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Linz im Umbruch
ORF.at

Ein Gespräch mit dem Linzer Baudirektor Franz Xaver Goldner.

14. Mai 2002
Franz Xaver Goldner war maßgeblich am Zustandekommen des Linzer Gestaltungsbeirates beteiligt. In der Vergangenheit hat er sich immer wieder für entscheidende Projekte bei der Linzer Stadtplanung eingesetzt. In seine Ära fallen auch maßgebliche Linzer Kulturbauten wie das Ars Electronica Center oder das Lentos Museum. Seit 1988 ist er Baudirektor der Landeshauptstadt.

kultur.ORF.at: In Wien werden seit Jahren Hochhäuser gebaut, welchen Weg geht Linz?

Goldner: Wir haben es bisher abgelehnt, Hochhausprojekte zu realisieren. Wir wollen die vertikale Schichtung den Kirchtürmen überlassen. Wohnhochhäuser soll es überhaupt nicht geben. Wenn dann nur Bürohochhäuser. Eventuell entlang von Einfahrtsstraßen oder im Donaubogen, das würde Orte markieren.

kultur.ORF.at: Ein sehr attraktives Gelände der Stadtentwicklung ist der Winterhafen. Gibt es für dieses Gebiet an der Donau schon konkrete Pläne?

Goldner: Die Stadt hat sich in diese Richtung nicht entwickelt. Das ist schlecht. Viele Jahre war das Gebiet ein Gewerbegebiet, das mit der Auflösung der Schiffswerft frei geworden ist. Landschaftlich ist der Bereich extrem attraktiv. Wir haben stehendes Wasser und ein altes Hafenbecken. Hier wird sicher noch einiges passieren. Konkrete Pläne gibt es allerdings noch nicht.

kultur.ORF.at: Einen großen Rückschlag in der Entwicklung einer Kulturmeile entlang der Donau gab es mit der negativen Volksbefragung zum geplanten Musiktheater.

Goldner: Das konnte nur negativ ausgehen. Kultur ist eben nicht mehrheitsfähig. Hätte man über das Lentos abgestimmt, wäre das noch schlechter ausgegangen. Die Politik muss hier eben leiten und lenken und auch Positionen durchsetzen, die nicht mehrheitsfähig sind.

kultur.ORF.at: Eine Kritik an der Politik...?

Goldner: Wenn man Verantwortung übernimmt, dann darf man nicht ständig nach Mehrheiten schielen. Sich etappenweise bestätigen zu lassen, ob etwas mehrheitsfähig ist, da braucht man keine Mandatare, da kann man ohnehin gleich überall eine Volksabstimmung machen.

kultur.ORF.at: Ist der Standort Theater endgültig gestorben?

Goldner: Der Standort ist wahrscheinlich nicht mehr zu realisieren, aber es gibt ja noch andere Standorte.

kultur.ORF.at: Das Urfahraner Marktgelände, in bester Lage an der Donau, ist das ganze Jahr über eine Schotterwüste. Zwei Mal im Jahr findet hier ein Jahrmarkt statt, wäre das ein Alternativstandort?

Goldner: Das Thema wurde von einer Bürgerinitiative an den Gemeinderat herangetragen. Der Gemeinderat hat mehrheitlich dagegen entschieden.

kultur.ORF.at: Warum?

Goldner: Die Mehrheitsfraktion (SPÖ, Anm.), aber auch die FPÖ hat das Gelände nicht als Standort akzeptiert. Das ist eben so.

kultur.ORF.at: Anscheinend sind zwei Wochen Jahrmarkt politisch wichtiger als ein Musiktheater.

Goldner: Das Gelände hat zwei Funktionen. Während des Jahres ist es ein großer Pendlerparkplatz. Dann wäre eben noch der Urfahraner Markt, der eher vom „Kleinen Mann“ genutzt wird. Im Vorjahr gab es 600.000 Besucher. Hier wird eben der Urfahraner Markt gegen das Musiktheater ausgespielt und die Mehrheit liegt eben beim Jahrmarkt.

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