Bauwerk

Kindergarten
moa rchitekten - Andelsbuch (A) - 1999
Kindergarten, Foto: Michael Spaich
Kindergarten, Foto: Michael Spaich
27. Mai 2004 - Az W
In Andelsbuch bin ich groß geworden, ging dort in die Volksschule und baute gleich nebenan den Kindergarten. Wer hätte das gedacht? Ich damals: niemals. Im Dezemberwinter 1997 zeichnete ich mit Alexander Schranz im alten Bahnhof von Andelsbuch, neben einem alten Holzofen, den wir ständig fütterten, unsere Idee vom Kindergarten für den Wettbewerb. Wir spielten wie Kinder und gewannen den Bewerb. Tatsächlich ist es ein Privileg, im eigenen Heimatort noch jung eine solche Bauaufgabe gestalten zu dürfen – und eine Herausforderung. Ich konnte nicht anders, als mich mit dem Dorf, seiner Politik, seinen Leuten und meiner Kindheit auseinanderzusetzen. Ich wollte etawas Gutes machen für „meinen Ort“.

Meine Unerfahrenheit war mein größtes Hindernis und meine größte Freiheit zugleich. Alex zeichnete einen Teil der Pläne, um sich danach nach Wien zu verabschieden. Ich mietete ein Büro, in das bald als Dritter im Bunde mein jetziger Partner Michael Ohneberg dazustieß. Ich leitete das Projekt. Alex und ich spielten weiter wie die Kinder. Wir erfanden eine unterirdische Spielhöhle mit Sternenlichtern, die wir zu unserer großen Freude auch umsetzen konnten. Wir erfanden eine Unzahl an Farb- und Holzoberflächen. Den Kindern gaben wir eine Vielzahl von Möglichkeiten, reale Farben, Körper und Materialen zu erfahren. In einer minimalistischen Monotonie zu versinken, das hatten wir partout nicht im Sinn. Jeder Gruppenraum leuchtet und formiert sich verschieden zum anderen. Der Gang verengt und weitet sich zu zusätzlichen Spielnischen. Alles ist Spiel. Vorhangachter grenzen Verstecke und Puppenküchen ab, tief gelegte Fensterbänke setzen die Kinder an die gläserne Südhaut. Viele unterschiedliche Details, Lösungen, Oberflächen zeichnen eine differenziert lesbare Collage sinnlich erfahrbarer kleiner Welten. Das war und ist das Wichtigste für uns: die Freude mit unseren Sinnen der Welt zu begegnen.

Fünf Wege führen in das Hausinnere. Einer, der Wichtigste, stuft sich entlang der alten Volksschule, um sich in kleinen Stufen längs des Kindergartens zu wiederholen. Mit Sorgfalt versuchten wir den Bau in das Gelände zu setzen. Der Gemeinde gaben wir durch das multifunktionale erweiterbare Foyer im Zusammenschluss mit dem als Bühne nutzbaren Kreativraum einen zusätzlichen Veranstaltungs- und Versammlungsraum am Abend. Dieser Raum wird oft genutzt. Differenziert zeichnet der Bau die Räume, vielgestaltig wie ich mir das Leben wünsche, mit Schwächen und Stärken. (Text: Klaus Metzler )

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Gemeinde Andelsbuch

Tragwerksplanung