Artikel

Vor der Entscheidung
ORF.at

Das Parlaments-Votum in dem zwölf Jahre dauernden Streit gilt als entscheidende Weichenstellung für die künftige Schlossplatz-Bebauung.

4. Juli 2002
Die barocke Fassade des Hohenzollernschlosses soll in der historischen Mitte Berlins wiedererrichtet werden. Dies hat der deutsche Bundestag am Donnerstag entschieden. 384 von 589 Abgeordneten votierten für den Vorschlag, der den Wiederaufbau der barocken Fassade an 3 Seiten eines Neubaus vorsieht. Diese Lösung hatte die von Bund und Land eingesetzte Internationale Expertenkommission empfohlen.


Berliner Stadtschloss

Die Parlamentarier konnten ohne Fraktionszwang über eine Festlegung auf den Wiederaufbau entscheiden. Es ist einer der seltenen Fälle, in denen der Bundestag über ein Kunstwerk oder eine architektonische Frage abgestimmt hat. Beispiele dafür sind die Reichstagsverhüllung oder der in einem Reichstags-Innenhof aufgestellte Erdtrog des Künstlers Hans Haacke („Der Bevölkerung“).


Zwei Varianten

Zur Wahl standen zwei vom Kulturausschuss erarbeitete Möglichkeiten. In der „Alternative A“ wurde der Wiederaufbau der barocken Fassade an drei Seiten eines Neubaus vorgeschlagen. Dies hatte die von Bund und Land eingesetzte Internationale Expertenkommission empfohlen.

In der „Alternative B“ sollte die Gestaltung eines Neubaus erst nach einem Architektenwettbewerb entschieden werden. Der Kulturausschuss sprach sich laut Griefahn mehrheitlich gegen eine Festlegung auf die barocke Fassade aus. Diesem Votum schloss sich auch die SPD-Politikerin an.


Akademie gegen Rekonstruktion

Die Akademie der Künste hatte am Mittwoch die Parlamentarier in einem eindringlichen Appell vor einer Entscheidung für die Rekonstruktion gewarnt und diese als bloße „Fiktion“ bezeichnet. Das Bundeskabinett hatte sich am Mittwoch nicht eindeutig zur Fassadenfrage geäußert, jedoch die Empfehlungen der Internationalen Experten-Kommission generell begrüßt.


Experten-Vorschlag

In dem Exoperten-Vorschlag, der jetzt vom Bundestag angenommen wurde, wird ein Gebäude auf dem Grundriss des Schlosses vorgeschlagen, das „nach drei Seiten - nach Norden, Westen und Süden - sowie im inneren Bereich, dem so genannten Schlüterhof, seine ursprünglichen Barockfassaden wiedererhält“. Als Nutzung ist das so genannte „Humboldt-Forum“ vorgesehen, eine Kombination aus den außereuropäischen Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, den Sammlungen zur Wissenschaftsgeschichte der Humboldt-Universität und der Zentral- und Landesbibliothek sowie einem gemeinsamen Veranstaltungsbereich.


Kosten: 700 Mio. Euro

Finanziert werden soll das auf knapp 700 Millionen Euro geschätzte Projekt unter anderem mit einer Aktiengesellschaft für private Anleger.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: ORF.at

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Tools: