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Reputation mit viel Risiko
ORF.at

Die Ausstellung „Transmodernity“ ist bis zum 28. Oktober im Architekturzentrum zu sehen.

29. August 2002
Was man in der Ausstellung „Transmodernity“ erlebt, ist fast schon Architektur-Kino. Eine lange Wand des Schauraums wird zur Großleinwand für ein Video, das die Gruppe „gangart“ gedreht hat.

Die Projektionsfläche ist dreigeteilt. Links sieht man langsame Kamerafahrten durch die leeren Bauwerke, in der Mitte dagegen die Objekte in Benützung, mit vielen Menschen, rechts die Architekten, die die Gebäude entworfen haben, im Büro bei der Arbeit. Da erscheint zum Beispiel ein grübelnder und zeichnender András Pálffy in Großaufnahme.


Natürliche Materialoberflächen

Pálffy und sein Partner Christian Jabornegg sind durch die Ausstellungsarchitektur für die Documenta 1997, die Wiener Generali Foundation oder das Museum am Judenplatz bekannt geworden. Minimalistisch wird ihre Art zu bauen oft genannt.

„Wir arbeiten sehr viel mit natürlichen Materialoberflächen“, erklärt Pálffy. „Es wird nie etwas an der Oberfläche dann noch überstrichen, behandelt. Das Material lebt aus seiner eigenen Struktur. Das macht mit der Lichtführung gemeinsam eine ganz eigene Stimmung aus, die man mitunter gern als minimalistisch bezeichnet, die es aber im Grunde überhaupt nicht ist.“


Form aus neuen Ideen

Die drei präsentierten Architektenteams haben eines gemeinsam: Für sie ist ein Bauwerk nicht primär ein Schauobjekt, eine Skulptur, sondern die attraktive Form ergibt sich aus neuen Ideen, wie man dem praktischen Zweck eines Baus gerecht werden kann.

Die Teams Riegler Riewe sowie henke und schreieck haben etliche Schul- und Uni-Gebäude geplant. Der Architektin Martha Schreieck kommt es dabei auf folgendes an: „Auf der einen Seite sind es sehr große Gebäude, wo es einfach notwendig ist, dass es zum einen das große Ganze gibt, die Überschaubarkeit, aber zum Anderen auch die Privatheit, die Rückzugsmöglichkeit, aber die Gemeinschaft ist natürlich auch ein Thema.“


Grandiose Aussichten

Daher viele Durchblicke in den Bauten von henke und schreieck und viel Glas - wie etwa bei ihrem oft bewunderten Neubau der Sozial- und Wirtschafts-
wissenschaftlichen Fakultät in Innsbruck.

Innen hat man fast überall eine grandiose Aussicht auf Stadt und Berge. „Die Transparenz, die Offenheit, spielt in allen unseren Projekten eine sehr große Rolle“, erklärt Schreieck. „Wenn ich fließende Räume schaffe, fließende Übergänge, da ist natürlich Glas das adäquate Material.“


Spitzenleistungen

Was in der Ausstellung gezeigt wird, gehört zu den Spitzenleistungen der österreichischen Baukunst, die heutzutage insgesamt einen hervorragenden Ruf hat. Immer mehr Architekturtouristen aus dem Ausland kommen.

Den Architekten selbst bringt das zwar Prestige, aber reich werden sie selten davon. Die Honorare hierzulande stehen nach wie vor manchmal in keinem Verhältnis zum Aufwand.


Wirtschaftliches Risiko

Überhaupt ist der Beruf mit einem ungewöhnlichen wirtschaftlichen Risiko verbunden, wie András Pálffy weiß: "Einen Wettbewerb zu gewinnen, heißt noch lange nicht, dass man diesen auch baut. Bei uns im Büro liegen vier gewonnene Wettbewerbe, die bis dato keinen Baubeginn gesehen haben.


[Tipp:
Die Ausstellung „Transmodernity“ wird Mittwoch eröffnet und ist bis zum 28. Oktober im Architekturzentrum zu sehen.]

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