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Im Mittelpunkt der Mensch
Im Mittelpunkt der Mensch, Foto: Simak / Knack © MMD - Museen des Mobiliendepots
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Wenn sich zeitgenössische finnische Architekten eher selten auf Alvar Aalto (1898-1976) beziehen, dann ist da wohl auch „Vatermord“ im Spiel.

18. Januar 2002 - Wolfgang Jean Stock
Über fünf Jahrzehnte hinweg hat Alvar Aalto fast übermächtig das Bild der finnischen Architektur geprägt. Was ihm die Nation verdankt, hat sie ihm auch durch die gerade noch gültige 50-Finnmark-Note bescheinigt, die sein Porträt zeigt.


Gültiges Werk

Zusammen mit seinen Zeitgenossen, mit Erik Bryggman, Hilding Ekelund, Erkki Huttunen und anderen, gelang es Aalto, aus seinem Land, das mit derzeit 5,2 Millionen Einwohnern nach wie vor ein Zwerg ist, in der Architektur einen Riesen zu machen. Und wegen seiner undogmatischen Haltung ist er der einzige moderne Großmeister geblieben, der auch postum keine scharfe Kritik geerntet hat.

Sein Selbstverständnis und Werk ist das prominenteste Beispiel dafür, was das „Finnische“ an der finnischen Moderne ausmacht. Dass die von ihm geforderte Ausrichtung der Architektur am Menschen keine Worthülse war, bewies Aalto bei seinem ersten Meisterwerk, dem 1933 vollendeten Sanatorium im Wald von Paimio.


Kein Internationalist

Für Aalto gab es „nur zwei Dinge in der Kunst: Menschlichkeit oder keine“. Deshalb beteiligte er sich auch nicht an der Verflachung der Moderne zum Modernismus, sondern entwickelte seine eigene Formensprache. Dem „Internationalen Stil“ setzte er nach 1935 eine zunehmend organisch geprägte Architektur entgegen, bei der er neben modernen Baustoffen auch heimische Materialien wie Holz und Ziegel verwendete. Seine Baukörper bezogen sich immer mehr auf Landschaft und Natur, die er als „Symbol der Freiheit“ verstand.

Zum Wesen der finnischen Tradition gehört ebenso, was Göran Schildt, der verdienstvolle Biograf von Aalto, aus seinen vielen Gesprächen mit ihm berichtet hat. Mit Nachdruck sei er für die Hebung des allgemeinen Niveaus eingetreten - den Durchschnitt zu steigern war ihm wichtiger als einige Meisterwerke der Architektur.

[ Den Originalbeitrag dieses Essays von Wolfgang Jean Stock finden Sie in der jüngsten Ausgabe von architektur aktuell, Österreichs größter Architekturzeitschrift. ]

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