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Vom Mut, Baulücken kurzfristig zu füllen
Der Standard

Architekturwettbewerb Freiraum /01

Der Wettbewerb „Freiraum 01“ prämierte Ideen zum Thema „temporäre Architektur“. Den zweiten Platz in der Kategorie „Bekannt & etabliert“ erreichten die deutschen Architekten Jörg Völker und Stephan Löper.

18. Mai 2002
Man kennt das ja: Baulücken gibt es in jeder Stadt. Schuttberge zwischen zwei Häusern, die manchmal monatelang unverändert bleiben, brachliegen und durch Bretterwände halbherzig abgedeckt werden. „Die Lebensqualität und das Wohngefühl eines gesamten Strassenzuges oder Stadtquartieres leiden unter einer solchen Nichtnutzung,“ sagen die deutschen Architekten Jörg Völker und Stephan Löper.

Die bewusste Wahrnehmung und das Interesse an dem Grundstück sinkt. „Der Ort wartet darauf, neu entdeckt zu werden. Ziel sollte es sein, diese inhaltliche wie konkret vorhandene Baulücke mit einer wirksamen Konzeption, die den Ort und die Umgebung aufwertet, zu schließen.“ Völker und Löper lassen daher eine kulissenhafte Architektur und Inszenierung an die Stelle des nicht existenten Gebäudes treten. „Zeitraum“ schließt die Lücke, das Projekt lässt aber andererseits viel Raum für verschiedenste Anwendungen und Szenarien: für Theateraufführungen, Ausstellungen, aber auch für Ruhepole im Alltagsstress. Praktisch bei Spektakelinszenierungen: „Die Konstruktion gewährt Ein- und Durchblicke auf Bestehendes und Zukünftiges“, so die Architekten.

„Zeitraum“ besteht aus drei Teilen, einer Gerüststruktur, den Fassadenmodulen und Leuchtkuben: Das Gerüst umschreibt den äußeren Rahmen der Baulücke und dient konsequenterweise der Befestigung der anderen Module. Es erlaubt eine vertikale und horizontale Erschließung der Lücke zwischen der bestehenden Bebauung und dem „Zeitraum“.

Die Fassadenmodule - in zwei unterschiedlichen Breiten mit einer einheitlichen Länge - entsprechen dem vertikalen und horizontalen Stützenraster. Die Platten sind einheitlich im gleichen Farbton und witterungsunempfindlich beschichtet. Durch die beiden unterschiedlichen Breitenmasse können Öffnungen realisiert werden, die interessante Ein- und Durchblicke gewähren (Siehe Grafiken). Die Platten bilden in optisch gleicher Ausführung auch den Bodenbelag der Konstruktion. Die Lichtkuben schließlich werden in zwei unterschiedlichen Bautiefen, Länge und Breite, abgestimmt auf die Fassadenplatten hergestellt. An der Fassade befestigt dienen sie der Beleuchtung des Innenraums. Auf dem Boden stehend können sie als Sitzgelegenheit oder Tisch verwendet werden.

Durch Sie entstehen Farb- und Schattenspiele im Raum und an den Wänden der angrenzenden Häuser. „Zeitraum“ kann, wie die Architekten betonen, in zwei bis drei Tagen errichtet werden. Völker und Löper sind gerade auf der Suche nach geeigneten Plätzen, um dieses und andere mobile Konzepte zu realisieren. Unabhängig von einander arbeiten sie für unterschiedliche Büros an Bauprojekten oder Lichtkonzepten für u. a. Messestände.

Die Begründung der Jury, Völker und Löper für das Projekt „Zeitraum“ den zweiten Preis in der Kategorie „Bekannt und etabliert“ zu verleihen: "Baulücken werden in diesem Projekt zu Orten des Spektakels: offene Räume der Stadt, in denen „urbanes“ Theater eingerichtet und aufgeführt wird. Die einfache, wunderbare Aussage des Projektes, das Neues durch die besondere Interpretation des Vorhandenen schafft, überzeugte die Jury und ließ sie die farbliche Graphik in der Darstellung des Projektes vergessen."


[Der Architekturwettbewerb Freiraum /01 ist ein Projekt von in Kooperation mit dem Standard Infos im Internet: www.maxontop.com/ wettbewerb]

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