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Leeres Museum, gut besucht
Neue Zürcher Zeitung

Deutscher Architekturpreis 1999 für Daniel Libeskind

27. Oktober 1999 - Claudia Schwartz
Der amerikanische Architekt Daniel Libeskind erhält für den Entwurf des Jüdischen Museums in Berlin den von der Ruhrgas AG gestifteten, mit 50 000 Mark dotierten Deutschen Architekturpreis 1999. Das Museum wurde Anfang dieses Jahres feierlich übergeben (NZZ 23. 1. 99) und steht seither leer. Über mangelnde Besucher kann sich die Museumsleitung gleichwohl nicht beklagen: bisher haben rund 80 000 Menschen Libeskinds Meisterwerk besichtigt, das unter den seit der Wende entstandenen Bauten des «neuen» Berlin einen seltenen Lichtblick darstellt. Die Eröffnung der Dauerausstellung zur deutsch-jüdischen Geschichte ist für den Herbst 2000 geplant - zum Leidwesen mancher Puristen, die das architektonische Kunstwerk mittlerweile lieber so belassen möchten, wie es ist: ohne Exponate, als Holocaust-Mahnmal gewissermassen. Die Jury des Deutschen Architekturpreises, die den Museumsbau wegen seiner «suggestiven, skulpturalen Präsenz» lobt, betont denn auch, dass der Bau die «Nützlichkeit als Museum» erst noch unter Beweis stellen müsse.

Grosser Erfolg war dem 1946 in Lodz geborenen Libeskind schon im vergangenen Jahr beschieden, als sein Felix-Nussbaum-Museum in Osnabrück eröffnet wurde. Derzeit befinden sich zahlreiche Libeskind-Projekte in Planung: der Erweiterungsbau des Londoner Victoria and Albert Museum, das Imperial War Museum in Manchester, das Jewish Museum in San Francisco, die JVC University in Guadalajara (Mexiko) und eine Galerie für die Künstlerin Barbara Weil in Mallorca. Der deutsche Bundespräsident Johannes Rau wird den Preis am 16. November in Berlin übergeben. Die wichtigste deutsche Auszeichnung für Architektur wird alle zwei Jahre unter Schirmherrschaft der Bundesarchitektenkammer ausgelobt. Vor zwei Jahren wurden die jungen Münchner Architekten Allmann Sattler Wappner für das Samuel-von-Pufendorf-Gymnasium in Flöha ausgezeichnet.

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