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Rationaler Baustil
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Erklärter Rationalist, Kämpfer gegen Oberfläche und Detail.

12. Dezember 2000 - Sabine Oppolzer
„Ein gutes Gebäude hat nichts, was es nicht braucht“, sagt der Architekt Anton Schweighofer. Seine Sozial- und Wohnbauten kommen ohne beeindruckende Fassaden aus. Das Geheimrezept seiner Architektur besteht darin, dass er Gordische Knoten durch Vereinfachung löst. Sein Lebenswerk wird nun in dem Buch „Anton Schweighofer - der stille Radikale“ von Architekten und Architektur-Journalisten wie Adolf Max Vogt, Otto Kapfinger, Eduard Sekler, oder Walter M. Chramosta in Form von Gesprächen und Aufsätzen gewürdigt.


Professuren und Preise

Der Holzmeisterschüler, der 1930 am Schwarzen Meer geboren wurde, arbeitete als freischaffender Architekt, bis er ab 1977 eine Professur für Gebäudelehre und Entwerfen an der TU Wien erhielt. 1990 nahm er eine Gastprofessur an der Washington University an. Zu seinen bekanntesten Bauten zählen als Pilotprojekt für Indien das 1965 konzipierte SOS-Kinderdorf in New Dehli und die vom Kuratorium Wiener Jugendheime errichtete Stadt des Kindes. Für das 1974 fertiggestellte Institutsgebäude der Wiener Universität für Bodenkultur erhielt er 1976 den Europäischen Stahlbaupreis. Im Nachhinein allerdings erwies sich das für den Bau verwendete Material als nicht adäquat.

Als besondere Leistung Schweighofers würdigt Mitautor Otto Kapfinger etwa das Krankenhaus in Zwettl, das als Anti-These zu den kahlen Zweckbauten der 70er Jahre gilt. Und der soziale Aspekt war Anton Schweighofer auch immer ein besonderes Anliegen, im Vordergrund seiner Arbeit steht das Individuum und die Gemeinschaft, Architektur ist nicht gleich Diktatur, wie er sagt.


Individuelles Wohnen

Diese Idee hat der Architekt auch in einem seiner jüngsten Bauten, im Studentenheim am Erlachplatz in Wien umgesetzt. Er schuf dort ein städtisches Wohnregal für nomadische Existenzen, in dem er in eine große Halle kleine Wohnkuben stellte. Diese stattete er nur mit einer spartanischen Grundeinrichtung aus: die Studenten müssen ihren Raum selbst erobern, indem sie individuelle Einbauten vornehmen. Denn Anton Schweighofer hält nichts von passivem Konsumverhalten und stellt damit hohe Forderungen an die Bewohner seiner Häuser.


[Tipp: Der reich bebilderte Architekturband „Anton Schweighofer - der stille Radikale“ ist im Springerverlag WienNewYork erschienen.]

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