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„Man kann immer Grenzen dehnen“
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Coop Himmelb(l)au bauen ein Science-Museum in Lyon und ein Entertainment Center in Guadalajara.

23. März 2001 - Ines Mitterer
Das Architektenteam Coop Himmelb(l)au, alias Wolf Prix und Helmut Swiczinsky, ist begeistert. Sie haben den Zuschlag für einen Museumsbau in Lyon gewonnen. „Von der Lage her erinnert uns das Gelände an Bilbao, wo wir gegen Frank Gehry verloren haben“, freut sich Wolf Prix bei einem seiner selten gewordenen Besuche in Wien.


Neues Museumskonzept

Auf einer Landzunge zwischen den Flüssen Rhone und Saone gelegen, wird das neue „Musée des Confluences“ ab dem Jahr 2005 die allerneuesten Entwicklungen in Sachen Wissenschaft zeigen. Dass die Hülle dafür auch den neuesten Erkenntnissen in Sachen Architektur und Städtebau entspricht, dafür sorgt Coop Himmelb(l)au.

Kein konventionelles Museum verbirgt sich im Bauch der Wolke und im Körper des Kristalls, wie die entsprechenden Gebäudeteile poetisch heißen, sondern ein Museumsprogramm, das dem Besucher Wissen, Erholung, Freizeitaktivitäten, Kommunikation und nicht zuletzt spannende Raumerlebnisse gleichzeitig bietet. Wolf Prix spricht von einem „offenen Gebäude“, in dem die Architektur auf die vielen Wünsche „interaktiv“ reagieren kann.


Sitzen und liegen

Dieses Aufbrechen traditioneller Museumsräume, dieses Verschlingen verschiedener Raumangebote miteinander lässt den Besucher das eine Mal stehen und konzentriert schauen, wie das in einem Museum so üblich ist, das andere Mal aber sitzen oder liegen, entspannen oder zerstreut wahrnehmen.


Zersplitternder Düsenjet

Auch nach außen hin signalisiert das Gebäude Aufbruch durch die Durchdringung transparenter und solider Baukörper, die Verschränkung öffentlicher und privater Plätze, die Verbindung geometrischer und amorpher Körper. Das Bild, das sich daraus ergibt, ist schlicht spektakulär, ähnelt einem zersplitternden Düsenjet, der da auf dem schmalen Grundstück am Zusammenlauf der beiden Flüsse gelandet ist.


Neues Wahrzeichen für Lyon

Das zukünftige Musée des Confluences zieht vermutlich alle Blicke auf sich und lässt damit entstehen, was sich die architekturbewussten Stadtväter von Lyon gewünscht haben: ein neues Wahrzeichen der Stadt. Eventueller Kritik, das Gebäude sei vielleicht zu aufregend, kommt Wolf Prix im Voraus entgegen: „Manche Leute verwechseln Aufgeregtheit mit Lebendigkeit und haben keine Augen, um zu sehen, welche Vielfalt dahinter steckt“, so Prix.


Coop Himmelb(l)au in Mexiko

Ein neues aufregendes Projekt von Coop Himmelb(l)au ist derzeit auch in der mexikanischen Stadt Guadalajara im Entstehen. Ein Shopping- und Entertainment-Center, das auch mehr sein will als bloßer Konsumtempel.

Vor allem der öffentliche Raum, der Stadtraum, der von allen Städtern unentgeltlich genutzt werden kann, ist den Coops ein Anliegen. Und das auch und vor allem in dem neuen Stadtteil, der in Guadalajara jetzt von Hand der größten Architekturstars der Welt entsteht.


Prominente Nachbarn

In unmittelbarer Nachbarschaft zu Jean Nouvel, Daniel Libeskind, Zaha Hadid oder Frank Gehry definiert Coop Himmelb(l)au die Idee der Shopping-Mall neu. „Durch architektonische Formenvielfalt ist es uns gelungen, den architektonischen Raum bei selber Grundfläche zu verdoppeln. Es handelt sich also eher um einen Marktplatz, auf dem man mehr machen kann, als einfach dasitzen und Kaffeetrinken“, erklärt Prix.


Neue Außenstelle

Mit dem Urban Entertainment Center in Guadalajara hat Coop Himmelb(l)au neben Wien und Los Angeles eine weitere Außenstelle des Büros in Mexiko geschaffen. Wolf Prix als Außenminister des Duos ist jetzt noch mehr unterwegs. Und das, obwohl sich auch die heimischen Bauaufträge mehren: Der coopsche Umbau der Gasometer in Simmering, wo Coop Himmelb(l)au vor kurzem den Großen Österreichischen Staatspreis überreicht bekommen hat, geht in die Endphase.

Auf dem Areal der Liesinger Brauerei soll ein Wohn- und Bürogebäude eine himmelblaue Interpretation erfahren, und weitere Bürogebäude, ebenfalls für Wien, sind geplant. Frisch nach dem alten Credo: „Ich denke, dass man auf jedem Gebiet, sei es ein Entertainment-Center oder ein Wohnbau, Grenzen dehnen kann. Neue Formulierungen im Städtebau sind notwendig, um einen dynamischen Fluss in das Getriebe der Städteplanung zu bringen“, so Prix.

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