Bauwerk

Akademie der Künste
Behnisch & Partner, Werner Durth - Berlin (D) - 2005
Akademie der Künste, Foto: Jürgen Henkelmann / ARTUR IMAGES
Akademie der Künste, Foto: Jürgen Henkelmann / ARTUR IMAGES
Akademie der Künste, Foto: Werner Huthmacher / ARTUR IMAGES

Berliner Bauamtsschimmel

Akademie der Künste beklagt Schäden am Rohbau ihres zukünftigen Hauses

8. August 2003 - Claudia Schwartz
Erst vor kurzem gab der neue Präsident der Akademie der Künste in Berlin, Adolf Muschg, seiner Hoffnung Ausdruck, dass sich beim Neubau der Institution am Pariser Platz doch noch alles zu einem glücklichen Ende füge und das Haus in vorgesehener Frist fertiggestellt werde (NZZ 12. 7. 03). Nun hat ihn schon der berühmt- berüchtigte hauptstädtische Schlendrian eingeholt. Nachdem die Bauarbeiten bereits seit Monaten aufgrund der typischen Berliner Mischung aus Finanznöten und Inkompetenz stagniert hatten, wurde nun im Tiefgeschoss ein «massiver Befall der Wände mit Schimmelpilz» entdeckt, wie es in einer Pressemitteilung der Akademie heisst. Diese sieht folglich den Sinn ihres Neubaus in Frage gestellt, da in den metertiefen Untergeschossen ihre wertvollen Archivbestände untergebracht werden sollten. Damit kommt ein Missstand ans Licht, der seinen Anfang nahm, als das Land Berlin einen Teil des Grundstücks am historischen Standort der Akademie am Pariser Platz dem benachbarten Hotel Adlon verkaufte und die Akademie zwang, die Archivräume in den Berliner Untergrund zu verlegen. Die Hiobsbotschaft kommt zu einer Zeit, da man sich in Berlin durch die angekündigte Übernahme der Institution durch den Bund per Anfang nächsten Jahres der Querelen enthoben glaubte. Eine Bauruine aber wird sich dieser kaum andrehen lassen.

Was derzeit an gegenseitigen Beschuldigungen von Baufirma und Berliner Bauverwaltung nach aussen dringt, verheisst nichts Gutes. Es erinnert an Fehlkalkulationen und Missmanagement beim Neubau von Peter Zumthor für die Gedenkstätte «Topographie des Terrors», einem neben Günter Behnischs Akademiegebäude weiteren architektonischen Renommierprojekt Berlins der Nachwendezeit, für das schon länger ein Baustopp gilt. Der gläserne Entwurf von Günter Behnisch am Pariser Platz hatte anfänglich mit heftigem Widerstand bei den zahlreichen offiziellen Vertretern des steinernen Berlin zu kämpfen, wie auch das ehrgeizige Projekt Zumthors für die Gedenkstätte am Ort der ehemaligen Zentrale der Gestapo so manchem ein Dorn im Auge ist. Die Berliner «taz» forderte deshalb den Rücktritt der Verantwortlichen in der Bauverwaltung, die dazu tendierten, ungeliebte Projekte zu verschleppen, oder besser gesagt: verschimmeln zu lassen.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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