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Kein 2. Guggenheim in Manhattan
ORF.at

Es hätte eines der ambitioniertesten Projekte seit Bilbao werden sollen. Dann kam Osama bin Laden dazwischen und aus war der Traum eines neuen Museums.

22. Februar 2002
Zu einer Zeit, als es im Guggenheim noch traut zuging, war Bilbao-Architekt Frank O. Gehry von Direktor Thomas Krens beauftragt ein weiteres Kunstzentrum in Manhattan zu planen. Das beeindruckende Mutterhaus des Kunstimperiums, 1956-59 von Frank Lloyd Wright gebaut, sollte eine kongeniale Ergänzung erfahren.


Frage nicht, was deine Stadt für dich tun kann...

Der neue Bau sollte nicht weit entfernt von jener Stelle Stelle stehen, an der damals noch das World Trade Center stand. Wie eine gigantische Titan-Wolke sollte dieses Thomas-Krens-Memorial 30 Meter hoch über den East River hinausragen.

„Führende Persönlichkeiten“, hatte der damalige New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani gefordert, „haben die Verantwortung, ihre Stadt viel großartiger und schöner zu hinterlassen, als sie sie vorfanden.“ Das war im November 2000, als Giuliani, Gehry und Krens die Baupläne der privaten Solomon R. Guggenheim-Stiftung bekannt gaben.


Schlechte Voraussetzungen

Die Finanzierung des auf die Rekordsumme von umgerechnet rund ein Milliarde Euro veranschlagten Projektes war nie gesichert. Rasch wurde klar, das selbst Krens, der Liebling der Sponsoren, große Schwierigkeiten hatte, genügend solvente Partner zu finden. Gehry, hieß es schon bald, habe wohl das „berühmteste nicht realisierbare Museum der Welt“ entworfen. Dann veränderten die terroristischen Anschläge auf das WTC die Welt, auch die der Mäzene und Sponsoren, und erst recht verschoben sie die Prioritäten in der „Welthauptstadt der Kultur“.


Tourismusflaute

Im neuen New Yorker Haushalt, den Giulianis Nachfolger Michael Bloomberg jetzt vorlegte, klafft ein Loch von umgerechnet rund fünf Milliarden Euro (4,76 Milliarden Dollar). Von Millionen-Zuschüssen für neue Museumsbauten ist darin keine Rede. Selbst wenn die fließen würden, sehen Experten auf Jahre hinaus keine Chance, in der an Kunstausstellungen keineswegs armen Metropole ein so gewaltiges Museum wie das Guggenheim-Kunstzentrum ohne große Verluste zu betreiben. Mehr als die Hälfte der geschätzten Besucherzahl von jährlich mindestens zwei Millionen hätte aus Übersee, also mit dem Flugzeug, anreisen müssen. Doch der Tourismusboom in New York war am 11. September beendet.

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