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Licht-Virtuose
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Dem New Yorker Architekten Steven Holl, einer der herausragendsten Vertreter der zeitgenössischen amerikanischen Architektur, widmet das Architekturzentrum Wien eine große monografische Schau.

12. April 2002 - Sabine Oppolzer
Zehn Modelle verdeutlichen das Zusammenspiel von Raum, Licht und Material in der Arbeit Steven Holls. Aquarellserien, die parallel zu den Projekten entstanden, visualisieren den konzeptionellen Entwurfsprozess. In Österreich war Steven Holl bisher nur in Insiderkreisen bekannt.


Virtuose Lichtführung

Steven Holl, der in der Architekturszene vom Renommee her oft mit Frank Gehry auf eine Stufe gestellt wird, hat die Ausstellung im Architekturzentrum selbst gestaltet. Neben den Modellen veranschaulicht vor allem ein digitaler Film die architektonischen Ideen von Steven Holl. Er zeigt Steven Holl als Virtuosen des Lichtes der Räume, Farben und Materialien voller Poesie einsetzt.

Für die Ausstellung hat Steven Holl darauf geachtet, die Verbindung zwischen beiden Teilen herzustellen. Über Spiegel werden die Filme auch in den Ausstellungsraum projiziert.


Kein Stil als Stil

Jedes der ausgestellten Modelle steht für sich: Das Kiasma Museum of Contemporary Art in Helsinki, das Bellevue Art Museum in Washington, oder das Simmonons Hall Studentenheim in Cambridge, ein streng geometrischer Bau, der jedem Studenten mindestens 12 Fensteröffnungen zugesteht.

Die architektonische Formensprache Steven Holls ist vielfältig. Die Modelle sind rund, geradlinig oder eckig. Ja erfasst sein architektonsiches Vokabular so weit, dass er es als eigentliche Herausforderung ansieht, eben keine spezielle Formensprache zu haben.

Steven Holl schafft neue Konzepte für jeden Ort, und jede Situation. In diesem Punkt unterscheidet Steven Holl sich wohl auch von sogenannten Stararchitekten, die nach einigen Jahren nur noch den billigen Abklatsch ihrer ersten Entwürfe zeichnen können, wie er sagt. „Das ist das Problem unserer Hype-Kultur. Wenn die Medien alles in die Hand nehmen und die Persönlichkeit des Architekten hinter dem Starrummel verschwindet, dann wird der Architekt zum Monster hinter seiner Arbeit“, kritisiert Holl im Interview für das Ö1 Kulturjournal.


Lockruf des Goldes

Besonders der amerikanische Umgang mit Architektur fördere eine solche Entwicklung. Architekten seien gegenüber den Bauherren absolut gehorsam. Die ganze Architektur folge nur ökonomischen Gesichtspunkten, wie Steven Holl erklärt.

Steven Hall lässt sich vom Geld nicht locken. Er ist stolz darauf, Investorengruppen oft zurückgewiesen zu haben. Was ihn interessiert ist vielmehr die öffentliche Dimension.


Österreich-Projekt

Im kommenden Jahr wird auch in Österreich ein Bauprojekt von Steven Holl in Angriff genommen: im niederösterreichischen Langenlois entsteht ein unterirdischer Weinerlebnispark, der sich durch alte Weinkeller zieht. Der Eingangsbereich und ein zugehöriges Hotel mit 80 Betten wird von Steven Holl gestaltet.


[Zu sehen ist die Schau im Architekturzentrum Wien bis zum 6. August.]

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