponate.

Vom dahinter stehenden Konzern waren zuletzt weniger glitzernde Neuigkeiten zu erfahren: Rund 200 Jobs sollen noch dieses Jahr in Wattens abgebaut werden. Der Luxus spürt die Krise. 2007 beschäftigte man rund 6700 Mitarbeiter, Ende dieses Jahres werden es am Stammsitz nur noch 4800 sein. Aber wo das Kerngeschäft lahmt, muss in die Marke an sich investiert werden. Um die dunklen Wolken zu vertreiben, schöne Wolken aus Kristall: Nach langer Planung verkündete Swarovski 2013 die Erweiterung der Kristallwelten in großem Stil.

Stars und Wunderkinder

Auf 7,5 Hektar Parklandschaft mit Attraktionen soll die Marke per Sinneserlebnis in den Köpfen verankert werden. Rund 34 Millionen Euro werden dafür investiert. Dies sei auch als deutliches Zeichen für den Standort Wattens zu verstehen, erklärte Stefan Isser, Geschäftsführer der Swarovski Tourism Services GmbH, bei einer Pressekonferenz diese Woche. „Ziel ist es, die Besucherzahl von 700.000 pro Jahr auf 800.00 bis 850.000 pro Jahr zu erhöhen“, sagt er. Die internationalen Kristallfans sollen dabei bis zu vier Stunden auf dem Areal verbringen - Shop inklusive. André Heller ist dieses Mal nicht mit im Boot; stattdessen sah man sich international um. „Wir haben viele internationale Architekten eingeladen und mit ihnen geredet“, so Isser. Der Auftrag zum baukünstlerischen Brand-Building wurde dann dreigeteilt: Zum Zuge kommen Stars, Lokalmatadore und Wunderkinder.

Zuerst die Stars: Das norwegische Architekturbüro Snøhetta, bekannt geworden durch das Opernhaus Oslo, das 9/11-Memorial in New York und das avantgardistische Design der neuen Kronen-Banknoten, wird einen - selbstverständlich kristallinen - 20 Meter hohen Spielturm errichten, in dem die Besucherkinder herumtollen dürfen (was zweifellos die Verweildauer ihrer Familien, wie geplant, verlängern dürfte). „Es ist sicher nicht unser größter Auftrag, aber einer der schönsten“, freute sich Snøhetta-Chef Kjetil T. Thorsen: „Die Erwartungen von Swarovski an Handwerk und Detaillierung sind immens. Das ist eine spannende Herausforderung für uns.“

Die Lokalmatadoren: Das Tiroler Büro s_o_s (Hanno Schlögl, Johann Obermoser, Daniel Süß), das bereits die Swarovski-Shops in Innsbruck und Wien gestaltete, wird eine Veranstaltungshalle, den vergrößerten Shop und einen neuen Haupteingang errichten. Dieser wird als auskragende Betonplatte auf einem „white forest“ aus Birkenstämmen ruhen, erklärt Architekt Obermoser. „Kristalle werden im Eingangsbereich aber nicht thematisiert, man soll hier erst zur Ruhe kommen, den Lärm der Außenwelt ausblenden.“

Ein wolkiges Drahtgeflecht

Und schließlich die Wunderkinder: Der wohl spektakulärste Neubau wird ein 1400 Quadratmeter großes Kunstwerk aus wolkigem Drahtgeflecht sein, in dem 600.000 von Hand eingehängte Kristalle über einer spiegelnden Wasserfläche funkeln. Die Idee der Wolke kam vom französisch-amerikanischen Künstlerduo Cao Perrot. „Das Wahrzeichen der Kristallwelten, der Riese von André Heller, ist sehr solide. Wir wollen mit der Wolke eine Leichtigkeit in die Landschaft bringen“, sagt Xavier Perrot. Diese Wolke bewege sich im Wind und wechsle ihre Erscheinung mit den Wetter- und Lichtverhältnissen. Nahezu die Hälfte der Wattens-Wolke ist bereits fertig. Eröffnet werden die neuen Kristallwelten Ende April 2015.

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