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Was lebt, das wuchert und bewegt sich
Der Standard
8. April 2000
Peter Cook, Brite, Jahrgang 1934, hat erst spät tatsächlich zu bauen begonnen. Die Arbeit die ihn bekannt machte, ist im wesentlichen Papier geblieben: Die Arbeit mit Archigram, jener Architekten-Gruppe, die von 1961 bis 1974 in Zeitschriften (Archigram 1-9) ihren unrealisierbaren Visionen von Bauen und Wohnen freien Lauf ließ.

Cook war das Sprachrohr, Ron Herron der Manager und Warren Chalk die Vaterfigur der freakigen Truppe, die ob ihrer Container- und Stapelarchitektur für „Lucy in the Sky of Diamonds“ belächelt wurde und doch einen entscheidenden Einfluss auf den Umgang mit High-Tech am Bau ausübte.

Mit ihren Raketenrampen und Bohrplattformen, Malls zum exzessiven Shoppen und Megadiscos, in denen sich mit Vorliebe vergnügungssüchtige englische Blondinen tummelten, in ihren Themenparks des Raumzeitalters wollten sie „einen Ausbruch in die wirkliche Welt wagen“.

Die urbanen Settings von Archigram waren vor allem eines: „living“ und „moving“. „Wir hatten damals zwei Ikonen: Le Corbusiers Wohnmaschine der Unité dHabitation und Hans Holleins Collage eines Flugzeuträgers auf dem Acker. Heute würde ich eher Japan als Ideal nennen. Diese paranoide, intensive Collage aus Screens, lächerlichen Spielen und Gebäuden, die so überwuchert sind, dass man nicht mehr sieht, wo sie anfangen und aufhören.“

Jetzt lässt Peter Cook in Kooperation mit Kollegen Colin Fournier das Eiserne Haus von einer partiell durchscheinenden genoppten Haut amorph überwuchern: Er pierced die historische Substanz mit einer verwegenen Rolltreppe.

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Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard

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