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Ein konsequenter Erforscher
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„Es war mir immer ein Grundbedürfnis, mit niemandem verhabert zu sein. Auch wenn mir das den Status des Außenseiters eingetragen hat“, sagt Adolf Krischanitz.

16. Januar 2002 - Matthias Osiecki
Adolf Krischanitz, 1945 in Schwarzach im Pongau geboren, studierte von 1965-72 Architektur an der Technischen Universität Wien. 1970 gründete er die Arbeitsgemeinschaft „Missing Link“ mit Angela Hareiter (bis 1974) und Otto Kapfinger.

Mit Kapfinger organisierte er 1980 die Ausstellung „Austrian New Wave“ in New York und realisierte mit ihm seit diesem Zeitpunkt bis 1984 diverse Projekte und Bauten.


Funktionen und Projekte

1982 wurde Krischanitz Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Architektur. Von 1986-88 war er Mitglied des Gestaltungsbeirats Salzburg. Im Zeitraum 1988-89 lehrte er als Gastprofessor an der Technischen Universität München. Von 1991-95 war Krischanitz Präsident der Wiener Secession. Seit 1992 ist er Professor für Entwerfen und Stadterneuerung an der Hochschule der bildenden Künste Berlin. 1991 und 1996 nahm er an der Architektur-Biennale in Venedig teil.


„Gesichtsfeld erweitert“

Wien hält der erfolgreiche Architekt für einen guten Nährboden, für ein Reservat an Talenten. Allerdings seien die Auftragsmöglichkeiten hier sehr eingeschränkt. „Ich lehre nun seit mehr als acht Jahren in Berlin. In Wien habe ich nie eine Professur angestrebt. Es ist wichtig, sein Gesichtsfeld zu erweitern. Denn mich hat immer schon interessiert, wie baut man in Europa“, erzählt Krischanitz, der ob seiner Unabhängigkeit von manchen als schwierig und unnahbar eingestuft wird.


Vielfältige Projekte

Über Auftragsmangel kann der Wiener Stararchitekt, der in Österreich zahlreiche Projekte realisiert hat, nicht klagen. So arbeitet er derzeit u.a. an einer inneren und äußeren Umgestaltung der Zürcher Nobelhotels „Baur au Lac“ und „Baur au ville“. Zu seinen weiteren Projekten zählen ein Wohnbau in Wien-Kagran, ein Büro-Bau sowie die ASFINAG-Verkehrszähl-Zentrale sowie das Tauernbahn-Museum.


RadioCafe-Sessel

Seine Vielfältigkeit umfasst auch Design: So kreierte Krischanitz zu seiner Um- und Neugestaltung des RadioKulturhauses auch eigens einen Sessel. „Ich habe immer gerne auch ein passendes Möbel zum jeweiligen Bau entworfen“, erinnert sich Krischanitz an sein Zeit in der Secession. Denn oft würden die besten Designer-Möbel in einem bestimmten Raum zur Karikatur. Die Nachfrage nach dem RadioCafe-Sessel sei größer denn je. Er sei nun auf der Suche nach einem Produzenten, da die der ursprüngliche Hersteller nicht mehr existiere, so Krischanitz.


Konsequente Entwicklung

Die Architektur von Adolf Krischanitz zeichnet sich durch eine konsequent forschende Entwicklung anhand von „Themen“ aus. Sie reicht von den experimentellen Zeichnungen und Performances in der Gruppe „Missing Link“ über die analytischen Projekte mit Otto Kapfinger bis zu seinen konkreten Bauten ab den 80er Jahren, die eine kritisch-künstlerische Befragung der Wirklichkeit sind.

Von der Mitte der 80er Jahre bis zur Mitte der 90er Jahre arbeitete Krischanitz mit dem konstruktivistischen Künstler Oskar Putz zusammen, um die Stimmung und Wirkung von Oberflächen, Farben und deren Grenzen der Abstraktion zu erproben. Krischanitz will „vorwärts zurück“, zum reinen Raum, zur absoluten Reduktion. Allerdings nicht minimalistisch, sondern aufgeladen durch die Kraft des Materials und seiner Elemente.


Erster Wagner-Städtebaupreis-Träger

Im Jahr 1991 erhielt Krischanitz den Preis der Stadt Wien für Architektur. 1995 wurde er als Erster mit dem „Otto-Wagner-Städtebaupreis“ für sein neuartiges Besiedelungskonzept der „Donau-City“ ausgezeichnet.

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