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Präsentation, Kommunikation und Vermarktung spielen in der Architektur der letzten 20 Jahre eine zunehmend bedeutende Rolle. Die TU Wien präsentiert jetzt die besten Arbeiten des Architekturnachwuchses im Rahmen eines neuen Wettbewerbes: ARCHdiploma2000.

13. April 2000 - Sabine Oppolzer
Im paradoxen Gegensatz zum größeren Image der Architektur steht die schrumpfende ökonomische Grundlage der Architekten. Für den Architekturpublizisten Walter Chremosta ist dieser Berufsstand schlichtweg öffentlich nicht anerkannt.

Das ist auch ein Grund dafür, warum junge Architekten neue Strategien entwickeln, um auf diesem Markt zu überleben. Sie schließen sich in Architekturbüros zusammen, die nicht mehr nach den einzelnen Mitgliedern benannt sind, sondern nach der Strategie. Die ersten waren propeller z, es folgten „Poor boy's enterprise“ oder „escape. Sphere“.


Der Architekt als Therapeut

In vielen Büros arbeiten auch Grafiker und Designer, womit sich die Arbeit zu einer generellen Gestaltungsbasis erweitert hat. Formationen wie transbanana gehen noch weiter: Sie entwickeln auch eine Psychostruktur und bauen eben nicht - wenn das gefragt ist.

Die altbekannte Architektenweisheit, dass der Bau eines Einfamilienhauses immer mit einer familientherapeutischen Behandlung verbunden ist, war wohl ein Vorläufer dieser Entwicklung. Dietmar Steiner (Architektur Zentrum Wien): „Der Klient hat ein Problem und jetzt versucht man, dieses Problem zu lösen. Vielleicht ist die Antwort ein Haus, vielleicht ist die Antwort aber auch die Scheidung oder eine Übersiedlung.“


Mehr Öffentlichkeit

Die jungen Architektenkollektive sind damit Vorreiter einer neuen, flexibleren, aber auch autonomen Arbeitsweise, wie sie einem neoliberalen Wirtschaftsdenken entspricht.

Die stark angewachsene Zahl der Architekturstudenten ist sicher mit ein Grund, warum die jungen Architekten aggressiv den Markt erobern. Die Architekturfakultät der TU Wien zieht mit: Sie lehrt ihre Studenten, wie man das eigene Projekt in offensiver Weise präsentiert. Und zwar im Rahmen eines neugeschaffenen Wettbewerbes, dem ARCHdiploma2000 (Don't miss this page!).


And the winner is...

Aus 33 Arbeiten der Jahre 1997 bis 1999 wurden drei Preise ausgewählt. Gesponsert wurden diese von Softwarefirmen wie Anull oder MLP. Der erste Preis geht an die 26-jährige Architektin Ines Wagner-Löffler. Entworfen hat sie ein Landwirtschaftszentrum auf der griechischen Insel Syros, als Akzent gegen die touristische Entwicklung.

Die Juryentscheidung zeugt von geistiger Offenheit. Ist doch der weibliche Anteil an Architekten immer noch sehr gering. Unter den Professoren dieser Fakultät gibt es bisher nur eine einzige Frau, die Pariserin Francoise Helene Jourda: „Es ist heute noch immer schwierig für eine Frau, freiberuflich tätig zu sein und solch ein Preis wird hoffentlich die Frauen hier ermutigen.“


[ Die 33 Arbeiten der Wettbewerbsteilnehmer zur „ARCHdiploma2000“ sind noch bis 27. April im Prechtlsaal der TU Wien ausgestellt. ]

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