Bauwerk

T-Center St. Marx
Architektur Consult, Domenig & Eisenköck - Wien (A) - 2004

Eine liegende Skulptur, die abhebt

Derzeit ist das Areal rund um den ehemaligen Schlachthof St. Marx ziemlich devastiert. Aber nicht mehr lang: Derzeit wird am Rennweg das beeindruckende T-Center errichtet, das als Initialprojekt für die Revitalisierung gilt.

3. Juli 2003 - Thomas Trenkler
Der mächtige „Flügel“, eine Konstruktion aus Stahl und Glas, die über 800 Tonnen wiegt, ragt zwar noch nicht aus dem Gebäude am Rennweg, das gegenwärtig als das größte Bürohausprojekt von Wien bezeichnet wird. Aber auch ohne diesen schräg aufsteigenden Baukörper wirkt das T-Mobile-Center, das in rund einem Jahr fertig gestellt sein soll, durchaus imposant.

Schließlich wurden auf einer Grundstücksfläche von 26.000 Quadratmetern bisher 80.000 Kubikmeter Beton und 8000 Tonnen Stahl verbaut. Die neue Zentrale des Mobilfunkunternehmens ist aber kein Hochhaus (auch wenn es mit seinen elf Stockwerken laut Bauordnung als solches gilt): Günter Domenig, dem Architekten, schwebte eine „liegende Skulptur“ vor - als Gegensatz zu den Wolkenkratzern auf der Donauplatte, die er leicht abfällig als „Projekte der Eitelkeit“ bezeichnet.

Eigentlich ist dieses zwar riesige, aber doch verwinkelte und zum Teil auf Gabelstützen stehende Gebäude eine Gemeinschaftsarbeit zusammen mit Hermann Eisenköck, seinem Partner, der den Auftrag an Land zog. Aber von Domenig, dem alten Fuchs aus Kärnten, der seit den 60er-Jahren mit seinen Entwürfen Furore macht (beispielsweise das Z-Gebäude in der Favoritenstraße), stammt die genialische Skizze. Und daher sagt er stolz: „Dieser Flieger gehört mir!“ Denn eine Wirkung durch Höhe zu erzielen sei einfach; schwierig hingegen sei es, eine ähnliche in der Horizontalen hervorzurufen.


220 Millionen Euro

Und man glaubt es kaum: Das Gebäude - die Gesamtkosten inklusive Grundstück, Planung und Errichtung liegen bei rund 220 Millionen Euro - kommt trotz der architektonischen Besonderheiten nicht teurer als ein massiver Turm. Denn es sind weder platzraubende Versorgungsschächte noch aufwändige Brandschutzmaßnahmen nötig. Daher setzen die Bauherrn den Entwurf auch ohne Veränderungen um: Die Architekten zollten ihnen für den Mut bei der Pressebegehung, die am Dienstag stattfand, hohes Lob.

Das T-Center soll aber nicht nur eine Büroburg (58.000 Quadratmeter, 3000 Arbeitsplätze) sein: Geplant sind auch ein Hotel, Geschäfte und andere öffentliche Einrichtungen. Für Eisenköck war es wichtig, „urbanen Raum“ zu schaffen. Denn direkt hinter der Skulptur mit seiner innenliegenden Plaza liegt die gusseiserne Schlachthofhalle St. Marx, die gegenwärtig ein Bild des Jammers bietet. Diese zu revitalisieren ist ein Anliegen der Stadt - und die Zentrale von T-Mobile dient sozusagen als Initialzündung für die Aufwertung des gesamten Areals.

Dem Megaprojekt stand man daher von Anfang an (2000) äußerst positiv gegenüber: Domenig und Eisenköck sind noch immer verwundert, wie schnell alles ging: „Die Verhandlungen waren im Zeitraum, den man in der Regel für ein Einfamilienhaus benötigt, abgeschlossen.“

Auch für St. Marx haben sich die beiden Gedanken gemacht (Indoor-Flaniermeile mit Shops und Büros). Eine Entscheidung steht aber noch aus. Den Vorwurf, man habe die Halle wegen des T-Centers zu zerstören begonnen, weist Eisenköck zurück: Abgerissen werden sollte nur die zwei Jahrzehnte später errichtete Erweiterung. „Es war an sich akkordiert, die Halle auf die originalen Proportionen von 1892 zurückzuführen.“ Die ersten Achsen waren ohnedies der Südosttangente zum Opfer gefallen.

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