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Ein Blick in die Zukunft
Neue Zürcher Zeitung

Die Ausstellung «ArchiLab 99» in Orléans

21. Mai 1999 - Hans Hartje
Elf Jahre nach der Ausstellung «Deconstructivist Architecture» im MoMA in New York hat ausgerechnet Orléans den Faden da wiederaufgenommen, wo Philip Johnson und Mark Wigley ihn fallengelassen hatten - im nur scheinbar referenzfreien Raum der postmodernen Architektur. Die Ausstellung «ArchiLab 99», die zurzeit in Orléans in einem umfunktionierten Nachschublager der französischen Armee zu sehen ist, fällt aus dem für Frankreich typischen Rahmen: Die Exponate gehen überwiegend auf eine Sammlung zurück, die die verantwortlichen Kommissare Marie-Ange Brayer und Frédéric Migayrou über Jahre hinweg mit sicherem Gespür für den Fonds régional d'art contemporain (FRAC) der Region Centre zusammengetragen haben. Zudem ist kaum einer der beteiligten Architekten älter als 40 Jahre. Allen gemeinsam ist eine architektonische Vorgehensweise, die mit jeder herkömmlichen Begrifflichkeit kurzen Prozess zu machen scheint. Die mit viel Sorgfalt präsentierten Projekte von 30 Architekturbüros reichen von der «Induction City» der Japanerin Makoto Sei Watanabe über das Sportstadion Chemnitz der Kölner Königs Architekten, die «Virtual NY Stock Exchange» des New Yorker Büros Asymptote und das neue Restaurant des Centre Pompidou von Jakob & MacFarlane (Paris) bis zu den Bauten aus Presspappe und Segeltuch, die der japanische Architekt Shigeru Ban als schnelle und pragmatische Antwort auf das schwere Erdbeben von Kobe konzipiert hat. Auf das Ergebnis der verschiedenen Ausschreibungen, die die Stadt Orléans im Rahmen der Ausstellung veranstaltet, kann man ebenso gespannt sein wie auf die bereits angekündigte 2. Auflage von «ArchiLab» im nächsten Jahr.


[Bis 30. Mai. Site des Substances militaires, boulevard de Rocheplatte, Orléans. Katalog: 286 S., fFr. 300.-.]

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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