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Frischer Dampf für Bahnhofsoffensive
Der Standard

Die Finanzierung des Ausbaus der wichtigsten ÖBB-Bahnhöfe ist nun sichergestellt.

2. März 2002 - Ute Woltron
Der neue Bundesbahn-General Rüdiger vorm Walde will, wie DER STANDARD berichtete, verstärkt auf den Personenverkehr setzen. Ein wesentliches Zugmittel stellt dabei naturgemäß nicht nur das rollende Material, sondern vor allem auch die adäquate Qualität der Bahnhöfe dar, weshalb die ehrgeizige Strategie seines Vorgängers Helmut Draxler, diese infrastrukturell und architektonisch auf internationales Niveau zu heben, nun mit frischem Dampf fortgesetzt werden soll.

Nach einer Phase pekuniärer Stagnation stehen jetzt auch wieder die entsprechenden Mittel zur Verfügung. War ursprünglich die Sanierung von insgesamt 43 Bahnhöfen vorgesehen, so sollen nun zumindest die zwanzig wichtigsten Knotenpunkte in den kommenden Jahren rasch renoviert und adaptiert oder völlig neu gebaut werden. Bis dato waren nur elf Bahnhofsvorhaben ausfinanziert gewesen. Norbert Steiner, Leiter der Bahnhofsoffensive: „Mit dem neuen Generalverkehrsplan ist nun auch die Finanzierung der restlichen neun Vorhaben gesichert.“ Insgesamt stehen 413 Millionen Euro (5,7 Milliarden Schilling) zur Verfügung, davon wurden rund 36,3 Millionen EURO bereits verbaut. Die zwanzig nun in Angriff genommenen Bahnhöfe stellen zwar nur zwei Prozent aller ÖBB-Haltestellen dar, werden aber jährlich von 82 Millionen Reisenden, also 45 Prozent aller Zugfahrer frequentiert, sie sind darüber hinaus für 70 Prozent der Einnahmen aus dem Personenverkehr zuständig.

Vergangenen Dienstag wurde mit Linz einer der acht wichtigsten ÖBB-Knotenpunkte in Angriff genommen, für Entwurf und Architektur ist Wilhelm Holzbauer zuständig, der Fertigstellungstermin liegt im Frühjahr 2005. Auch der Bahnhof Innsbruck, derzeit eine der katastrophalsten Umsteigstellen, befindet sich bereits in Bau. Die elegante neue Halle von Florian Riegler und Roger Riewe soll Anfang 2004 in Betrieb gehen. Ebenfalls aktiv ist man bereits in Wiener Neustadt, wo Zechner & Zechner sowie Paul Katzberger planen. Zechner & Zechner haben auch den Bahnhof Feldkirch sowie den Hauptbahnhof Graz entworfen. Ersterer ist so gut wie fertiggestellt, zweiterer seit Mitte 2001 in Bau.

Noch heuer sollen die Bahnhöfe Wien Mitte, Baden (Henke & Schreieck), Krems (Podrecca u. Göbl), Leoben (NFOG) sowie Wels (Luger & Maul) baulich angegangen werden, die Planungen sind jeweils unter Dach und Fach. In einer weiteren Bauphase, die im Jahr 2003 mit Klagenfurt (Kada) startet und 2004 fortgesetzt wird, stehen Wien Hütteldorf (Hermann Czech), Salzburg (Klaus Kada) und Bruck an der Mur (Riegler Riewe) auf dem Programm. Für Attnang-Puchheim, St. Pölten und Wien Nord sucht man über gerade laufende und zukünftige Wettebewerbsverfahren die geeignetsten Planer. Die Station Wien Heiligenstadt muss erst analysiert und programmiert werden, und Ausbau sowie Adaptierung der großen Stationen Wien West und Wien Süd (Hotz) machen umfassende Verhandlungen mit den Wiener Städteplanern erforderlich.

Vor allem der Bereich Westbahnhof bereitet Steiner Sorge: „Hier agiert die Stadt viel zu restriktiv, die Rahmenbedingungen, die man derzeit andenkt, sind meines Erachtens zu eng gesteckt, um einen sinnvollen städtebaulichen Wettbewerb in Angriff nehmen zu können. Hier besteht ein Potenzial, dem die Stadt im Moment noch nicht gerecht wird.“ Der Westbahnhof liegt inmitten dichter Wohnquartiere, deren Kaufkraft, so der Bahnhosoffensive-Chef, derzeit in das Umland abfließt. Steiner kann sich eine „Verlängerung der Mariahilfer Strasse als Einkaufsmeile“ vorstellen, kombiniert mit „Arbeits- und Gewerbemöglichkeiten“. Ein völlig anderes städtebauliches Thema ist der Südbahnhof. Steiner: „Hier stellt sich die Frage, wie ein Bahnhof mittels kräftigem Impuls erneuert werden kann.“ Der „Bahnhof Wien“, der Süd- und Ostbahn quasi zusammenfasst, müsse schrittweise angegangen werden. Auch hier wären Mut, Initiative und Vision der Wiener Stadtplaner gefragt.

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