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Ikonografische Architektur
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Von Schinkel über das Bauhaus bis zum International Style spannt sich der Bogen von Mies van der Rohes Formensprache.

6. Februar 2002
Sein Name wird zumeist in einer Reihe mit Le Corbusier oder Richard Neutra genannt. Der des aus Aachen gebürtigen Architekten Ludwig Mies van der Rohe zählt zu den Säulenheiligen der modernen Agentur.


Behrens-Schüler

Mies kam 1907 nach Berlin, wo er Schüler des bekannten Architekten Peter Behrens wurde. Vor dem Ersten Weltkrieg zeichnete Mies seine ersten Häuser, die dann teilweise dank großzügiger Unterstützung der Bauherren realisiert wurden.

In dieser Zeit orientierte sich Mies an den preußischen Traditionen und dem Werk Schinkels und seiner Zeitgenossen. In den 30er Jahren veränderte Mies seine Identität. Er trennte sich von Frau und Kindern, wandte sich der Avantgarde-Kunst zu und verzichtete auf seinen Vornamen Ludwig. Statt dessen trug er nun zusätzlich den Mädchennamen seiner Mutter Amalie Rohe.


Weiße Moderne

Zu seinen bekanntesten Werken jener Zeit zählen Einfamilienhäuser - wenn man Ensembles wie die Villa Tugendhat in Brünn so respektlos bezeichnen darf. Erst im jahr 1999 wurden die Häuser Lange und Esters in Krefeld, das letzte vollständig erhaltene Ensemble, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Eine Architekturikone ganz im Stil der Villa Tugendhat ist der Expo-Pavillon in Barcelona aus dem Jahr 1929. Die Strahlkraft dieses in den 80er Jahren rekonstruierten Gebäudes ist so groß, dass sein Modell zur Trophäe für den alle zwei Jahre ausgelobten Wettbewerb für Europas beste Bauten wurde. Der für den Pavillon entworfene Barcelona-Chair zählt nach wie vor zu den Highlights des gehobenen Wohndesigns.

Daneben setzt Mies van der Rohe aber mit seinem Gesamtplan der 1927 errichteten Weißenhofsiedlung in Stuttgart auch Maßstäbe beim Städtebau. Entworfen hat der Architekt in dieser Zeit auch das später von den Nazis zerstörte Denkmal für Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg in Berlin sowie ein nie realisiertes Bismarck-Denkmal in Bingen.


Amerikanisches Exil

Mies van der Rohe, von 1930 bis 1933 letzter Direktor des Bauhauses, emigrierte 1938 in die USA, wo er als Leiter des Armour Institute of Technology in Chicago, dem heutigen Illinois Institute of Technology, eine neue Generation amerikanischer Architekten ausbildete. Entwürfe für Gebäude auf dem Campus des Instituts geben Einblicke in sein Schaffen in Chicago. Dort wurden von ihm von 1948 bis 1951 mehrere Wohnhochhäuser am Lake Shore Drive gebaut.

Bereits in den 20er Jahren entwickelte Mies van der Rohe für Berlin Hochhauspläne, die nie verwirklicht wurden. Dazu gehörte ein spitz zulaufendes Gebäude, das an der Friedrichstraße stehen sollte. Verwirklicht wurde jedoch ein berühmtes Hochhaus in Manhattan, das 1958 errichtete 39-stöckige Seagram Building. Es blieb van der Rohes einziges Gebäude in New York.


Mies-Ausgrabung

Ludwig Mies van der Rohe ist mittlerweile bereits Gegenstand archäologischer Tätigkeiten geworden. Im Jahr 2001 haben Cottbuser Architekturstudenten die Grundrisse Mies-Villa im polnischen Gubin freigelegt. Das 1925 bis 1927 errichtete Haus des Fabrikanten Ernst Wolf war der erste moderne Bau im Werk des Bauhäuslers und war in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges zerstört worden.

Das Wolf House Project war Teil der Internationalen Bauausstellung „Fürst-Pückler-Land“.

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