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Nordisches Licht
Neue Zürcher Zeitung

Ausstellung Sverre Fehn in Biel

19. Oktober 2001 - Roman Hollenstein
Besucher der Biennale von Venedig kennen ihn als den luftigsten und wohl auch schönsten Bau in den Giardini: den Pavillon der nordischen Länder von Sverre Fehn. Mit diesem kleinen Meisterwerk wurde der 1924 in Kongsberg geborene Norweger Anfang der sechziger Jahre in der Kunst- und Architektenszene schlagartig bekannt. Eine internationale Probe seines Könnens hatte er aber schon vier Jahre zuvor gegeben - ebenfalls mit einer Kleinarchitektur, der viel beachteten Ländervertretung Norwegens auf der Brüsseler Weltausstellung von 1958. Nach diesen beiden jugendlichen Geniestreichen wurde es um Fehn ruhig, auch wenn er sich in seiner Heimat als Entwerfer von Kultur-, Schul- und Gemeindebauten etablierte - darunter das 1979 vollendete Hedmark Museum in Hamar. Mit diesem Bau wurde er zu einem frühen Verfechter eines den Kontext, die Geschichte und das Licht berücksichtigenden Bauens. Obwohl er vor zehn Jahren mit dem einer «poetischen Moderne» verpflichteten Gletschermuseum in Fjærland und dem Haus Busk in Bamble zurückfand in die Architekturmagazine, war doch die Überraschung gross, als ihm 1997 der angesehene Pritzker-Architekturpreis verliehen wurde.

Vom damaligen Aufwind profitierte eine vom norwegischen Architekturmuseum organisierte Ausstellung, die im Frühjahr 1997 in Vicenza startete und auf ihrer Welttournee nun in der Schweiz, genauer im Centre Pasquart in Biel, angelangt ist. Als gültige Auswahl aus Fehns gesamthaft schmalem Œuvre werden 18 Bauten und Projekte gezeigt mittels winziger Modelle sowie eines kaum lesbaren Patchworks düsterer Tafeln. Begleitet wird die Schau von einem Katalogbuch, das Fehns neustem Bau, dem im Juni 2000 eröffneten und vorschnell zum Meisterwerk emporstilisierten Ivar-Aasen-Zentrum, etwas gar viel Aufmerksamkeit schenkt. Mit der Fehn-Ausstellung zeigt das Centre Pasquart, das dank einem Erweiterungsbau von Roger Diener zu einem Wallfahrtsort der jüngsten Schweizer Baukunst avancierte, bereits seine zweite bedeutende Architekturausstellung. Schön wäre es, wenn dieses architektonische Engagement andauern und Biel so zu einem Fokus internationaler Architekturausstellungen in der Schweiz werden würde.


[Bis zum 26. Oktober im Centre Pasquart in Biel, anschliessend vom 2. bis zum 18. November im Kornhaus Bern. Begleitpublikation: Sverre Fehn. Architekt. Hrsg. Adolph Stiller. Anton-Pustet-Verlag, Salzburg 2001. 94 S., Fr. 40.- (in der Ausstellung).]

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