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Wohnzimmer statt Parkplatz
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Der Greiner Stadtplatz wurde zu einem öffentlichen Wohnzimmer umfunktioniert. Aus den gewonnen Erfahrungen will man Ideen für die Gestaltung von Plätzen gewinnen.

6. August 2002
Grein ist ein kleiner romantischer Ort im oberösterreichischen Strudengau. Die Hänge des Mühlviertels fallen hier steil ab in Richtung Donau. Früher war die Gegend eine gefährliche Schifffahrtspassage. Es gab wilde Strudeln und kleine felsige Inseln.

Oft kenterten hier Schiffe und Flöße. Lotsengebühren und Vorkaufsrechte auf die beförderten Waren verhalfen den Greinern zu beachtlichem Wohlstand. Der Stadtplatz ist ein Zeuge dieser Zeit. Neben einem prunkvollen Rokokotheater, ist das gesamte Ensemble ein Juwel aus dem Biedermeier.


Andere Nutzungsmöglichkeiten?

Bisher wurde der historische Platz mit einem kleinen Brunnen in der Mitte vor allem als Parkplatz verwendet. Während der nächsten Monate ist er zu einem öffentlichen Wohnzimmer umfunktioniert worden - mit ständig wechselnder Einrichtung.

Diese reicht von alten Sitzgarnituren, die mit bunten Tüchern überzogen sind über Strohballen, bis zu regensicheren Partyzelten, die innen mit Wandmustern aus den 50er-Jahren ausgemalt wurden. Hinter der Greiner Stadtplatz-Initiative steht die verkehrspolitische Frage ob, der Platz künftig weiter als Parkfläche verwendet wird, oder ob es andere Nutzungsmöglichkeiten gibt.


„Geh Rein“

„Geh Rein“, so der offizielle Titel der Wohnzimmer-Installation, will die Bürger an ein lebendiges Zentrum gewöhnen. Erst dann, soll über die weitere Verwendung des Platzes entschieden werden. Durch Fragebögen wird die Einstellung der Greiner zur Wohnzimmeraktion, und zur künftigen Verwendung des Platzes eruiert.


Amt beobachtet das Projekt

Aus den praktischen Erkenntnissen und den Bürgerreaktionen will die Gemeinde, und das Amt für Stadtentwicklung des Landes Oberösterreich Erfahrungen sammeln, wie man den öffentlichen Raum künftig besser nutzen kann.

Eine erste Erkenntnis des Projekts ist, dass es für die vielen Donau-Radtouristen bisher keine Regenunterstände und Umkleidemöglichkeiten gab. Diese Erkenntnis kam den Gemeindepolitikern während eines Gewitterregens, als dutzende Radfahrer Zuflucht unter den Party-Zelten suchten.


Geschäftsleute dagegen

Obwohl das Projekt, anfangs von allen Beteiligten befürwortet wurde, regt sich bei den Greiner Geschäftsleuten mittlerweile Widerstand. Sie befürchten Umsatz-Einbussen, weil die Kunden nicht mehr unmittelbar vor den Geschäften parken können.


Web Cam informiert

Um die Bevölkerung schneller an das öffentliche Wohnzimmer zu gewöhnen, gibt es neben zahlreichen Veranstaltungen auch ein Internet-Service. Am Kirchturm der Gemeinde wurde eine Web Cam installiert: so kann man sich von zu Hause aus darüber informieren, wer sich gerade am Platz befindet.

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Für den Beitrag verantwortlich: ORF.at

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