Bauwerk

Paulaner Apotheke
Atelier Heiss Architekten - Wien (A) - 2014
Paulaner Apotheke, Foto: Peter Burgstaller
Paulaner Apotheke, Foto: Peter Burgstaller
7. November 2014 - Az W
Ein glücklicher Zufall ermöglichte dem Bauherrn, an zentraler Lage eine 300 m² große Apotheke zu planen. Zwei Gassenlokale waren zeitgleich bestandsfrei geworden und konnten baulich miteinander verbunden werden. Die Geschäftsfront erstreckt sich über 20 m und gibt den Blick auf die Verkaufsbereiche und das Labor frei. Neben zwei großen Verkaufsbereichen und Nebenräumen wie Labor, Administration und Aufenthaltsräume befindet sich in der Apotheke auch ein abgetrennter Behandlungsraum mit Sanitäreinheit.

Direkt beim Eingang schmücken Bodenfliesen aus dem Altbestand die Fassade. In den Auslagen finden sich Zitate aus der „guten alten Zeit“. Unweit des Eingangs markiert ein Durchgang jene Stelle, an der die beiden Gründerzeithäuser miteinander verbunden wurden. Anfänglich gab es Bedenken seitens des Bauherrn, ob der Bereich hinter dem Durchgang zu wenig präsent sein könnte. Tatsächlich erweist sich die vermeintliche Schwäche als Stärke: Kunden schätzen die Diskretion, die ihnen der Raum bietet, in dem vorwiegend Kosmetika angeboten werden. Drei Taren aus dem Altbestand wurden mit Laden ausgestattet und dienen hier als Kleinmöbel.

Damit die Apotheke den heute geltenden Vorschriften für einen Arbeitsplatz entspricht, waren Umbauten notwendig. Der Eingang ist jetzt barrierefrei, ein Patio stattet den rückwärtigen Bereich, wo sich Arbeitsplätze befinden, mit Tageslicht aus. Direkt am begrünter Patio (Gestaltung Weidlfein Gartenkunst) befindet sich dem Eingang zugewandt ein kleiner Besprechungsraum. Dieser Platz wird von Kunden auch zum Blutdruckmessen genutzt. Der Anblick der Pflanzen wirke blutdrucksenkend, berichten die Kunden. Die raumhohe Verglasung des Patios gibt auch den Blick auf jenen Bereich frei, der in der Regel im Verborgenen bleibt: den privaten Ruhebereich für den Nachtdienst mit Schlafplatz und Sitzecke.

Unterstützung erhalten die Mitarbeiter vom Kommissionierautomat. Hinter anthrazitfarbenen Glasscheiben wird die Arznei auf Knopfdruck wie von Zauberhand an die Tara, wie die Ladentheke branchenüblich genannt wird, transportiert. Der persönliche Kontakt zum Kunden bleibt durchgehend aufrecht und es bleibt mehr Zeit und vor allem Raum für Kundenberatung, denn der Automat benötigt nur einen Bruchteil der herkömmlichen Lagerfläche. Bei der Materialwahl kommt vorwiegend helles Corian zum Einsatz. Regale rahmen wie große Bilder die angebotenen Produkte ein, deren Verpackungsdesign sich vor dem grauen Hintergrund gezielt abhebt. Ein grüner Bodenbelag markiert jene Bereiche, zu denen Kunden keinen Zutritt haben. Als Leuchtmittel kommen LED-Leuchten zum Einsatz. Das Lichtkonzept in der Paulaner-Apotheke führt vor Augen, wie perfekt LED Lichtstimmungen erzeugen kann und eine echte Alternative ist.

Der Apotheker in 4. Generation ist ein Architekten-affiner Pharmazeut. Es ist dies bereits die dritte Apotheke, die er von Architekten planen ließ. Nach erfolgreicher zweimaliger Zusammenarbeit mit Michael Stepanek führte ihn die Apotheken-Expertise zu Atelier Heiss Architekten. (Text: Martina Frühwirth)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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