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Architekten? Allroundkünstler!
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Splitterwerk sind Architekten, aber nicht nur. Ansätze für Problemlösungen beginnen bei der Stadtplanung und enden beim Haus. Oder bei der Kunst.

3. Oktober 2000 - Sabine Oppolzer
Machen sie eigentlich Architektur oder alles andere als das? Diese Frage zu beantworten überlässt das Architektenteam Splitterwerk seinen Zeitgenossen. In erster Linie betreibt Splitterwerk Spracharchitektur - in der Tradition eines Friedrich Achleitner, der freischaffender Architekt und Mitglied der legendären Wiener Gruppe war.

Das Architektenteam Splitterwerk interessiert sich nicht für Definitionen. Machen sie Architektur? Das sollen ihre Zeitgenossen entscheiden. Denn Splitterwerk funktioniert als Trademark, die 1988 gegründet wurde, als in Österreich das architektonische Einzelkämpfertum noch gang und gäbe war. Von Anfang an traten die einzelnen Mitglieder unter diesem Label auf und wollen auch in diesem Artikel nicht namentlich genannt werden. Die Formation war damals ganz zufällig im Anschluss an einen Wettbewerb entstanden, den die Sommerakademie Graz veranstaltet hatte.


Irgendwer sagt „Splitterwerk“

Das Thema war Produktdesign und man entwarf alles: von Uhren über Ohrringe bis zu Objekten im öffentlichen Raum: "Damals waren wir nur ein zusammengeworfener Haufen. Gekannt haben wir uns teilweise vom Studium, teilweise gab es Freundschaften aus persönlichen Beziehungen. Wir haben eben produziert und alle irgend etwas gemacht und sind dann plötzlich vor dem Problem gestanden: Wie sollen wir immer sechs Namen anführen? Das geht ja nirgends hin. Irgendwer hat plötzlich „Splitterwerk“ gesagt, und das war es dann."

Über Architektur zu sprechen ist für Splitterwerk unmöglich. Denn Architektur kann alles sein: „Es geht darum, ein Problem zu haben und dann für dieses Problem Lösungen zu suchen. Das kann auf der Ebene des Produktes oder des Städtebaus sein, es kann rein auf einer Kunstebene funktionieren oder es kann ein Haus sein.“


Den Fuß im Künstlerhaus

Das Werk, mit dem Splitterwerk zuletzt an die Öffentlichkeit trat, war eine multifunktionale Hülle im Rahmen der Ausstellung „Den Fuß in der Tür“ im Wiener Künstlerhaus. Mit einem weißen Zimmer wurde dort ein neues Manifest des Wohnens präsentiert. Der zwanzig Quadratmeter große, weiße Raum ohne ersichtliche Funktion überraschte durch versteckte Einbauten, die ihn je nach Bedarf in eine Küche, in ein Badezimmer, in ein Büro oder Schlafzimmer verwandelten. Das heißt, alle Wohnbedürfnisse konnten in einem Raum befriedigt werden.

Derlei innovative Ideen sind zwar typisch für die junge Architektenszene. Im herkömmlichen Architekturbetrieb macht man sich damit jedoch nicht immer beliebt: „Es ist schlimm, dass man einfach Dinge tun muss, fast täuschend vorgehen muss, um überhaupt bauen zu können. Wenn sich dann am Schluss der Erfolg einstellt, klopfen dir sowieso alle auf die Schulter. Zuerst ist es aber unheimlich schwierig, weil bei den Behörden vorgefasste Meinungen bestehen, wie etwas sein muss.“


Virtuelle Architektur

Im Jahr 1996 organisierte Splitterwerk die erste Lehrveranstaltung an der Uni Graz, die rein im Internet abgehalten wurde. Die Studenten wurden angehalten, Internetarchitektur mit wirklicher Architektur zu verknüpfen. Ein weiteres Medienprojekt von Splitterwerk war eine pneumatische Hülle, die nacheinander in Rotterdam, Budapest und Kopenhagen aufgestellt war. Im Inneren hatte man Arbeitsplätze geschaffen, auf denen die Besucher mit neuen Medien agieren konnten. Dabei wurden sie 24 Stunden lang gefilmt und diese Filme liefen wiederum nonstop im Inneren der pneumatischen Hülle.

Das nächste Projekt von Splitterwerk ist nach derlei vergänglichen Arbeiten wieder ein Gebäude. Ein privater Auftraggeber, ein Medienzentrum, hat den siebengeschoßigen Bau aus Glas und Stahl mitten in der Grazer Altstadt in Auftrag gegeben. Der Turm mit dem kleinen Grundriss setzt ein markantes Zeichen an einer städtebaulich markanten Stelle, an der sich einst ein Stadttor mit Wachturm befand. Im Jahr 2003 soll das Gebäude als Medienturm in Betrieb genommen werden.

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