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Städteplaner weiter im Höhenrausch
Der Standard

In Ballungsräumen gibt es immer weniger Platz für immer mehr Büro-und Wohnflächen. Also baut man mehr noch als bisher nach oben. Ein Überblick.

11. Oktober 2001
Höher, größer, weiter: Francesco Aigner vom Institut für Stahlbau an der Technischen Universität Wien äußert im Gespräch mit dem STANDARD, dass die Suche nach Extremen auch nach den Attentaten auf das World Trade Center anhalten werde. Und andere Experten schätzen die Folgen der Katastrophe auf die künftige Bauweise ebenfalls eher gering ein. Die Gründe für den Hang zur Gigantomanie scheinen bekannt: Vielfach wird von der „räumlichen Ballung von Werten“ (Financial Verdana Deutschland) gesprochen oder schlicht von zu wenig Platz in den Zentren.

[] Eines der bekanntesten Hochhausprojekte weltweit sollte schon längst von Norman Foster im Hafen von Tokio verwirklicht werden: der Millennium-Tower mit einer Höhe von 840 Meter. Investoren werden laut jüngsten Berichten noch gesucht. Der britische Stararchitekt will sich damit in der Acht-Millionen-Metropole Frank Lloyd Wrights Traum von der „vertikalen Stadt“ annähern. Vergleichsweise klein ist dagegen der Wiener Millennium-Tower mit seinen 202 Meter. Auch das derzeit höchste Gebäude der Welt, die 452 Meter hohen Zwillingstürme des Petronas Tower in Kuala Lumpur, sind schon um beinahe 400 Meter kleiner.


„Die Essiggurke“

[] In London soll ein gutes Dutzend neuer Wolkenkratzer entstehen. Der London Bridge Tower etwa wird 365 Meter in den Himmel ragen. Norman Foster plant ein 180 Meter hohes Haus für eine Schweizer Versicherungsgesellschaft im Umfeld mehrerer Hochhäuser (in Londons Versicherungsviertel). Im Volksmund wird das Gebäude bereits in der Projektphase „The Gherkin“ (Essiggurke) genannt. Auf den ersten Blick bestehen Ähnlichkeiten zum Tower in Tokio: kreisrunde Grundfläche, schmale Spitze. Die gläserne Außenhaut des Turms wird von diagonalen Stahlstreben eingefasst.

[] Der höchste Bau Deutschlands, das höchste Bürohaus Europas ist der 265 Meter hohe Turm der Commerzbank in Frankfurt am Main (ebenfalls von Foster). Weitere Projekte sind in Planung: Die Zürich-Versicherung etwa will am Opernplatz einen 160-Meter-Büroturm errichten. Zuerst sollte nur ein 90-Meter-Riese entstehen. Argument für die Neuplanung: Man spare dadurch Fläche im Umfeld des Gebäudes.

[] In Singapur leben 6000 Menschen auf einem Quadratkilometer. Und so geht man, wie in anderen Ballungszentren auch, extrem in die Luft: Im Bezirk Lujiazui entstand im Lauf der Jahre ein Wolkenkratzermeer mit Spitzen von 280 Meter Höhe. Kaum jemand, schrieb kürzlich die deutsche Tageszeitung Die Welt, habe einen Überblick, wie viele Hochhäuser in Planung seien.
[] Der französische Stararchitekt Jean Nouvel präsentierte bereits Entwürfe zu einem Wolkenkratzer in der Form einer Mörsergranate. Gebaut soll in Barcelona werden. Das Büro-Hochhaus wird 35 Stockwerke haben und mit 145 Meter eines der höchsten Gebäude der Stadt sein. In der Bevölkerung der Metropole heißt es, das Projekt sei „geschmacklos“.
[] Auch in Österreich werden in nächster Zeit einige Hochhausprojekte umgesetzt. Nicht nur in den großen Ballungsräumen: In Lustenau in Vorarlberg soll der 83 Meter hohe Rheinland-Tower entstehen. Und auch in Wien wird weiter an den Wolken gekratzt: Neben jüngst fertiggestellten Häusern wie dem Millennium- oder Florido-Tower (112 Meter, steht in Floridsdorf) wird Ende 2002 ein Drei-Turm-Komplex aus dem Boden wachsen: Hochhäuser, die bis zu 90 Meter in den Himmel ragen. Verwendungszweck: ein Hotel mit 340 Zimmern und Büros.


[Alles über Wolkenkratzer und ihre Geschichte:
www.skyscrapers.com
www.skyscraper.org
www.skyscraperpage.com
www.skyscraperguide.com
www.pbs.org/wgbh/
buildingbig/skyscraper/
basics.html
Homepage von Norman Foster:
www.fosterandpartners.com
Architektur im Netz:
www.nextroom.at ]

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