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Neue Zürcher Zeitung

Die Architekturabteilung der Columbia University am Ende der Ära Tschumi

6. Juni 2003 - Hubertus Adam
Als Dekan prägte der Schweizer Bernard Tschumi 16 Jahre lang die Architekturfakultät der Columbia University in New York. Orientiert an Lehrkonzepten, wie sie von Alvin Boyarsky für die Architectural Association London und von John Hejduk für die Cooper Union entwickelt worden waren, wurde Columbia weltweit zu einer der angesehensten und eigenwilligsten Ausbildungsstätten für Architekten. Tschumi selbst, 1944 in Lausanne geboren und an der ETH Zürich ausgebildet, zählt zu den theoretisch profiliertesten Architekten der Gegenwart und machte die Graduate School of Architecture, Planning and Preservation während seiner langjährigen Tätigkeit als Dekan zu einem Zentrum des internationalen Architekturdiskurses. Bewusst bezog die Schule eine Gegenposition zu einer praxisorientierten, klassisch-akademischen Ausbildung und optierte im starken Masse für den Umgang mit neuen Medien als Werkzeuge des Entwurfs. Protagonisten des digitalen Entwerfens wie Hani Rashid, Sulan Kolatan und William MacDonald wirken seit Jahren als Professoren an der Columbia, aber auch die mittlere und ältere Generation - darunter Steven Holl und Peter Eisenman.

«The State of Architecture at the Beginning of the 21st Century» lautete der Titel einer Tagung, welche die Protagonisten der Ära Tschumi, ergänzt durch Gäste, jüngst noch einmal versammelte. In insgesamt acht Sektionen trat die internationale Architektenprominenz auf: von Rem Koolhaas über Zaha Hadid, Winy Maas, Peter Eisenman, Ben van Berkel bis hin zu Elizabeth Diller, Alejandro Zaera-Polo und Greg Lynn. Zu ihnen gesellten sich Theoretiker wie Jeffrey Kipnis, Kenneth Frampton, Anthony Vidler, Michael Sorkin und Saskia Sassen. War es auch fragwürdig, Themen wie «Aesthetics and Urbanism» oder «Globalization and Criticism» jeweils innerhalb von 90 Minuten abzuhandeln, so gab die Veranstaltung doch einen Überblick über die Arbeitsweisen der Architekturfakultät und das mit ihr verbundene personelle Netzwerk. «Index Architecture» heisst das anregende, anlässlich der Tagung aufgelegte Kompendium, das in Form eines kommentierten Sachregisters die in den vergangenen fünf Jahren erarbeiteten theoretischen Positionen bilanziert.


[Index Architecture. Hrsg. Bernard Tschumi und Matthew Berman. The MIT Press, Cambridge, Massachusetts, und London 2003. 304 S., $ 29.95.]

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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