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Suburbane Atmosphäre
Neue Zürcher Zeitung

Ein neuer Park in Genf

Auf dem Areal des ehemaligen Fussballstadions Charmilles konnte jüngst der Parc Hentsch von Hüsler & Associés eröffnet werden. Trotz zentrumsnaher Lage eignet der Anlage leider etwas Suburbanes.

5. November 2015 - Roman Hollenstein
Historische Parkanlagen mit reichen Pflanzenschätzen sind der Stolz von Genf. Aber dort, wo neue Grünräume entstehen, ist das Resultat kaum besser als in Zürich – der Stadt der modisch kargen Parks. Immerhin kann die vor zehn Jahren vollendete Überdachung der Gleise im Quartier Saint-Jean mit einem stimmungsvollen Wechsel von hölzernen Kulturpavillons und wildem Buschwerk aufwarten. Westlich davon wurde jüngst gegenüber dem romantischen Châtelaine-Friedhof ein drei Hektaren grosser, nach der Stifterfamilie Hentsch benannter Park eingeweiht. Er ist das Herz eines neuen Wohngevierts auf dem Areal des ehemaligen Fussballstadions Charmilles und einiger stadtseitig anschliessender Fabriken. Erinnern an das Stadion nur noch Rasenflächen und ein an der Stelle der Nordtribüne aufgeschütteter terrassierter Hang, so wurden die klassisch moderne Tavaro-Fabrik und der elegante Elna-Sitz restauriert, die Produktionshallen aufgestockt, in Lofts umgewandelt und erweitert. Damit wäre eigentlich genug Substanz vorhanden, um den beiden anonym wirkenden, aber dank sorgfältigen Grundrissen und Loggien nicht unattraktiven Wohnscheiben von Dahl Rocha und von Ris Chabloz Halt zu bieten. Doch die kahlen Rasenflächen zwischen den Bauten verleihen dem Ensemble trotz seiner zentrumsnahen Lage etwas Suburbanes. Dabei hätten die Landschaftsarchitekten von Hüsler & Associés mit mehr Bäumen und einer echten Wasserfläche statt der Springbrunnen-Treppe dem Parc Hentsch leicht eine städtische, dem Quartier entsprechende Note geben können.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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