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Gesprächsraum
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Eine Veranstaltungsreihe des „Architektur Zentrum Wien“.

24. Januar 2002
Öffentliche Plätze gewinnen im architektonischen Diskurs wieder an Bedeutung. Sie fungieren als vitale Orte der Begegnung, als städtische Erholungsräume oder als Träger von Geschichte.

Das Architekturzentrum Wien startete Dienstagabend die Gesprächsreihe „Fläche im Raum“, die Projekte zur Gestaltung öffentlicher Räume in verschiedenen europäischen Regionen präsentieren will.


Beispiel Schwarzenbergplatz

Präsentiert wurden der Entwurf für den Wiener Schwarzenberplatz für den Alfredo Arribas eine Neugliederung durch eine großräumige Lichtinszenierung vorsieht. Der Entwurf ist - wie könnte es anders sein - in Wien nicht unumstritten. Die Grünen kritisieren den Umbau als „Behübschungsaktion“, die den motorisierten Verkehr dem öffentlichen weiterhin bevorzugen würde, die Freiheitlichen sehen in der Entfernung der alten Beleuchtungskörper einen „Anschlag auf das historische Erbe Wiens“.


Historische Beziehungen

Die Architektengruppe Riccione zeichnete für die temporäre Umgestaltung des Landhausplatzes in Innsbruck verantwortlich.

Dort wurde vor zwei Jahren die historische Bedeutung des Platzes in den Vordergrund gerückt. Das heutige Landhaus ist im ehemaligen Gauhaus untergebracht. Dieser Bau aus den 40er Jahren wurde konfrontiert mit dem „Arbeitserziehungslager Reichenau“, einem verdängten Stück der Innsbrucker Geschichte. Ein Gewirr aus gelben Linien am Boden des Platzes konnte erst über eine Videoprojektion in einer nahen Galerie als perspektivisches Gittermodell der Lagerbaracken entziffert werden.


Vorbild Frankreich

Der Place des Terraux schließlich, den Christian Drevet für Lyon entworfen hat, stand für die lebendige französische Architekturszene, die das Thema Platzgestaltung seit den 90er Jahren bis in kleinste Orte getragen hat.


Sprachprobleme

Eine Thema der Gesprächsreihe ist neben den tatsächlich vorgestellten Projekten die (Nicht-)Kommunikation zwischen Architekten und Industrie. Clemens Bortolotti von Riccione etwa beklagt, dass er und seine Kollegen von der Bauindustrie leicht als verschrobene Spinner abgekanzelt würden. „Das sind richtige Haudegen, die die Ideen der Architekten oft nur verlachen.“ Schuld daran sei aber auch, dass beide Seiten in unterschiedlichen Sprachen reden, bekennt der Architekt.

Genau dieses Gesprächsdefizit zwischen Architekten und Bauindustrie war für Dietmar Steiner ein wichtiger Grund, die Veranstaltungsreihe „Fläche im Raum“ in Zusammenarbeit mit den Ebenseer Betonwerken und Zement+Beton zu verwirklichen.


Durchsichtiger Beton?

Die Ebenseer Betonwerke haben in der Baubranche eine besondere Position. Sie arbeiten mit Architekten wie PKK3 oder Günter Domenig zusammen, die durch ihre Entwürfe völlig neue Anwendungsmöglichkeiten für die Betontechnologie angeregt haben. Ein gutes Beispiel ist für Wolfgang Rieder von den Ebenseer Betonwerken die Entwicklung eines transluzenten Betons. Dabei wird statt des Bindemittels Zement Tiefseemagnesium verwendet. „Es gibt immer Möglichkeiten“, fasst Rieder sein Credo zusammen, „ich will solche scheinbar unmöglichen Forderungen von Architekten nicht von vornherein abschneiden“.
Das übliche Procedere: Die Baurfirma erhält die Ausschreibungsunterlagen, kalkuliert, liefert eine Mappe ab, und ergreift die Flucht. Dabei gäbe es bei intensiverer Zusammenarbeit einige spannende Freiräume in dem Dreieck Ökonomie/Design/Funktionalität, in dem gewöhnlich die Ökonomie die Oberhand behält.

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