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Auch im Altbau gesund wohnen
Der Standard

Sanierungen von alten Häusern sollten möglichst nach baubiologischen Kriterien erfolgen, rät der Wiener Architekt Wolfgang Mück. Dazu zählen neben Aspekten des gesunden Wohnens wie Raumklima oder Licht auch ökologische Gesichtspunkte. Die in der Planungsphase entstehenden Mehrkosten für qualitativ hochwertiges biologisches Bauen würden sich innerhalb einiger Jahre amortisieren, sagt der Architekt.

16. März 2002 - Robert Zwickelsdorfer
Die Frage der Sanierung von Althäusern wird vor allem im Hinblick auf Klimaschutzvereinbarungen wie Kioto immer wichtiger. „Bei solchen Sanierungen sollte man die Hilfe von Experten in Anspruch nehmen, denn sie erfordern Einfühlungsvermögen und Fachwissen“, sagt der Architekt Wolfgang Mück, einer der Mitbegründer des Österreichischen Institutes für Baubiologie und -ökologie und als solcher einer der Pioniere des gesunden Wohnens.

Bis zur Verwirklichung des Passivhauses - der extremsten Ausformung des ökologischen Wohnens, bei dem keine Heizung mehr notwendig ist - werde es zwar noch einige Zeit dauern, das Bewusstsein, sparsam zu heizen, sei aber in der Bevölkerung immer schon vorhanden gewesen. „Derzeit gehen wir den Weg vom Bewusstsein zum Wissen“, so Mück. Von Feng-Shui als Wegbegleiter hält der Baubiologe dabei verhältnismäßig wenig. Gute Architekten hätten „seit jeher durch ihr Wissen harmonische Häuser gebaut, ohne Anleihen aus fremden Kulturen nehmen zu müssen“.


„Altes bewahren“

„Die Prinzipien von gesundem Wohnen und Baubiologie sind auch in Altbauten zu verwirklichen“, ist Mück überzeugt. Die früheren Anforderungen an das Wohnen seien heute vielfach nicht mehr zeitgemäß. So sei man früher bereits froh gewesen, ein Bad in der Wohnung zu haben, heute entwickle sich das Bad immer mehr zu einem „Wellness-Raum“. Dennoch bleibe es bei Sanierungen eine „Kunst, das Alte zu bewahren“. Nicht zuletzt unter ökologischen Gesichtspunkten, denn: „Wenn Altes länger verwendet wird, braucht man keine neuen Ressourcen angreifen“, sagt Mück.

Generell sei jedes Bauwerk ein Kompromiss, der aufgrund vieler Rand- und Vorbedingungen eingegangen wird. Dennoch sollte man sowohl bei Neubauten als auch bei Sanierungen darauf achten, so viele baubiologische und ökologische Kriterien wie möglich zu erfüllen. Dazu zählt Mück neben der Frage des Standortes, des Klimas, des natürlichen oder künstlichen Lichtes oder des Farbeinsatzes auch die thermische Behaglichkeit, Luftqualität oder elektrobiologische Einflüsse.


Wohnen bleibt leistbar

Wohnen bleibe auch bei Beachtung dieser Kriterien noch leistbar, da die Kosten vor allem im Planungsprozess anfallen würden. „Qualitatives Bauen mit einem Fachmann schafft am Anfang Mehrkosten für die höhere Qualität, dafür erspart man sich auf lange Sicht eine Menge Instandhaltungs- und Betriebskosten“, sagt Mück.

So müsse man für hervorragende Energiesparmaßnahmen anfängliche Mehrkosten von etwa zehn bis 15 Prozent in Kauf nehmen, dafür seien die Kosten in den folgenden Jahren und Jahrzehnten deutlich geringer.

Der jüngeren Generation rät der Architekt beim Hauskauf oder -bau zu einem „modularen Aufbau, der das Haus schrittweise wachsen lässt“. Viele Leute würden zu groß planen, weil bei der Planung auch die Wünsche wachsen. Daher sei es sinnvoll, zunächst ein komplettes Konzept zu erstellen und sich dann darüber klar zu werden, was unbedingt notwendig ist.

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