Bauwerk

Weingut Grenzlandhof Reumann
Erich Wiedeschitz - Deutschkreutz (A) - 2003
Weingut Grenzlandhof Reumann, Foto: Bruno Klomfar
Weingut Grenzlandhof Reumann, Foto: Bruno Klomfar
10. Mai 2004 - Az W
Wie die Wohnhäuser mehrerer Generationen der Familie Reumann um den zentralen Hof liegen, so schließen sich auch mehrere Generationen von Gebäuden für die Weinproduktion diesem Ensemble an. Erst nach dem Betreten des atriumartigen Hofes manifestiert sich der neue Baukörper, der sich leicht und transparent über die historisch dichte burgenländische Streckhofstruktur mit ihren verschachtelten Zwischenräumen erhebt. Barriquekeller, Presshaus und der Degustationsraum sind auf drei Ebenen angelegt, sodass sich eine logische Abfolge von Produktion, Lagerung und Genuss ergibt.

Die Konstruktion des Kellers selbst besteht aus einer Sichtbetonschale, die den Keller temperiert. Der zweischalige Aufbau der Wandkonstruktion als Grundlage eines optimalen Klimas mit der natürlichen Abkühlung durch das Grundwasser unterstreichen den wesentlichen Ansatz für die Lagerung des Weines. In der untersten Etage reihen sich die Barriquefässer auf einem neuartigen Regalsystem, das eine einfache und flexible Handhabung der einzelnen Fässer ermöglicht. Durch einen transparenten Keil, konsequent und schlüssig aus dem unregelmäßigen Grundriss des Hofes abgeleitet, wird das Licht direkt in das Presshaus geleitet, das dadurch hell und klar wirkt. Vollkommen transparent bietet sich auf oberster Ebene der Degustationsraum dar, der gleichsam zu einem erweiterten Raum des Hofes, einer Art Loggia, wird. Dieser Eindruck wird durch die spezielle Verglasung verstärkt, welche durch vertikale, weinrote Bänder, ebenfalls aus Glas, rhythmisiert wird. Witterungsschutz und Wärmedämmung sind durch Profilbauglas gewährleistet, das durch die Verwendung einer weißen Folie die zweischalige Fassade betont.

Das Gebäude, so abstrakt es auch wirken mag, versinnbildlicht auf eleganteste Art das vielschichtige Betätigungsfeldes der Familien Reumann. Licht und Wasser, die Garanten für das Wachsen und Gedeihen sind ebenso thematisiert, wie der Weinstock selber. In einer kleinen Laube, auf gleicher Ebene mit dem Degustationsraum und formaler Ausgangspunkt für den Lichtkeil des Presshauses, wird die jahreszeitliche Entwicklung der Weinrebe in Erinnerung gerufen. Gleichzeitig symbolisiert die Laube die Ur-Symbiose zwischen Natur und Architektur wie auch die Architektur selber immer wieder auf die Natur verweist. Das Licht als lebendige Kraft für das Reifen der Weintrauben ist stets erlebbar und in seinen verschiedenen Farben präsent. Besonders eindrücklich wird dies im Leuchten der transparenten roten Gläser der Fassade, das dem Lichtfunkeln eines ins Licht gehaltenen Rotweinglases gleicht. (Text: Architekt)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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