Bauwerk

Weingut Loimer
Andreas Burghardt - Langenlois (A) - 2000

Blackbox für Wein

Rondo spezial Alu

Die schwarze Schachtel liegt wie ein gut getarntes Muttermal in den Langenloiser Weinbergen. Das Bauherren-Architekten-Paar, der Winzer Fred Loimer und Andreas Burghardt, haben einen Kontrapunkt zur Lieblichkeit und einen Meilenstein der Baukultur in der Region geschaffen

6. Juni 2003
„Fragen Sie Einheimische nach der ,Schwarzen Schachtel'“, empfiehlt der Weinführer Falstaff in der Ausgabe 2002 seinen Lesern. Wer diesem kunstsinnigen Rat folgt, findet am Langenloiser Vögerlweg ein futuristisch-minimalistisches Gebäude - den Weinkeller des Weinviertler Winzers Fred Loimer. Eigensinn bewies der Besitzer der einerseits auffälligen, zugleich aber erstaunlich gut im Gelände „getarnten“ Blackbox freilich schon immer: Erfand er doch bereits als Volksschüler spontan auftretende Hals- oder Kopfschmerzen, um in den Weingärten seines Vaters mithelfen zu können - wobei dieser den aufgeweckten Sohn in dessen späteren, rebellischen Sturm- und Drang-Jahren mitunter wohl auch „für einen kleinen Narren hielt“, wie Fred Loimer heute rückblickend zu erzählen weiß.

Eigenwillig, aber keinesfalls Narretei ist denn auch die Architektur des mit dem Bauherrenpreis 2002 ausgezeichneten Winzerhauses, die der gegen Anfang der Neunzigerjahre zum Starwinzer avancierte Weinviertler in Auftrag gab - und damit nicht nur in Langenlois, sondern auch über die Grenzen Österreichs hinaus für einiges Aufsehen sorgte. Im Frühjahr 1999 erwarb Loimer zu diesem Zweck den am Stadtrand von Langenlois gelegenen

Schlosskeller Haindorf, der ideale klimatische Bedingungen für den Ausbau und die Lagerung hochqualitativer Weine bietet. In der Folge beauftragte er den Wiener Architekten Andreas Burghardt mit der Aufgabe, über dem barocken Gewölbe ein Weinloft zu errichten. Die daraus resultierende Architektur, die übrigens gemeinsam mit dem Corporate Design des Winzers entwickelt wurde, verleitet Fred Loimer heute dazu, den Gästen seines Weinlofts beim Verkosten der berühmten Tropfen mitunter auch eine recht treffende Metapher zu kredenzen - quasi als Etikettierung der von ihm geförderten, mutigen Architektur. „Das Gebäude ist wie eine Flasche Wein“, sagt Loimer dann, „zunächst verschlossen und von außen schlicht und glatt, aber wenn man es öffnet, erschließt sich eine wunderbare Welt.“

Wer diese Worte im Inneren des Weinlofts vernimmt, etwa am Rand der acht Meter langen Glasplatte des Degustationsraumes, tut sich wohl leicht, diese in entsprechende Bilder umzusetzen. Eine fast theatralisch anmutende Inszenierung stellt sich hier dar.

Angefangen bei der weißen Tischplatte, die die Farbnuancen der zu verkostenden Weißweine differenziert hervortreten lässt, bis zum Blick durchs einzige Fenster des Raumes, das den zwischen den Weinbergen liegenden Heiligenstein wie ein Bild einrahmt. Die von außen empfundene Geschlossenheit des schwarzen Monolithen präsentiert sich im Inneren des L-förmigen Baukörpers überraschend aufgelöst: Eine vollständig zu öffnende Schiebeglasfassade führt zum lichten Innenhof-Garten, neben dem Verkostungsraum schließen das moderne Büro und einige Serviceräume an.

Auch die beachtliche Raumhöhe von vier Metern wirkt sich befreiend aus - sie lässt die vergleichsweise geringe Nutzfläche weit größer wirken, als es die 220 Quadratmeter nahe legen. Der Abstieg in den weit verzweigten historischen Keller lässt indessen über baulichen Purismus im Wandel der Jahrhunderte reflektieren - stellt die mit Ziegelwerk „gezeichnete“ Geometrie der langen Gewölbegänge doch eine unübersehbare geistige Verwandtschaft zur oberirdischen Blackbox dar - und vice versa.

„Die Materialwahl für ebenderen Rohbau - innen grober Sichtbeton, außen schwarzer Putz - verlangt dabei nach einem Material, das in der Haptik einerseits und der technischen Anwendung andererseits mit diesen beiden Schichten eine Verbindung eingeht“, sagt Architekt Andreas Burghardt dazu - und griff in der Folge auf Aluminium zurück. „Aluminium schafft hier den exakten Rahmen“, weiß er. „Die großflächigen Schiebefenster und das Detail des außen liegenden, putzbündigen Abschlusses waren nur in einer Metallkonstruktion, und hier wiederum aus statischen und bauphysikalischen Gründen nur in Alu zu realisieren.“

Ebenso war die Farbwahl mit einer Beschichtung in einem matten Schwarzgrau in Glanzgrad 40 entscheidend für die Gesamterscheinung - eine von Hunderten Farbtönen und Varianten. „Nicht zuletzt ist es der Verlass auf geprüfte Systeme, der die Systemwahl beeinflusst, wobei es dem Geschick des Architekten überlassen ist, diese so einzusetzen, dass es nicht nach Alufenster-Allerlei aussieht“, sagt Andreas Burghardt über seine Erfahrungen mit Aluminium.

Für den Bauherrn des konkreten Projekts Loimer war diese Investition denn auch in Zusammenhang mit der Langlebigkeit und der Exaktheit argumentierbar, und daran hat sich bis dato nichts geändert - „seine vollste Zufriedenheit bei der Bedienung und Reinigung sowie der Funktionalität“ dieser mit modernen Materialien ausgeführten Architektur.

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