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„Unorte“ bekommen neues Erscheinungsbild
Der Standard

Ideenwettbewerb FREIRAUM/01 (6)

Interview mit den vier Freiraum-Siegern in der Kategorie „Bekannt und etabliert“

1. Juni 2002
Wie kam es zur Idee des Mudmax-Müll-Containers?
Hammerle/Naschberger/Ossberger/Rauter: In vielen österreichischen Städten stehen zahlreiche Container-Inseln. Altpapier, Plastik, Bunt und Weißglascontainer oft gleich nebeneinander. Irgendwie angeordnet, schmutzig, unansehnlich. Diese Sammelinseln haben etwas Provisorisches, und da temporäre Architektur ebenfalls provisorisch sein kann, haben wir uns bei unserem Wettbewerbsbeitrag um eine Alternative dieser herkömmlichen Sammelplätze bemüht. Sie gibt diesen Unorten ein ganz neues Erscheinungsbild.

Warum sollten gerade Ihre Container das Stadtbild wirklich nachhaltig verschönern?
Hammerle/Naschberger/Ossberger/Rauter: Unser Container hat eine dynamischen Form. Mehrere Mudmax zusammen ergeben ein neues Gebilde je nach Zusammenstellung. Ein Kreis, eine Gerade, eine Schlangenlinie. Durch die Möglichkeit, verschiedene Druckdekore mit einer breiten Farbpalette herzustellen, erreicht man auch ein buntes lebhaftes Äußeres und jede Insel kann so individuell gestaltet werden: die Oberfläche als Informationsträger, als Stadtplan, als Werbefläche oder Kunstobjekt. Unser Container kann sich dabei völlig dem Stadtbild anpassen.

Soll sich temporäre Architektur ins Stadtbild eingliedern? Oder muss es nicht eher einen Kontrapunkt zur Ordnung der Häuser bieten?
Hammerle/Naschberger/Ossberger/Rauter: Man muss als Architekt auf eine städtebauliche Situation reagieren. Dass kann ein Kompromiss sein. Es gibt aber auch öffentliche Plätze, wo ein „schreiendes“ Gegenstück zum Stadtbild mehr Wirkung zeigt. Temporäre Architektur kann „dagegen“ wirken. Die Kurzlebigkeit lässt mehr Spielräume zu. Das Objekt verschwindet nach geraumer Zeit wieder, hat aber den Ort beeinflusst und verändert. Unter diesem Gesichtspunkt kann temporäre Architektur eine Bereicherung sein und mehr von ihr wäre wünschenswert.

Könnten Sie sich also vorstellen, dass es einmal auch mehr temporäre Architektur im Arbeits- und Wohnbereich gibt?
Hammerle/Naschberger/Ossberger/Rauter: Wir leben in einer Phase des Umbruchs, die Gesellschaft wird immer mobiler. Da liegt es nur nahe, dass man sich auch Gedanken über Wohnen und Arbeiten macht. In Tokio gibt es ja schon Hotels mit sehr minimalistischen Schlafbereichen und das mobile Büro ist auch immer wieder ein Thema das aufgegriffen wird.

Wie stellen Sie sich ihre Zukunft vor?
Hammerle/Naschberger/Ossberger/Rauter: Wir denken gerne in kleineren Produkten, die wir dann anbieten. Und die werden dann gekauft oder auch nicht. Damit können wir unsere Unabhängigkeit bewahren.

. . . die man als Auftragnehmer nicht so hat?
Hammerle/Naschberger/Ossberger/Rauter: Das muss nicht so sein. Als Architekt ist man unter anderem auch ein Berater des Bauherrn. Wenn er offen ist für neue Ideen, kann diese Zusammenarbeit sehr interessant sein.

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