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Städtebauliches Zeichen
Neue Zürcher Zeitung

Eine Museumserweiterung für Aarau

2. März 2007 - Roman Hollenstein
Im Schlössli, einem umgebauten mittelalterlichen Turm am Nordende des Grabens, besitzt Aarau seit 1939 ein eigenes Stadtmuseum. Noch heute stehen das alte Stadtmodell und die Epochenzimmer im Mittelpunkt der Sammlungspräsentation, obwohl das Haus inzwischen gut 100 000 Objekte hütet. Um diese verborgenen Schätze ans Licht zu bringen und um Wechselausstellungen zu ermöglichen, plant die Stadt nun einen Erweiterungsbau. Dazu führte sie einen Wettbewerb unter geladenen Architekten durch, welche eine breite Palette an Vorschlägen einreichten: Auf die erhöht zwischen dem Schlössli und dem klassizistischen Haus zum Schlossgarten gelegene Schlosspark-Wiese, von der aus man über eine Holzbrücke den Museumsturm betritt, möchte Valerio Olgiati einen Ausstellungskubus placieren, der in seiner dunklen Trutzigkeit an Blade-Runner- Architektur erinnert. Baumann & Roserens schlagen eine schwebende Vitrine vor und Eckert & Eckert (e2a) eine kubisch geknickte Wallmauer, welche die Ausstellungstrakte aufnimmt. Anders als diese Entwürfe käme das Siegerprojekt von Diener & Diener westlich des Schlösslis und damit ausserhalb des Perimeters zu stehen und würde damit eine völlig neue Erschliessung der zurzeit nur über steile Treppen zugänglichen Turmräume ermöglichen.

Künftig könnte der wehrhaft wirkende steinerne Anbau den bisher fehlenden städtebaulichen Fluchtpunkt des Grabens bilden und den Schlossplatz richtig fassen. Im Erdgeschoss soll ein grosser, verglaster Schlund in die neue Eingangshalle führen. Darüber sind mit Oberlichtern erhellte Ausstellungsflächen vorgesehen, von denen aus behindertengerechte Durchgänge in die Schauräume des Turms führen. Zuoberst - hinter dem hölzernen Dachaufsatz - wird die Verwaltung neue Büroräume erhalten. Das urbanistisch überzeugende Projekt, das sich in seiner Sensibilität durchaus mit den Interventionen von Miller & Maranta in der Altstadt und von Herzog & de Meuron beim Kunstmuseum vergleichen lässt, hat nur einen Schönheitsfehler: Ihm müsste ein stolzer Mammutbaum geopfert werden. Doch vielleicht lässt sich während der Überarbeitung durch eine leichte Rückversetzung des Neubaus auch diesbezüglich eine Lösung finden.

[Die vier Projekte sind am 2. und 3. März von 14 bis 17 Uhr sowie am 7. März von 14 bis 19 Uhr im Stadtmuseum Schlössli am Schlossplatz 23 in Aarau zu sehen. Begleitbroschüre gratis. ]

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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