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Das Ende der Simulation
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Walter Pichlers Arbeit bewegt sich um die Begriffe von Modellhaftigkeit und Authentizität.

15. Mai 2002
In den 1960er Jahren avantgardistisch geprägt, suchte der junge Grafiker und Bildhauer Walter Pichler damals - etwa in der Ausstellung „Architektur“ 1963 gemeinsam mit Hans Hollein - Wege aus der Unverbindlichkeit des „Internationalen Stils“ in der Architektur und des Informel in Malerei und Plastik.


Konsumkritik

Anders als die gleichzeitig entstehende Pop-Art handelte es sich jedoch zunächst nicht um die Motive der Konsumwelt, die polemisch dem Ernst und der Pseudo-Aura des Informel gegenübergestellt wurden. Pichler, der einer armen Südtiroler Familie entstammt, die in den 1940er Jahren die sogenannte „Option“ der Aussiedlung aus dem faschistischen Italien nach Nordtirol erlitt, wählte einen Weg weit „zurück“, in die Welt des Gilgamesch-Epos und archaischer Riten, die von der unkritischen Fortschrittswelt konsequent ausgeblendet waren.


Beginn eines Lebenswerks

Nach der Arbeit mit Hollein (bis 1967) und einem Intermezzo als Schöpfer pneumatischer Objekte, die mit finsterer Ironie verfremdet waren („Prototypen“, 1966-68) beschloss Pichler, die „Simulation“ zu beenden und in den 1:1-Maßstab zu gehen.

Er erwarb einen Bauernhof im damals verlassensten und ärmsten Winkel Österreichs, wo er seither in einer Werkstatt die Produkte seiner modellhaft-künstlerischen Lebenswelt schafft: archaisierende Figuren in einer speziellen Material-„Alchemie“, die in kleinen Häusern wohnen und dort kontemplativ wahrgenommen werden können.

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