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Glühendes Lavagestein
Neue Zürcher Zeitung

Ein neues Museum in Santa Cruz de Tenerife von Herzog & de Meuron

21. November 2008 - Roman Hollenstein
Die Schöne unter den Städten des kanarischen Archipels ist zweifellos Las Palmas. Dank mittelalterlicher Altstadt und Art-déco-Vierteln scheinen sich hier mitten im Atlantik Kastilien und Florida zu begegnen. Doch nun versucht die ewige Konkurrentin Santa Cruz, die Hauptstadt Teneriffas, der Metropole auf Gran Canaria Konkurrenz zu machen – mit neuen Bauten der einheimischen Architekten Artengo, Pastrana und Menis ebenso wie mit Projekten am Teresitas-Strand von Dominique Perrault, vor allem aber mit einem neuen, vor wenigen Tagen eröffneten Kunstmuseum von Herzog & de Meuron.

Die schwarze Betonhülle des niedrigen Gebäudes, das sich an die Böschung des Barranco de Santos, des sich aus einer dunklen Lavaschlucht zum Meer hin weitenden Bettes eines Trockenflusses, schmiegt, gleicht einer vulkanischen Ablagerung, deren poröse Oberfläche bei Nacht zu glühen scheint. Der bei genauerem Hinschauen Pattern-artig durchlöcherte Bau besteht aus drei flachen, im Grundriss nahezu dreieckförmigen, mit kubischen Oberlichtkanonen versehenen Teilen. Diese gruppieren sich um einen ebenfalls triangulären Hof, von dem aus das Haus erschlossen wird. Eine öffentliche Passage führt von hier in nordöstlicher Richtung zum Fluss und hinüber in die Altstadt oder aber nach Südwesten hinauf zur vielbefahrenen Plaza zwischen Hauptmarkt und Serrador-Brücke. Dank dieser neuen Querverbindung gelangt die Kultur in einen engen Kontakt mit dem grossstädtischen Alltagsleben.

Das Tenerife Espacio de las Artes (TEA) genannte Zentrum umfasst neben Räumen für Sonderausstellungen eine Bibliothek, ein Auditorium, Verwaltungsräume sowie ein Restaurant und einen Museumsshop. Im Zentrum aber stehen die Säle der beiden permanenten Sammlungen des regionalen Fotografiezentrums und – bedeutender noch – des aus Teneriffa stammenden Surrealisten Oscar Domínguez. Mit dem auch architektonisch faszinierenden Haus der Basler Architekten erhalten die Kanarischen Inseln nach dem von Sáenz de Oíza in ein Altstadtpalais integrierten Centro Atlantico in Las Palmas ihr zweites Kunstzentrum von überregionaler Ausstrahlung, das sich mit seinem Angebot gleichermassen an Einheimische wie an Touristen wendet.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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