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Für ein interessantes Wien
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Architekten fordern „klares Bekenntnis der Politik zur Architektur.“

7. März 2001 - Sabine Oppolzer
Wien genießt weltweites Renommee durch seine Architekten. Nicht aber durch architektonisch Aufsehen erregende Bauten. Das soll sich ändern, fordert nun die Wiener Bundeskammer der Architekten von der künftigen Wiener Stadtregierung. In Zukunft müsse es eine klar definierte Architekturpolitik geben, meinten Hans Hollein, Marta Schreieck, Heinz Neumann und Michael Buchleitner bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.

So wie in Holland, wo dieser Sparte derselbe Stellenwert zukomme wie z.B. der Gesundheitspolitik. Dort werde Architektur längst nicht mehr der Schöngeisterei zugeordnet, meinte etwa Architekt Hans Hollein und formulierte seine Erwartungen an die Politik: „Ich erwarte, dass dieser Forderungen in einem architekturpolitischen Programm festgeschrieben werden. In Wien muss herausragende Architektur ihren Platz haben. Das Potenzial ist da, es gilt es zu nutzen.“ Wichtige Projekte müssten in einer umfassenden Diskussion und nicht von der Stadtregierung im stillen Kämmerlein entschieden werden, so Hollein weiter.

Auch Michael Buchleitner ärgert sich über die Förderpolitik: „Architektur darf nicht über den Preis vergeben werden. Man muss die jungen Büros in Wien nützen und die Förderung junger Architekten erweitern“, so Buchleitner. „Weiters braucht Wien mehr Forschung in Stadtplanung und Wohnbau“.


„Krasse Fehleinschätzung“

Die Ressentiments gegen innovative Architektur in Österreich müssten abgebaut werden. Äußerungen wie von Ministerin Forstinger in Zusammenhang mit der ÖBB-Bahnhofsoffensive, es handle sich um „architektonische Profilierungswünsche auf Kosten der Steuerzahler“ bezeichneten die Architekten als krasse Fehleinschätzung.


Förderungen gefordert

In Metropolen wie Paris sei Architekturtourismus längst ein messbarer Wirtschaftsfaktor geworden. Nur hierzulande werde Architektur als Wirtschaftsfaktor unterschätzt. So forderte Architekt Heinz Neumann ein Äquivalent zur Exportförderung für die Architektur. „Wenn es einem österreichischen Architekten gelingt im Ausland zu bauen, dann kommen auch österreichische Firmen zum Zug“, so Neumann. „Das ist eine Wertschöpfung, die verschlafen wird.“


Chance für Wien

Doch nur wenn die heimische Architektur als bedeutender Wirtschaftsfaktor erkannt wird, wird Wien im Konzert der Metropolen wie London, Paris oder Rotterdam mitspielen können. Eindringlich forderte daher Hollein, dass sich Wien mit signifikanten Architekturprogrammen positionieren und profilieren müsse, wobei man die vielen jungen Architekten, von denen es sehr viele gäbe, zum Zug kommen sollten.

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