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Waben und graue Ziegel
Neue Zürcher Zeitung

Zumthor-Ausstellung in Köln

5. Oktober 2001 - Klaus Englert
Als im Zweiten Weltkrieg Bomben auf St. Kolumba fielen, kam es den Kölnern wie ein Wunder vor, dass neben Mauerteilen und einem Turmstumpf die Figur der Madonna am nördlichen Chorpfeiler erhalten blieb. Noch heute sind die Wunden des Krieges sichtbar, doch mitten in die Ruinenlandschaft baute Gottfried Böhm 1950 eine schöne Kapelle. Da die weiterhin sichtbaren Zerstörungen in der Kölner Innenstadt auf Dauer niemanden zufriedenstellten, veranstaltete das in engen Räumen untergebrachte Diözesanmuseum einen Architektenwettbewerb, um auf dem historischen Gelände einen Neubau zu errichten. Mit einem überzeugenden Entwurf konnte sich Peter Zumthor gegenüber seinen Konkurrenten Gigon & Guyer, David Chipperfield, Petry + Partner und Ben van Berkel durchsetzen. Das Ergebnis dieser Arbeit ist zurzeit im Diözesanmuseum zu besichtigen. Hier kann der Besucher Einblick in die jeweiligen Planungsphasen des Architekten nehmen und nachvollziehen, wie es zu dem wabenartigen Mauerwerk kam, das Zumthor um das Ruinenfeld bauen will. Und wie er zu dem überraschenden Schluss gelangte, graue Ziegel zu benutzen. Zumthor versteht das neue Diözesanmuseum, das sich auf den Grundmauern des Bestandes erhebt und die Böhm'sche Kapelle integriert, keineswegs als eine schroffe Gegenüberstellung alter und neuer Formen. Im Gegenteil: «Der neue Baugedanke ist versöhnlich und integrativ.»


[Bis 4. November im Kölner Diözesanmuseum.]

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