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Kunst und Technik
Kunst und Technik, Foto: Margherita Spiluttini
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„Mich haben nie die spektakulären touristischen Event-Architekturen interessiert, sondern die subtilen Eingriffe, bei denen die Oberfläche Berg in ihrer ästhetischen Wahrnehmung verändert wird“, so Margherita Spiluttini.

23. März 2002
„Entwurf für eine Welt ohne Menschen“ nannte der österreichische Schriftsteller Peter Rosei in den 70er Jahren eine Erzählung. Ähnliches geht dem Betrachter der Fotografien von Margherita Spiluttini durch den Kopf, die das Technische Museum Wien ab Freitag zeigt. Die Schau ist bis 22. September zu sehen.

Gewaltige Staumauern biegen sich Wassermassen entgegen, eindrucksvolle Verkehrsbauwerke durchpflügen zerklüftete Berghänge, gigantische Steinbrüche schneiden in den Fels - und nirgendwo ein Mensch zu sehen. Margherita Spiluttini, 1947 in Schwarzach in Salzburg geboren, zählt zu den renommiertesten Architektur-Fotografinnen. Seit vielen Jahren beschäftigt sie sich auch mit den menschlichen Eingriffen in die Natur.


„Komme aus gebirgiger Gegend“

Bei der Presse-Vorbesichtigung erläuterte Spiluttini anhand der verschiedenen Arbeitstitel zu diesem Teil ihres Schaffens: "Ganz lange war der Titel einfach nur „Berge“. Ich komme ja aus einer gebirgigen Gegend, in der auch ein hohes Maß an Bedrohung da ist. Mitschüler von mir sind in Lawinen ums Leben gekommen, andere haben ihre Häuser in Muren verloren. Dann hatte ich eine Zeit lang den Arbeitstitel „Transit“, denn es geht auch um Bewegung: Ich fahre mit dem Auto durch die Gegend und sehe durch die Windschutzscheibe wie in einer Art Heimkino. Fast alle meine Fotos sind mit dem Auto erreichbar. Dann hießen sie „Stiche, Schnitte, Brüche“."

Spannender als Kunst-Kontext

Nun heißt die Schau „Nach der Natur. Konstruktionen der Landschaft“. Das beschreibe umfassend ihr Interesse, meinte die Fotografin, die besonders die Umgebung der Ausstellung hervorhob, die spannender sei als ein Kunstkontext. Tatsächlich ermöglicht der Rundgang auf der Galerie, die von der Architektin Elsa Prochazka für die Präsentation der Fotos ebenso elegant wie schlüssig mit einfachen, aus Eisenskeletten und Eternitplatten gebauten begehbaren Boxen ausgestattet wurde, nicht nur spannende Blicke in das Erdgeschoß. Hier begegnet einem übrigens in der Dauer-Ausstellung etwa der von Spiluttini fotografierte Erzberg. Und der Besucher wird auch immer wieder von geheimnisvollen Geräuschen aus den Tiefen des Museums begleitet.


Rückeroberung durch die Natur

Spiluttini zeigt in ihren großformatigen C- und SW-Prints nicht nur die menschlichen Eingriffe, sondern dokumentiert vor allem in ihren Steinbruch-Fotos auch die Rückeroberung des Terrains durch die Natur. Und zuletzt findet sich doch noch ein Beweis menschlichen Lebens: Ein einziges kleines Schwarz-Weiß-Foto aus Bad Deutsch-Altenburg zeigt nicht nur Natur, Architektur und Technik, sondern auch zwei Arbeiter. Ein spielerisch eingebauter „Fehler“ in einer eindrucksvollen Ausstellung.


Verbindung Kunst und Technik

Das Museum lebt - und soll künftig, so Direktorin Gabriele Zuna-Kratky, die sich freut, dass mit dieser Fotoausstellung im Technischen Museum „erstmals eine sinnvolle Zusammenführung von Kunst und Technik“ gefunden wurde, noch kräftigere Lebenszeichen von sich geben. In den „Medienwelten“, die ab Anfang 2003 präsentiert werden, soll Fotografie jedenfalls eine wesentliche Rolle spielen.


Katalogbuch

Zur Ausstellung ist im Verlag Edition Fotohof ein Katalogbuch mit Texten von Friedrich Achleitner, Ilse Aichinger und Wolfgang Kos erschienen.


Tipp

Margherita Spiluttini: „Nach der Natur. Konstruktionen der Landschaft“, Ausstellung im Technischen Museum Wien, vom 22. März bis 22. September, Informationen: 01/89998-6000.

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