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Abriss der NS-Architektur
ORF.at

Mit den neuen Bauten sollen Verwaltungswege vereinfacht, der öffentliche Verkehr beschleunigt und die Kultur gefördert werden.

14. Mai 2002
Während der vergangen Monate kamen bei älteren Menschen Erinnerungen an die Bombenschäden während des Zweiten Weltkrieges hoch. Anstatt der alliierter Bomber waren es diesmal aber Abbruchspezialisten, die den alten Linzer Hauptbahnhof in Trümmer legten - ein Relikt aus der NS-Zeit.

Als „Führerstadt“ (Adolf Hitler bezeichnete Linz immer als seine Heimatstadt) genoss Linz während der NS-Herrschaft eine Sonderstellung. Am 25. März 1939 wurde der Münchner Architekturprofessor Roderich Fick mit der Ausarbeitung eines Gesamtbauplanes für die Stadt beauftragt.


Kunst für Linz geraubt

Linz sollte zu einer neuen Donaumetropole werden. Zentrum des Planes war eine monumentale Uferverbauung und eine drastische Erweiterung des Stadtkerns. Während des Krieges wurden für die geplanten Linzer Kultursammlungen Kunstgegenstände aus ganz Europa geraubt.

Bis auf die beiden Brückenkopfgebäude, die den Linzer Hauptplatz abschließen, der anschließenden Nibelungenbrücke und einem kleineren Nebengebäude wurde die Uferverbauung nicht realisiert.


Die Göring-Werke

Eine intensive Bautätigkeit gab es allerdings im Wohnbau. Parallel zur steigenden Einwohnerzahl wurden die Hermann Göring Werke (heute Voest) aus dem Boden gestampft. Ein zentraler Teil der architektonischen Neugestaltung wäre auch der Linzer Hauptbahnhof geworden, doch konnte er ebenfalls nur teilweise realisiert werden.

Von den bereits fertig gestellten Trakten wurden viele noch während des Krieges durch Bombenangriffe zerstört. Aus der NS-Zeit stammten deshalb nur einzelne Gebäudeteile und zwei stilisierte Löwen vor der Eingangshalle.


Neues Bahnhofviertel entsteht

Große Teile der alten Bahnhofsbebauung wurden bereits abgerissen. Das Untergeschoß der neuen Gebäude wird teilweise schon betoniert. Neben dem von Wilhelm Holzbauer geplanten Bahnhof wird auch ein Bürogebäude für das Land Oberösterreich und eine Verkehrsdrehscheibe mit unterirdisch verlaufender Straßenbahn errichtet.

Die Gesamtkosten des ersten Bauabschnittes bis 2004 sollen rund 290 Millionen Euro betragen. Im zweiten Bauabschnitt wird ein 23-stöckiges Bürogebäude entstehen. Die Gesamtfertigstellung ist für 2006 geplant.


Bürogebäude am Verkehrsknoten

Das vom Wiener Architektenteam Steiner/Neumann geplante, neue Bürogebäude soll das auf über 50 Adressen zersplitterte Amt der Oberösterreichischen Landesregierung in einem Haus zusammenfassen. Der Baukörper mit seiner klaren, ruhigen Formensprache wird mit dem Bahnhof verbunden.


Entscheidung für den öffentlichen Verkehr

In Oberösterreich liegt der Anteil des öffentlichen Berufsverkehrs bei nur 15 Prozent. Täglich pendeln aber 95.000 Menschen mit dem Auto nach Linz. Mit einer neuen unterirdischen Trassenführung in Teilen der Innenstadt will man die öffentlichen Verkehrsmittel attraktiver machen.


Modellstadt für Niedrigenergiebauweise

Im Süden der Landeshauptstadt entsteht mit der solarCity ein gänzlich neuer Stadtteil mit 1317 Wohnungen auf einer Fläche von 32 Hektar.

Für die Planung der ersten 630 Wohnungen konnten international renommierte Architekten wie Norman Foster, Richard Rogers oder Thomas Herzog gewonnen werden. Das Ziel des Architektenteams: der Niedrigenergiebauweise zum internationalen Durchbruch verhelfen. Fertig gestellt soll die „solarCity“ 2005 werden.


Stadtverdichtung im Zentrum

Ein Projekt zur Stadtverdichtung entsteht in der Nähe des Linzer Frachtenbahnhofs. Dort entsteht der „Lenaupark“ - eine gemischte Verbauung aus Wohn- und Büroflächen. Neben der Aufstockung eines bereits bestehenden Hochhauses auf 16 Etagen soll dort mit dem City Tower 2, auch ein 18-stöckiges Haus entstehen. Fertig gestellt soll der Lenaupark 2004 werden.


Neues Kunstmuseum

In der Endphase befindet sich das neue Linzer Kunstmuseum Lentos. An den sensiblen Bauplatz zwischen Brucknerhaus und Nibelungenbrücke soll ab dem heurigen Herbst die Neue Galerie der Stadt Linz übersiedeln. Geplant wurde der viereckige Baukörper vom Schweizer Architekten Duo Neber und Hofer. Das Lentos versteht sich auch als kultureller Mosaikstein auf dem Weg von Linz zur Europäischen Kulturhauptstadt 2009. Ein wichtiges Element wurde allerdings nicht realisiert: das Linzer Musiktheater.

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