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Widerstand des Filigranen
Der Standard

Pritzker-Preis für Stararchitekt Jean Nouvel

1. April 2008 - Ute Woltron
Los Angeles/Paris - Der Franzose Jean Nouvel (62) wird im Juni den diesjährigen Pritzker-Preis (100.000 Dollar/63.307 Euro) und damit die weltweit wichtigste Auszeichnung für Architektur entgegennehmen: das Pendant zu den Nobelpreisen in den Wissenschaften. Er sei erfreut, meinte der stets in rabenschwarze Montur gekleidete Nouvel, nun ebenfalls Mitglied des Pritzker-Klubs zu sein, dem so gute Freunde wie Frank Gehry, Zaha Hadid und Renzo Piano angehören würden.

Der Architekt machte erstmals 1987 mit dem Institut du Monde Arabe in Paris international Furore: Das zarte Gebäude am Pariser Seine-Ufer ist ein räumlich-technisches Meisterwerk und glänzt vor allem mit seiner Hightech-Fassade. Filigrane Metallblenden verengen und weiten sich je nach Sonneneinstrahlung und interpretierten zugleich meisterlich die Formensprache der arabischen Kunst.

Das Haus entspricht Nouvels Credo gegen jeden Stil: Er verwahrt sich gegen die Uniformität und Gleichmacherei der zeitgenössischen Architektur und will seine Projekte jeweils an den Ort, den Zweck, den Auftraggeber angepasst sehen. Seine Architektur, so sagt er, sei „eine Art Résistance gegen die Uniformisierung der Welt“.

Zu seinen wichtigsten Arbeiten zählt die großzügig mit Glasfassaden ausgestattete Stiftung Cartier in Paris (1994), der auffällig gurkenförmige, bunte Torre Agbar in Barcelona (2003) und das Museé du Quai Branly in Paris (2006). Jean Nouvel unterhält sein Büro in Paris, er arbeitet jedoch weltweit. In Katar baut er gerade ein Hochhaus, in Kopenhagen eine Konzerthalle, und er ist auch in Wien aktiv: In der Praterstraße entsteht ein Hotel-Bürohaus für Uniqa.

Die Jury aus sieben Mitgliedern, unter ihnen die renommiertesten Architekten sowie Historiker und Wissenschafter, würdigte „die Kohärenz, die Fantasie und vor allem einen unersättlichen Drang nach kreativen Experimenten“ im Werk von Jean Nouvel. Jury-Präsident Peter Palumbo sprach überdies von einer „neuen Herangehensweise“, die der Pritzker-Preisträger 2008 unter Beweis gestellt habe.

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